Hybride Automatisierung mit Extra-Power

Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Leistungsdruck, Engpässe in Lieferketten, krankheits- oder überlastungsbedingte Ausfälle von Mitarbeitenden - in vielen Bereichen der heutigen Arbeitswelt verknüpfen sich diese Aspekte zu einer scheinbar unauflösbaren Kette. Besonders betroffen sind Branchen und Industriezweige mit nicht automatisierbaren, körperlich belastenden Arbeitsplätzen wie Logistik, Baugewerbe, Kfz-Werkstätten und Paketdienste. Die Corona-Pandemie hat offenbart, dass solche Arbeitsplätze fit für die Zukunft gemacht werden müssen: gesünder, sicherer und attraktiver für die Teams, effizienter für die Unternehmen. Um die enormen Herausforderungen anzupacken, setzt das Robotikunternehmen German Bionic auf eine technische Erweiterung menschlicher Fähigkeiten, englisch 'Human Augmentation', die all diese Aspekte in einem Ansatz hybrider Automatisierung vereint. Das bedeutet: Dort, wo Automatisierung an ihre Grenzen stößt, werden körperlich hart arbeitende Menschen mit smarten Wearables und robotischen Exoskeletten ergonomisch entlastet und zugleich KI-basiert, vernetzt und sicher in digitale Prozesse integriert.
German Bionic präsentiert die neueste 
Generation intelligenter Exoskelette und Wearables für die Arbeitswelt.
German Bionic präsentiert die neueste Generation intelligenter Exoskelette und Wearables für die Arbeitswelt.Bild: GBS German Bionic Systems GmbH

Beispiel Logistik und Intralogistik: Auch im hochmodernen Warehouse gibt es Aufgaben, die Menschen effektiver ausführen. Dazu gehören das Kommissionieren sowie das Be- und Entladen von Paletten, Lkw und anderen Transportmitteln. Denn die unterschiedlichen Größen und Gewichte von Lasten machen beispielsweise das Palettieren in automatisierten Lagern oft zu einer Herausforderung. „Die smarten Wearables und Exoskelette von German Bionic sind exakt für solche Arbeitswelten konzipiert“, sagt Norma Steller, Chief Product Officer bei German Bionic. Wenn ein Lkw einfährt oder kommissioniert wird, streifen die Arbeitenden die smarten Tools in Sekundenschnelle über, und schon vereint sich menschliche Flexibilität mit maschineller Kraft.

Die Power Suits sind so konzipiert, dass sie auch über eine ganze Schicht hinweg getragen werden können und die Teams unterstützen, ohne sie zu behindern. Sie lassen sich wie ein Rucksack tragen und werden zudem an den Oberschenkeln befestigt. „Wir haben sie so designt, dass die Passformen flexibel sind. Ob groß oder klein, männlich oder weiblich, eher kräftiger oder schmaler im Körperbau: Die Tools passen sich optimal und komfortabel an die jeweiligen Nutzenden an“, erläutert Norma Steller. „So bieten wir ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten und schaffen auch auf dem manuellen Arbeitsmarkt eine Basis für mehr Inklusion und Diversität.“ Auch die jeweils benötigte zusätzliche Kraft lässt sich über einen integrierten Screen individuell einstellen.

Weniger Anstrengung, weniger Rückenschmerzen, weniger Krankheitstage

Ob Pakete, Kisten, Reifen, Baukomponenten, Zementsäcke oder Koffer – was auch immer Menschen in ihren Jobs täglich zu hieven, zu tragen oder in vorneüber gebeugter Haltung zu montieren haben: Die Kraftanzüge auf ihren Rücken geben ihnen bei jeder Hebe- und Tragebewegung aktiv zusätzliche Energie und eine Entlastung von bis zu 30kg. So müssen sie weniger Muskelkraft aufwenden und werden über ein integriertes Ergonomie-Frühwarnsystem zugleich vor rückenschädigenden Fehlhaltungen bewahrt. Das beugt arbeitsbedingten Rückenerkrankungen vor, sorgt für weniger Erschöpfung, geringere Fehlerquoten und bis zu 25 Prozent weniger Krankheitstage.

Das Besondere an diesem System: Durch die Vernetzung der Exoskelette werden die Bewegungen digital erfasst. „Auf einer Baustelle beispielsweise müssen Arbeitskräfte allein, um eine Standardpalette mit Zementsäcken von A nach B zu bringen, mehr als eine Tonne heben und tragen. Die jeweilige Entlastung durch das Exoskelett auf dem Rücken lässt sich am Ende eines Tages exakt ablesen“, sagt Norma Steller. „Da steht dann zum Beispiel so etwas wie: 717kg Last kompensiert, entspricht einem halben Kleinwagen.“

Arbeitsschutz wird messbar und anschaulich

So macht die cloudbasierte Datenplattform German Bionic IO Arbeitsschutz nicht nur messbar, sondern auch anschaulich. Das System analysiert die von den Wearables und Exoskeletten DSGVO-konform erhobenen und anonymisierten Daten, lernt durch Machine Learning und KI kontinuierlich dazu und verbessert die jeweiligen Sicherheitsmaßnahmen mit jeder Bewegung der Trägerin oder des Trägers. So lassen sich je nach Arbeitsumgebung und eingesetztem Gerät die jeweiligen Risiken, Trends und Prozessoptimierungen ermitteln. Das integrierte KI-basierte Ergonomie-Frühwarnsystem Smart Safety Companion identifiziert zudem ergonomische Risiken innerhalb von Arbeitsabläufen, gibt individuelle Empfehlungen und zeigt Optimierungspotenziale auf.

Nachweislich weniger MSE-Risiko

„Diese ergonomischen Arbeitsschutzmaßnahmen sind wegweisend“, erklärt der Präventionsmediziner Prof. Dr. Herbert Schuster. „Denn kräftezehrende und wiederholte Arbeitsvorgänge können zu Ermüdung führen. Und Ermüdung gehört zu den Hauptursachen dafür, dass Menschen Fehler machen und sich am Arbeitsplatz verletzen. Mit zusätzlicher maschineller Energie reduzieren aktive Exoskelette wie die von German Bionic wirksam die Fehlbelastung des unteren Rückens und den Grad der Muskelermüdung. So verringern sie nachweislich das Risiko von Muskel- und Skeletterkrankungen.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) als Hauptursache für die Arbeitsunfähigkeit von rund 1,71Mrd. Menschen weltweit. In Deutschland führen MSE nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA 2022) jährlich zu geschätzten 19,6Mrd. Euro Produktionsausfall sowie zu 32,5Mrd. Euro Verlust an Bruttowertschöpfung. Und da die Bevölkerung immer älter wird, werden diese Zahlen weiter steigen. Ein ernsthaftes Problem für Betroffene und Unternehmen.

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