Software und Materialfluss werden zum Wettbewerbsvorteil
Was eine weitere Anforderung an den Roboter der Zukunft in den Fokus rückt: Seine Bewegung. Er wird nicht mehr an einem Ort stehen. Lange Zeit war das FTS eine erste Lösung in dieser Richtung. Das allerdings musste geleitet und angewiesen werden. Künftig wird es durch Autonome Mobile Roboter (AMR) ergänzt, die selbstständig ihren Weg suchen und bei einem Hindernis nicht einfach stoppen, sondern es schlau umfahren. „Aber ein fahrender Roboter allein nützt ja noch nichts“, gibt Parrott zu bedenken: „Am besten ist, wenn man beides kombiniert: Vielleicht kann der Roboter seine Produkte greifen und sortieren, während beide sich bewegen, sodass Pickrate und Produktfluss noch effizienter werden?“ Die Folge wäre, die Innenarchitektur von Warenlagern komplett neu zu denken. Zum Beispiel, weil der Roboter nicht nur zum Regal fährt, sondern das Regal direkt mitbringt. „Die aktuellen technologischen Entwicklungen bieten die Chance, den gesamten Warenprozess anders zu planen“, sagt Parrott. Alles wird modular, alles wird beweglich.
Technik und Mechatronik seien künftig die Rohstoffe, aber Software und effiziente Planung machen den Wettbewerbsvorteil aus. „Hier will Dematic Spitzenreiter bleiben, darauf müssen wir uns konzentrieren“, bekräftigt Parrott: „Unser erklärtes Ziel ist, sämtliche Funktionen im lagerlogistischen Betrieb zu automatisieren, bei denen Roboter arbeiten, während Menschen sie managen.“ Künftig wird es vor allem darum gehen, Anwendungen flexibel für den jeweiligen Kunden zu adaptieren. Eine Herausforderung für die gesamte Automatisierungsbranche sind noch immer das Ausladen von Waren und die Auftragsabwicklung. Aber auch hier ist Parrott zuversichtlich.
Die Zukunft ist näher als gedacht
Die weltweite Einführung des 5G-Standards und die neuen Möglichkeiten durch Cloud-Computing werden zusätzliche Möglichkeiten für Innovation freisetzen. Mit 5G können noch mehr Daten noch schneller übertragen werden. „Wenn die Fahrzeuge und Geräte im Dark Warehouse miteinander kommunizieren sollen, müssen sie das möglichst kontinuierlich tun“, beschreibt Parrott. 5G wird die entsprechenden Datenmengen ermöglichen. Durch die Cloud erst lassen sich Künstliche Intelligenzen konsequent vernetzen. Dann können sich zum Beispiel FTS und AMR gegenseitig abstimmen und gleichzeitig ihre Daten austauschen – mit dem Regal, den menschlichen Mitarbeitern und den Produkten selbst. Größere Bandbreite erlaubt künftig auch die virtuelle Simulation von Maschinen, sogenannte „digitale Zwillinge“, die sich dann aus der Ferne bedienen und warten lassen, ohne dass ein Mensch das Lager betreten muss – bis hin zur Simulation des kompletten Lagers und seiner Warenflüsse. Das eröffnet komplett neue Bereiche für Planung und Analyse. Alles kann als ein vernetztes System gesteuert werden.
„Aktuell denken wir oft noch in einzelnen Maschinen“, prophezeit Technologieexpertin Olsson einen grundlegenden Paradigmenwechsel: „Künftig werden diese Maschinen so zusammenarbeiten, dass sich daraus eine große, integrierte Maschine ergibt.“ Eben das Dark Warehouse. Eventuell wird das Lager auch zur Materialandienung für sehr individuelle, maßgeschneiderte Kundenanforderungen, die just-in-time in Produktion oder im 3D-Drucker realisiert werden. „Das großartige an Technologie ist, dass sie sich ständig verändert“, betont Parrott. „In fünf Jahren kann alles schon anders sein.“ Vieles von dem, was aktuell erdacht werde, sei nicht mehr weit von der Umsetzung entfernt: „Die nächste Generation an Robotern kommt. Und das vermutlich schneller, als man denkt.“