Chaotische Pakete automatisiert ordnen

Bild: Cellumation GmbH

Platz und Personal werden in der Logistik immer knapper. Prozesse wie das Vereinzeln von Paketen müssen daher automatisiert werden. Für das Singulieren in kleinen und mittelgroßen Logistikzentren gibt es bislang jedoch kaum geeignete Automationslösungen. Ein neues Roboterzellen-System, das speziell auf diese Leistungsklasse zugeschnitten ist, gibt jetzt den Weg vor.

In kleinen und mittelgroßen Logistikzentren werden eingehende Massenströme aus Lkw-Ladungen meist manuell vereinzelt. Dieser aufwändige Prozess ist häufig in der Logistik von KEP-Diensten oder Onlinehändlern zu beobachten, beispielsweise in Mikrodepots für die letzte Meile. Die Entladung von Wechselbrücken oder Gitterwagen am Beginn der Förderlinie beschäftigt hier nicht selten 20 Mitarbeiter. Packstücke werden einzeln gehandhabt und müssen geordnet sowie hintereinander auf sperrigen Inbound-Förderern abgelegt werden. Aufgrund des fortschreitenden Fachkräftemangels und der sich zuspitzenden Flächenknappheit ist dieser Prozess nicht zukunftsfähig. Automatisierte Fördersysteme entlasten Mitarbeiter und minimieren den Flächenbedarf der Logistik.

Steiniger Mittelweg zwischen High-Flyer und Low-Level

Bislang mangelt es jedoch an wirtschaftlichen Automationslösungen, die für Logistikstätten kleiner und mittlerer Größe in Frage kommen. Marktübliche Anlagen sind teuer, wartungsintensiv und belegen zu viel Platz. Gängige Systeme erfüllen in der Regel eines von zwei Ausschlusskriterien: Einige eignen sich mit einem Durchsatz von über 15.000 Paketen pro Stunde ausschließlich für Hochleistungs-Distributionszentren großer Konzerne; kleinere Anlagen verbrauchen durch das Rezirkulieren der Pakete unnötig kostbare Fläche, die sonst für andere logistische Prozesse verfügbar wäre. Rezirkulieren bedeutet, die Pakete so lange im Kreis zu fahren, bis die korrekte Vereinzelung erreicht wird. Dieses ungesteuerte Singulieren nach Zufallsprinzip erfordert zusätzliche, platzraubende Förderstrecken. Hinzu kommt, dass die Umsetzung eines Automationsprojektes nicht selten mehrere Jahre dauert.

6.000 Pakete auf 5m2 singulieren

Genau dieser Problematik hat sich Cellumation, Spezialist für automatisierte Fördertechnik, angenommen. Auf der LogiMAT 2023 präsentierte das Bremer Scale-up seinen cv.Singulate, der chaotische Paketmengen automatisiert in einen geordneten Fluss bringt. Das Singuliersystem basiert auf der aus Roboterzellen bestehenden, modularen Celluveyor-Technologie. Cellumation bietet den cv.Singulate in fünf Varianten an, sodass er in jedes Förderkonzept passt. Der Durchsatz der Vereinzelungslösung liegt je nach Variante bei 2.000 bis 6.000 Paketen pro Stunde. In der kleinsten Version beansprucht die Anlage nur 1,2m2 an Fläche. Selbst die größte Ausführung ist mit 5m2 fast um zwei Drittel platzsparender als herkömmliche Systeme dieser Leistungsklasse. Die Lieferzeit beträgt derzeit 24 Wochen; die Integration der Plug-and-Play-Lösung erfolgt binnen eines Wochenendes. Noch weniger Zeit nimmt die Wartung in Anspruch: Bei Bedarf können die Roboterzellen innerhalb von fünf Minuten ausgetauscht werden.

Verdopplung der Produktivität möglich

Als Start-of-Line-Lösung am Wareneingang wandelt der cv.Singulate einen einfahrenden Massenstrom in einen kontinuierlichen Ausgangsstrom um. Die Singulierlösung ordnet einen chaotischen Paketstrom (Bulk), sodass die einzelnen Objekte in individuell festzulegenden Mindestabständen hintereinanderfahren. Die Celluveyor-Technologie in Kombination mit einem intelligenten Visionssystem sorgt für die ideale Ausrichtung und Orientierung dieser Objekte. Da die Anlage die Pakete gleich in die optimale Reihenfolge bringt, entfallen die üblichen Extrarunden durch Rezirkulation. Darüber hinaus verfügt das System im Gegensatz zu gängigen Lösungen über bis zu zwei Ausgänge statt einem, wodurch ein Bulk auf bis zu zwei Fördersträngen gleichzeitig vereinzelt werden kann. Damit bieten sich neue Möglichkeiten für Distributionszentren: Entweder verdoppeln sie ihre Produktivität im entsprechenden Bereich oder singulieren die doppelte Menge von Paketen auf derselben Fläche.

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