Happy Birthday, Europalette!

Bild: Hubtechnik24 / European Pallet Association e.v. / Bildarchiv D.Malzahn

Als Geburtsjahr der Europalette kann das Jahr 1961 angesehen werden. Europäische Eisenbahngesellschaften einigen sich auf einen einheitlichen Transportpalettenstandard. Die Vertreter der ‚Vereinigung der Internationalen Eisenbahnen‘ (UIC) unterzeichneten hierfür einen Vertrag über eine austauschbare Palette – die Europalette. Darin festgehalten waren unter anderem Vorgaben für Normen, Herstellung und Reparatur: Neun Holzklötze, elf Bretter und 78 Spezialnägel, eine relativ einfache Konstruktion, die die Transportbranche revolutionierte. Am 01.07.2021 ist es also soweit: Happy Birthday, Europalette!

Seit 60 Jahren sorgt die Erfindung der Europoolpalette, wie sie auch genannt wird, dafür, dass Güter und Waren sicher an ihr Ziel gelangen – ob Baumaterialien auf die Baustelle oder Lebensmittel in Supermärkte. Dank ihrer Beschaffenheit und Eigenschaften ist die Europalette nicht nur für das Transportwesen, sondern auch für das Lagern von Waren bestens geeignet.

Die Geschichte der Europalette

Die Mehrfachverwendung und das einfache Austauschen der Paletten im Handel sind nicht nur aus ökonomischer Sicht ein absoluter Pluspunkt, sondern auch aus ökologischer. Kein Wunder, dass heutzutage mehr als 600Mio. Paletten weltweit im Umlauf sind. Die Geschichte der Europalette begann jedoch früher:

1. Jahrtausend v. Chr.
Kufenpaletten in Ägypten undMesopotamien

Im alten Ägypten kamen bereits die ersten Vorläufer der heutigen Europalette zum Einsatz. Die damals schon aus Holz gefertigten Schlitten oder auch Kufenpaletten wurden für den Transport von Baumaterialien benutzt – tonnenschwere Steinblöcke verfrachteten sie vom Abtragungsort zur Baustelle.

1917
Die Erfindung des Gabelstaplers in den USA

Einen großen Sprung in der Geschichte macht die Erfindung des Gabelstaplers im Jahr 1920, durch den amerikanischen Hersteller Clark Equipment Company. Dem folgte zwangsläufig die Auseinandersetzung mit platzsparenden und systematischen Ladeeinheiten – auch mit der Palette. Diese bestanden damals noch aus verbundenen, stählernen Gleitkufen.

1939 und 1949
Erste Paletten-Patente in den USA

1939 erfolgte die erste Anmeldung eines Patents für eine Holzpalette in den USA. Zudem wurden die damals noch stählernen Paletten bevorzugt als Transportmittel in der amerikanischen Kriegswirtschaft für Munition und anderes Geschützzubehör in den 40er Jahren verwendet. Im Jahr 1949 wird das Prinzip der modernen 4-Wege-Palette patentiert, zuvor waren nur 2-Wege-Paletten bekannt.

1950er Jahre
Chaos im europäischen Warenverkehr

Innerhalb Europas bestehen unterschiedliche Palettenabmessungen für den internationalen Eisenbahnverkehr. Das Problem der Zweckmäßigkeit in der gemeinsamen Nutzung von Paletten wurde 1952 erkannt und den folgenden Jahren ein Abkommen ausgearbeitet.

1961
01.07.1961: die Geburtsstunde der Europalette

Güterabfertigung in Frankfurt Oder mit Gabelstapler und Holzpalette. Europäische Eisenbahnbetreiber standen im Wettbewerb mit dem Gütertransport auf der Straße und benötigten universelle Ladungsträger, die den Warenhandel vereinfachten und beschleunigten – tauschbare Europaletten sollten Abhilfe schaffen. Am 1.7.1961 wurde die Europalette schließlich genormt: 800×1.200x144mm. Im Laufe der Zeit kamen andere genormte Paletten hinzu, die auf verschiedene Transportbedürfnisse abgestimmt waren. Unabhängig welches Modell der Palette benutzt wurde: Die Beladung von Gefährten, ob Zug oder Lastwagen, ging deutlich einfacher und schneller.

Weiterentwicklungen der Europalette

Nach der Einführung im Jahr 1961 kam es in den darauffolgenden Jahrzehnten zu weiteren Entwicklungen bei der Europalette sowie auf dem Palettenmarkt.

1966
Gebrauchsmusterschrift der Europalette

Der konstruktive Aufbau von hölzernen Europaletten wird in der Gebrauchsmusterschrift von Julius Hofer (Erbach) vom Deutschen Patentamt unter der Nummer DE1935973 U1 (Anlage 1) am 31.03.1966 veröffentlicht.

1975
Rechteübertragung Bundesbahn an GPAL

Die Deutsche Bundesbahn überträgt 1975 ihre Markenrechte der Zeichen EPAL, ovales O und RAL-RG 993 (jetzt RAL-GZ 993) an die „Gütegemeinschaft Paletten“, dem Vorgänger des heutigen Europäischen Dachverband des EPAL.

1980er Jahre
Siegeszug der Europalette

Der Haupteinsatzort der Palette verschiebt sich vom Zug- und Schiffsverkehr auf den Straßenverkehr. Sie wird zur populärsten Palette der Welt. Aufgrund ihrer Praktikabilität, ihrer genormten Größen und ihrer Beschaffenheit erfreut sie sich größter Beliebtheit.

1991
Gründung von EPAL

Die European Pallet Association (EPAL) wird 1991 gegründet. Ihr Zweck: die Organisation und Kontrolle des EPAL-Europalettenpools. Ihr Fokus liegt auf dem Ausbau und der Sicherung des Poolingsystems für Ladungsträger. Sie vergibt Lizenzen an Produzente und Reparateure und sichert damit weltweit eine gleichbleibend hohe Qualität von EPAL-Paletten.

2004
Die Europalette erhält DIN EN 13698-1

Festgelegt werden in DIN EN 13698 Anforderungen und Spezifikationsanweisungen für die Nennlast und Tragfähigkeit, die Bauweise und die Prüfung der Paletten und deren Kennzeichnung. 2004 wird die Normung der Europaletten mit DIN EN 13698-1 aktualisiert, die von Marken wie EPAL & EUR genutzt wird.

2016
Rekordverdächtig: mehr als 100Mio. Europaletten produziert

2016 wird die Marke von 100Mio. erstmals geknackt und es werden jährlich 100Mio. Holzpaletten produziert und repariert. Geschätzt wird, dass aktuell über eine halbe Milliarde davon im Umlauf sind.

2017
EPAL und UIC trennen sich

Nachdem im Oktober 2014 die Tauschvereinbarung des einheitlichen europäischen Palettenpools zwischen EPAL und UIC unterzeichnet wurde, löst sich diese im Jahr 2017. Damit wird der Tausch von UIC/EUR- gegen EPAL-Paletten eingestellt. Die Befristung läuft noch bis 31.12.2021.

Seit 2020
Interaktive Paletten

Das IML (Fraunhofer-Instituts Materialfluss und Logistik) und die EPAL entwickeln gemeinsam mit „IPAL“ ein intelligentes Palettennetzwerk. QR-Code und GPS-Tracker erweitern die Europaletten von einem reinen Ladungs- zum Informationsträger.

2020
Preis für Europaletten explodieren

Aufgrund der Covid-19-Pandemie und der erhöhten Nachfrage nach Schnittholz – besonders wegen des Bau-Booms in China und Nordamerika – steigen die Palettenpreise seit vergangenem Jahr drastisch an. Die Preisexplosion ist mit der Knappheit am Rohstoff begründet, weshalb derzeit viele Unternehmen in die Bevorratung gehen. Die weitere Entwicklung ist abzuwarten, eine Entspannung wird sich vermutlich erst zum Ende des Jahres zeigen.

2021
01.07.2021: Europalette wird 60!

60 Jahre sind seither vergangen, in denen die Palette erfunden, standardisiert und massenhaft produziert, verkauft und transportiert wurde. Unterschiedlichste Varianten sind entstanden, Prozesse wurden beschleunigt und ein Ende ist nicht in Sicht. Das Geschäft um die heiß begehrten Paletten boomt und wird es auch weiterhin, trotz manchen Herausforderungen.

Wissenswertes zur Europalette:

  • Maße: 800×1.200x144mm (LxBxH)
  • Bestandteile: 11 Bretter, 9 Klötze und 78 Spezialnägel
  • Eigengewicht: 20 bis 24kg (je nach Feuchtegehalt des Holzes)
  • Material: u.a. Fichte, Kiefer, Birke (in Deutschland)
  • Tragkraft: 1.000kg bei punktueller Belastung, bis 2.000kg bei vollflächiger Belastung
  • Entlastung des CO2 Haushalts um ~ 30kg bei einer EPAL-Europalette.

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