Ohne Konsolidierung in die Champions-League

Migros-Verteilbetrieb Neuendorf investiert in eines der größten Logistikzentren der Schweiz. Die Eidgenossen erweitern und modernisieren mit Witron ein Tiefkühllager, automatisieren ein manuelles Logistikzentrum und ordern für das Filialgeschäft und E-Commerce ein Omnichannel-Lagerkonzept - drei Baustellen im laufenden Betrieb.

„Das AIO ist für uns eine Blackbox, die uns einen großen Effizienzgewinn beschert“, lacht Kissling. „Wir vertrauen den Witron-Kollegen.“ Migros füttert das System mit Auftragsdaten, Previewdaten, historischen Daten und daraus entwickelt ein Algorithmus die beste Verteilung im System. Ein „Digitaler Zwilling“ unterstützt bei der Prozess-Simulation und somit bei der Entscheidungsfindung.

„Der Kunde hat natürlich noch Eingriffsmöglichkeiten“, ergänzt Venzl. Die Basis des AIO liegt in der intelligenten Verteilung der Artikel im AIO-Storage Center, aus welchem die Artikel aus Behältern bzw. Kartons teilweise direkt in das dafür vorgesehene Versandmedium kommissioniert werden.

Warum ist das System 4.0?

Die Antwort liefert das WMS: Es hat die gesamte Supply Chain im Blickfeld. Alle Veränderungen in der vertikalen und horizontalen Prozesskette (wie z.B. Stammdaten, Bestände, Maschinen, Aufträge, Artikel, Filialen, Touren, Vertriebswege, Rahmenbedingungen) fließen permanent und unmittelbar in den Logistikprozess ein.

„Wir haben in beiden Bereichen, Physik und IT, große Herausforderungen, denn auch die Physik ist nicht ganz einfach bei uns. Wir müssen in unseren fünf Stockwerken im Non-Food-Bereich an den Hebern und der Fördertechnik im laufenden Betrieb Witron-Steuerungen installieren. Für das CPS muss Fläche leergeräumt werden, die wir eigentlich im Handling täglich brauchen. Auf der IT-Seite besteht die Herausforderung darin, dass wir heute an das Schäfer-System angebunden sind und das auch beibehalten wollen. Witron muss sich also andocken. Wir können auch kein HRL einfach mal schnell frei räumen, sondern es müssen temporäre Schnittstellen geschaffen werden“, fasst es Alexander Schweizer nüchtern zusammen. Er ist der Herr der IT, der Daten im Migros Verteilbetrieb und Venzl ergänzt: „Das schaffen wir.“ Daran arbeiten sie beide – bis 2021 muss es laufen. „Wir arbeiten hier an der Logistik-Champions-League“, unterstreicht Schweizer, der auch die Tiefkühlbaustelle im Blick hat – einmal über den Parkplatz, vorbei an Kränen und Baumaschinen.

OPM-System im Einsatz

Im benachbarten Tiefkühllager vertrauen die Eidgenossen zukünftig auf das OPM-System von Witron, ersetzen ein Schäfer-System, um dem Wachstum gerecht zu werden.

„Unser TK-Lager läuft 24/7 und das vollautomatisch. Die Mengen wuchsen in den letzten Monaten stark, wir verantworten zukünftig auch das TK-Geschäft von der Marke Denner, die auf Rollcontainern kommissionieren. Das kann die aktuelle Anlage nicht mehr leisten, auch eine Erweiterung des Systems war nicht möglich. Deshalb kaufen wir zehn neue COM-Maschinen von Witron“, erklärt Schweizer.

Mit dem OPM ist es möglich, gut 95 Prozent des Artikelspektrums eines Vollsortimenters komplett ohne Personaleinsatz vollautomatisch und filialgerecht – d.h. je nach Aufstellung der Artikel in den Regalen im Shop – auf Paletten bzw. Rollcontainern zu kommissionieren. Herzstück des Systems ist die Beladevorrichtung COM (Case Order Machine). Damit ist es möglich, mit einer Systemleistung von über 500 Picks pro Stunde Handelseinheiten produktschonend und „store-friendly“ auf Ladungsträger zu kommissionieren.

Wie reagiert die Belegschaft auf die Zunahme an Automatisierung? Im Tiefkühllager bei Michael Odermatt sind die Veränderungen auf den ersten Blick weniger groß. Odermatt managt den Change Prozess im TK Bereich. „Die bestehende Mannschaft kennt sich mit dem vorher genutzten Schäfer-System aus, da müssen wir auf das Witron-System umschulen, aber Automatisierung ist für das Team nicht neu“, berichtet Odermatt. Die TK-Kolleginnen und Kollegen müssen in den nächsten Monaten das OPM-System kennenlernen und sich in die Dialoge einarbeiten. Odermatt und seine „TK-Familie“ trainieren unter anderem mit der OPM-Anlage beim Migros-Verteilzentrum in Suhr.

Die Mitarbeiter mitnehmen

Und wie sieht es im Non-Food-Bereich aus, gibt es aufgrund der kommenden Automatisierung bei den Mitarbeitern im Non-Food-Bereich Ängste? „Ja, es gibt Ängste, weil sich die Aufgaben stark verändern werden“, erklärt Franziska Müller offen. Sie ist zusammen mit Michael Odermatt für das Change-Projekt MVN Logistik 4.0 im Migros-Verteilbetrieb Neuendorf zuständig ist.

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