Lackieren in schwindelnder Höhe

Für den Maschinen- und Anlagenbauer Krauss-Maffei entwickelte Vollert eine besonders platzsparende Lackieranlage auf zwei Ebenen. Die Werkstücke verfahren auf einer Kranbahn in zwölf Metern Höhe, der begehbare Lackier- und Arbeitsbereich der Werker befindet sich sechs Meter hoch im ersten Stock und der Platz darunter ist voll nutzbar - geschützt durch eine felsenfeste Absturzsicherung für bis zu 30 Tonnen schwere Großteile.
Hier befinden sich insgesamt 25 Arbeitsstationen, darunter auch die Lackier- und Trocknerkabinen sowie Speicherplätze zur Sequenzierung und Abkühlung. Der Manipulator im Hintergrund sorgt für die gesamte Verteilung der Werkstücke. Ein Auffangkorb (rot) un
Hier befinden sich insgesamt 25 Arbeitsstationen, darunter auch die Lackier- und Trocknerkabinen sowie Speicherplätze zur Sequenzierung und Abkühlung. Der Manipulator im Hintergrund sorgt für die gesamte Verteilung der Werkstücke. Ein Auffangkorb (rot) unBild: Vollert GmbH & Co. KG

Bis zu 30t können die Einzelteile der Anlagen zur Produktion und Verarbeitung von Kunststoff wiegen, die in der neuen Lackieranlage bei KMT Krauss-Maffei Technologies im neuen Werk in Parsdorf bei München flurfrei lackiert werden. Und das ist noch nicht das Maximum, denn es gibt auch Maschinenteile mit einem Gewicht von bis zu 100t. Sie werden allerdings manuell und nicht im Umlaufverfahren lackiert. „Bei Krauss Maffei hatten wir mehrere Anforderungen gleichzeitig zu lösen: Einerseits müssen besondere Großteile manuell lackiert werden, andererseits sollten der Transport und die Beschichtung von bis zu 30t schweren Werkstücken teilautomatisiert erfolgen – und dann musste auch noch die gesamte Filter- und Lackiertechnik in einer bestehenden Halle äußerst platzsparend untergebracht werden“, berichtet Jochen Keinath, Leiter Vertrieb Oberflächentechnik bei Vollert Anlagenbau aus Weinsberg. „Aufgrund der limitierten Fläche sowie hochfrequentierter Logistikwege in der bestehenden Halle entstand die Idee einer zweistöckigen Anlage, allerdings, ohne im Detail zu wissen, ob das überhaupt möglich ist – gerade auch im Hinblick auf die Arbeitssicherheit, denn im Erdgeschoss sind ständig Mitarbeiter auf den Logistikflächen und an Arbeitsplätzen tätig. Gemeinsam mit den Experten von Vollert haben wir dann das Zwei-Ebenen-Konzept inklusive Absturzsicherung entwickelt, um unseren Bedarf optimal zu decken“, erklärt Wuyang Li, Projektleiter von Krauss-Maffei.

Unten Logistikfläche, oben Lackieren: Für KMT Krauss-Maffei entwickelte Vollert eine äußerst platzsparende zweistöckige Lackieranlage für Großteile bis 30t.
Unten Logistikfläche, oben Lackieren: Für KMT Krauss-Maffei entwickelte Vollert eine äußerst platzsparende zweistöckige Lackieranlage für Großteile bis 30t.Bild: Vollert GmbH & Co. KG

Erste Doppelstock-Lackieranlage für 30t schwere Teile

Die Schwerlast- und Intralogistikspezialisten von Vollert planten eine Anlage auf zwei Ebenen mit darüber liegender Fördertechnik und integrierten sie als freitragenden Stahlbau in die bestehende Halle am neuen Produktionsstandort München/Parsdorf von Krauss Maffei. Im Erdgeschoss befindet sich nun die manuelle Großteillackierung bis 100t, außerdem Lagerplätze und Laufwege sowie das Lacklager, die Lackversorgung und die Filter- und Waschtechnik zur Absaugung des Lacknebels für die darüberliegenden Lackierkabinen. „In der Regel werden diese Filter im Untergeschoss unter den Kabinen verbaut“, erläutert Jochen Keinath. „Das war hier aber baulich nicht möglich, deshalb haben wir die Kabinen zur Reinigung und Lackierung der Werkstücke auf die Höhe des ersten Stocks gesetzt.“ Vollert plante und lieferte als Generalunternehmer die Anlagen- und Schwerlastfördertechnik inklusive Stahlbau, die Lackiertechnik stammt von Heimer Lackieranlagen aus Bielefeld. „Unseres Wissens ist das die erste Doppelstock-Lackieranlage dieser Art weltweit. Im Bereich der Betonfertigteilwerke haben wir schon häufiger Anlagen auf mehreren Ebenen konzipiert; aber angesichts der maximalen Last von bis zu 25 Werkstücken à 30t und der darunterliegenden begehbaren Ebene ist diese Anlage bei Krauss-Maffei schon etwas Herausragendes.“

Ein einziger Manipulator bildet die gesamte Fördertechnik

Der Clou in der Fördertechnik ist, dass überhaupt keine Kettenförderer oder direkt angetriebenen Warenträger für den Transport benötigt werden – ein einziger Manipulator genügt zur Verteilung der Werkstücke auf die verschiedenen Arbeitsstationen. Dazu installierte Vollert eine Kranbahn in zwölf Metern Höhe, auf der der Verteilmanipulator über eine Länge von 80m verfährt und die rechts und links davon liegenden Arbeitsplätze und Lackierkabinen bedient. Auf dem Manipulator befinden sich stationäre Reibräder, die für den Vorschub der Warenträger sorgen und das Auf- und Abschieben in die verschiedenen Arbeitsstationen übernehmen. In den Lackier- und Trockenkabinen sind somit keine stromführenden Antriebe nötig.

Am Beginn der Anlage werden die Werkstücke im Erdgeschoss einzeln oder zu mehreren bis zu einer Größe von 4,8m Länge, 2,4m Breite und einer Höhe von 2,8m in Warenträger eingehängt. Diese sind aufgrund des hohen Gewichts zur besseren Lastverteilung als Doppelspur-Warenträger ausgeführt. Drei Auf- und Abnahmestationen stehen zum Ein- und Ausschleusen der Werkstücke in der Anlage zur Verfügung. Nach der Verheiratung fährt ein Heber die Warenträger zwölf Meter nach oben auf die Höhe der Kranbahn des Manipulators. Er übernimmt den Warenträger und sorgt für die weitere Verteilung.

Maximale Flexibilität im Prozessablauf

Im ersten Stock umfasst die Anlage insgesamt 26 Stationen, darunter vier Maskierplätze, eine Reinigungskabine, zwei Nasslackierkabinen und vier Trocknerkabinen. Die restlichen Speicherplätze dienen zur Sequenzierung, Zwischenlagerung, Pufferung und Abkühlung der Werkstücke. Dank des speziellen Anlagenlayouts ist es jederzeit möglich, einzelne Werkstücke vorzuziehen, zu überholen oder für Nacharbeiten zurückzustellen, ohne den Anlagenfluss zu unterbrechen. So wird eine Taktzeit von 45min sichergestellt. Die Speicherplätze werden von der Steuerung der Vollert-Anlage nach der Aufgabe der Werkstücke und im weiteren Beschichtungsprozess automatisch angefahren. Bei den begehbaren Arbeitskabinen und Maskierplätzen erfolgt der Transport nach der Quittierung durch die Werker.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Vollert GmbH & Co. KG

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Ferag AG
Bild: Ferag AG
Unified-Control-System 
für das Lager der Zukunft

Unified-Control-System für das Lager der Zukunft

Lagerverwaltungssoftware revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Lagerbestände organisieren, verfolgen und optimieren, indem sie effiziente Prozesse, Echtzeit-Daten und automatisierte Funktionen bereitstellt. Letztendlich ermöglicht eine effektive Lagerverwaltungssoftware Unternehmen, flexibler zu sein, sich schneller an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen und somit rentabel und wettbewerbsfähig zu bleiben und nachhaltig zu wachsen. Trotz Vorteilen, die auf der Hand liegen, sind die mit der Implementierung verbundenen Kosten und Prozessumstellungen nicht selten eine Hemmschwelle, die Unternehmen überwinden müssen. Ferag.doWarehouse ist eine innovative Software, welche die Standards für die Lagerverwaltung neu definiert. Sie bietet eine ebenso unkomplizierte wie maßgeschneiderte Lösung für Unternehmen jeder Größe und Komplexität.

Bild: GIS AG
Bild: GIS AG
Rigging-System 
für Multifunktionsarena

Rigging-System für Multifunktionsarena

Im Oktober 2022 konnten die ZSC Lions ihr neues Heimstadion einweihen. Die Swiss Life Arena ist nicht nur eines der größten Eishockeystadien der Schweiz, sondern vor allem auch eine Multifunktionsarena mit modernster Infrastruktur für die unterschiedlichsten Events und Anlässe. Zur Ausstattung gehört ein Rigging-System an der Hallendecke, das in Zusammenarbeit mit den Firmen B+T Bild+Ton und GIS realisiert wurde. Es besteht aus sechs Traversen und insgesamt 30 Elektrokettenzügen, die bequem über einen Touch-Controller gesteuert werden können.