„Digitalisierung ist kein Selbstzweck“

Das Thema Digitalisierung steht bei fast allen Unternehmen ganz oben auf der Tagesordnung. Wie geht Interroll mit dieser Herausforderung um? Ein Interview mit Jens Strüwing, Executive Vice President Products & Technology der Interroll Gruppe, über die Frage, wie digitale Technologien sinnvoll in die Produktions- und Produktstrategie eines Unternehmens eingebunden werden.

dhf Intralogistik – Kommen wir von der Produktion zum Produktangebot: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in diesem Bereich?

Strüwing: Auf diesem Feld orientieren wir uns ebenfalls konsequent an unseren unternehmerischen Leitlinien, die immer den konkreten Kundennutzen ins Zentrum unserer jeweiligen Aktivitäten stellen. Wir orientieren uns bei unserem modularen Plattformangebot an Qualität, Geschwindigkeit und Einfachheit, um die Schmerzpunkte unserer Kunden zu beseitigen und ihnen bei der Wahrnehmung ihrer Geschäftschancen zu helfen. Ein anschauliches Beispiel ist etwa der Interroll-Layouter, eine CAD-Software, die den Planungs- und Bestellprozess von Materialflussprojekten bei unseren Kunden drastisch verkürzt und vereinfacht. Hier haben wir ein Projekt aufgesetzt, um mit dieser IT-Anwendung künftig auch die Simulation geplanter Förderanlagen durchführen zu können. Das heißt, der Kunde kann das entworfene System nicht einfach nur aus unseren Modulen zusammenstellen und ’sehen‘, sondern sogar dessen späteren Betrieb am Rechner vorwegnehmen und verifizieren. Gerade bei komplexeren Anlagenkonfigurationen ist dies für Systemintegratoren ein wichtiger Schritt, um zu einem erfolgreichen Geschäftsabschluss zu kommen.

dhf Intralogistik – Und nicht nur auf der Planungs-, sondern auch auf der Lösungsebene selbst wird der Softwareanteil ja immer wichtiger…

Strüwing: Richtig. Schon heute erlauben unsere Steuerungen bei Bedarf den Aufbau von staudrucklosen, autonomen Subsystemen mit integrierter Förderlogik. Und auch bei unseren Sortiersystemen spielt die Steuerungssoftware eine immer wichtigere Rolle, um deren Einsatz kundenspezifisch auszulegen und deren Inbetriebnahme zu vereinfachen. Aus diesem Grund werden wir unsere Kompetenzen im Bereich Software weiter ausbauen und sie in unserem neuen, global und produktübergreifend verantwortlichen Kompetenzzentrum in Linz konzentrieren. dhf Intralogistik – Gleichzeitig stellen Förderanlagen heute schon selbst immer mehr Informationen über ihren Betriebszustand bereit… Strüwing: Ja, mit unserer DC Platform haben wir ein Angebot im Markt, mit dem unsere Kunden schon heute datentransparente Materialflusslösungen realisieren können, also einen Echt-Zeit-Einblick in laufende Systeme erhalten. Wir geben Anwendern damit die Möglichkeit, über offene und standardisierte Protokolle transparent den Anlagenzustand in Echtzeit zu überwachen oder Fördergüter für die maschinelle Bearbeitung millimetergenau zu positionieren – eine Grundvoraussetzung für smarte Materialflusssysteme in Industrie-4.0-Umgebungen. Schon heute bieten wir Lösungen, die es erlauben, dynamische und statische Daten aus kompletten Fördersystemen abzurufen, zu sammeln und über bedienungsfreundliche Softwareanwendungen auf Smartphones, Tablets oder anderen Endgeräten darzustellen. Auf diese Weise lässt sich die Verfügbarkeit bestehender oder neuer Anlagen weiter erhöhen und der Service wesentlich effizienter gestalten. Gleichzeitig bietet es Systemintegratoren die Möglichkeit, ihren Endkunden neue Dienstleistungen anzubieten.

dhf Intralogistik – Was geschieht dann mit all den Daten?

Strüwing: Mit der neuen Databox nutzen wir diesen Digitalisierungsvorteil auch herstellerübergreifend. Damit können Anwender die dynamischen Betriebsdaten aus heterogenen Anlagen auslesen und zur weiteren Bearbeitung verwenden. Diese Konnektivität ist übrigens längst nicht nur für Services rund um die vorbeugende Wartung wichtig. Mit ihr lassen sich Anlagen auch einfach und flexibel an die jeweiligen Kundenbedürfnisse anpassen. So arbeiten wir etwa an einer IT-Plattform, mit der z.B. bestimmte Anlagenfunktionen künftig ganz einfach per App heruntergeladen werden können.

Seiten: 1 2 3Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Ferag AG
Bild: Ferag AG
Unified-Control-System 
für das Lager der Zukunft

Unified-Control-System für das Lager der Zukunft

Lagerverwaltungssoftware revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Lagerbestände organisieren, verfolgen und optimieren, indem sie effiziente Prozesse, Echtzeit-Daten und automatisierte Funktionen bereitstellt. Letztendlich ermöglicht eine effektive Lagerverwaltungssoftware Unternehmen, flexibler zu sein, sich schneller an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen und somit rentabel und wettbewerbsfähig zu bleiben und nachhaltig zu wachsen. Trotz Vorteilen, die auf der Hand liegen, sind die mit der Implementierung verbundenen Kosten und Prozessumstellungen nicht selten eine Hemmschwelle, die Unternehmen überwinden müssen. Ferag.doWarehouse ist eine innovative Software, welche die Standards für die Lagerverwaltung neu definiert. Sie bietet eine ebenso unkomplizierte wie maßgeschneiderte Lösung für Unternehmen jeder Größe und Komplexität.

Bild: GIS AG
Bild: GIS AG
Rigging-System 
für Multifunktionsarena

Rigging-System für Multifunktionsarena

Im Oktober 2022 konnten die ZSC Lions ihr neues Heimstadion einweihen. Die Swiss Life Arena ist nicht nur eines der größten Eishockeystadien der Schweiz, sondern vor allem auch eine Multifunktionsarena mit modernster Infrastruktur für die unterschiedlichsten Events und Anlässe. Zur Ausstattung gehört ein Rigging-System an der Hallendecke, das in Zusammenarbeit mit den Firmen B+T Bild+Ton und GIS realisiert wurde. Es besteht aus sechs Traversen und insgesamt 30 Elektrokettenzügen, die bequem über einen Touch-Controller gesteuert werden können.

Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH
Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH
Sportwagenhersteller setzt 
auf zentrale Leitsteuerung

Sportwagenhersteller setzt auf zentrale Leitsteuerung

Porsche bindet in der Intralogistik Automated Guided Vehicles (AGVs) ein, die ab sofort über den MHP FleetExecuter gesteuert werden. Damit setzt der Autobauer erstmals in der Unternehmensgeschichte auf eine zentrale Flottenleitsteuerung. Die in die bestehende IT-Infrastruktur integrierte Cloud-Lösung ist in den Stammwerken in Zuffenhausen im Einsatz. Dort dient sie als funktionaler Core der Automatisierung des Logistikprozesses. In Kürze sollen weitere Roll-outs folgen, etwa beim Bau des Taycan. Geplant sind zahlreiche Projekte, bei denen insgesamt mehrere hundert Fahrzeuge in unterschiedlichen AGV-Flotten mit über 300 Funktionen im Einsatz sind. Die Tochtergesellschaft von Porsche ist dabei für Beratung, Implementierung, Produktentwicklung sowie Service und Support verantwortlich.

Bild: MiR Mobile Industrial Robots ApS
Bild: MiR Mobile Industrial Robots ApS
Kollaborative Sicherheit

Kollaborative Sicherheit

Die fortschreitende industrielle Automatisierung hat ein neues Stadium erreicht: Autonome mobile Roboter (AMR) sind mittlerweile aus Produktionshallen und Logistikzentren weltweit nicht mehr wegzudenken. Diese Technologie ermöglicht es Unternehmen, eine breite Palette von Aufgaben und Prozessen zu automatisieren, was zu einer signifikanten Steigerung der Produktivität und wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit führt. Doch gleichzeitig müssen wir uns den neuen Sicherheitsherausforderungen stellen, die mit der Integration dieser Systeme einhergehen. In diesem Zusammenhang stellt sich die zentrale Frage, wie AMR dazu beitragen können, die physischen Sicherheitsstandards in der Industrie zu erhöhen und gleichzeitig die Resilienz gegenüber Cyberangriffen zu stärken.