Effizienz statt Warenstau

Die Anforderungen an ein modernes Lagerverwaltungssystem sind vielfältig und gehen weit über die reine Verwaltung und Organisation des Lagers hinaus. Lagerprozesse müssen optimiert, Kosten reduziert und Abläufe perfekt aufeinander abgestimmt und für alle Beteiligten transparent gestaltet sein. Bei dem Fahrwerkhersteller KW Automotive im schwäbischen Fichtenberg galt es darüber hinaus, die gesamte Intralogistik in Form von automatisierten Lagerflächen und moderner Fördertechnik sowie ein sogenanntes Pick-to-Light-System (PTL) in der "Built-to-Order"-Fertigung in einer flexiblen Produktionsstruktur zu integrieren und miteinander zu vernetzen. Gemeinsam mit der Gebhardt Intralogistics Group hat KW Automotive dies erfolgreich umgesetzt.
 Die StoreWare stellt Informationen schnell zur Verfügung und ist dabei benutzerfreundlich und intuitiv. Ein Aspekt, der in Zeiten von Industrie 4.0 immer mehr gefordert wird.
Die StoreWare stellt Informationen schnell zur Verfügung und ist dabei benutzerfreundlich und intuitiv. Ein Aspekt, der in Zeiten von Industrie 4.0 immer mehr gefordert wird.Bild: Gebhardt Fördertechnik GmbH

Der Wareneingang

KW Automotive verfügt über zwei Wareneingänge. Einen am Shuttlelager und einem am Palettenlager. Dem Wareneingang am Shuttlelager werden auf zwei Zuführstrecken leere Lagerbehälter angedient. Die Mitarbeiter vor Ort scannen die Wareneingangsnummer im Dialog der Gebhardt StoreWare ab und bekommen alle Positionen des Wareneingangs angezeigt. Anschließend vereinzeln die Mitarbeiter die Ware und legen diese in einen Zielbehälter aus dem Leerbehälterpuffer ab. Die Software erkennt nicht nur den entnommenen Behältertyp und liefert den entsprechenden Leerbehälter nach, sondern schlägt zudem die Menge der Wareneingangsposition als zu buchende Menge vor, die in einen Behälter dieses Typs passt. Die Mengenangabe dafür erhält die StoreWare aus der Materialstammmeldung. Mit einem „Buchen“-Knopf im Wareneingangsdialog der StoreWare wird der Behälter im System eingebucht und kann in Richtung AKL transportiert werden. Die Fördertechnik leitet den Behälter auf dem Weg zum AKL der Qualitätssicherung weiter. Stellt die automatische Konturen- und Gewichtskontrolle einen Fehler fest, das heißt die Maximalabmessung oder das Höchstgewicht werden überschritten, wird der Behälter automatisch an den NIO-Arbeitsplatz (Nicht-in-Ordnung-Arbeitsplatz) befördert. Die Artikel werden ausgepackt, in der richtigen Höhe wieder eingepackt, Barcodes abgeglichen und der Behälter anschließend wieder der Fördertechnik übergeben, welche die Ware in das AKL transportiert. Nach einer positiven Prüfung wird der Behälter ins AKL eingelagert und eine Rückmeldung mit Angaben zur Menge, Wareneingangsposition und Wareneingangsnummer an das ERP-System gesendet.

Ware, die am Wareneingang des APL ankommt, wird vorab vom ERP-System an die Gebhardt StoreWare übermittelt. Auch hier durchläuft der Ladungsträger vor der Einlagerung eine Konturen- bzw. Gewichtsprüfung und entsprechend dem Ergebnis kommt es zur Weiterführung zu einem NIO-Arbeitsplatz oder zur erfolgreichen Einlagerung. Eine Besonderheit des Hochregallagers (HRL) im Vergleich zum AKL ist, dass es nicht nur als Lager für die Lackierung, sondern auch als Nachschublager für das AKL dient. Um eine schnelle Abarbeitung der Kommissionieraufträge sicherzustellen, werden Paletten rund um die Uhr reorganisiert. Dazu übermittelt das ERP-System Aufträge an die StoreWare. Unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen des Palettenlagers und der übermittelten Priorität erzeugt das System die Picks für die Aufträge und Fahraufträge für Paletten.

Sowohl beim Wareneingang im Shuttlelager als auch beim Wareneingang des Palettenlagers übernimmt das Materialflusssystem zudem die Steuerung leerer Lagerbehälter.

Die Kommissionierung

Zur Kommissionierung im AKL unterscheidet das System fünf Auftragszielgruppen. Da das Lager vor allem der Versorgung der Montage dient, gibt es Auftragszielgruppen die eindeutig der Produktion zugeordnet sind. Um Stau zu vermeiden, sind diese über die StoreWare einer maximalen Anzahl an Aufträgen zugeordnet. Die einzelnen Gruppen können sich für die Kommissionierung an- und abmelden. Kommt es zur Abmeldung, werden keine Behälter mehr kommissioniert. Auch kann die Kommissionierung durch eine übergeordnete Stelle ge- und entsperrt werden. Sind die Puffer einer Gruppe ausgereizt, werden so lange keine neuen Aufträge für diese disponiert, bis die Ressourcen wieder freigeworden sind. Dies geschieht erst, wenn der Behälter einen für diese Arbeitsgruppe definierten Scanner erfolgreich passiert hat. Stau und Ineffizienzen in der Produktion werden so vermieden und die Arbeitsplätze kontinuierlich mit Material versorgt Wegzeiten für die Mitarbeiter entfallen.

Über das ERP-System werden Warenausgänge an die Gebhardt StoreWare übertragen. Ist ein Zielplatz am Kommissionierplatz frei, so wird der Auftrag direkt von der StoreWare gestartet, wenn die entsprechende Zielgruppe angemeldet und der Auftrag von seiner Priorität an der Reihe ist. Kommt der Quellbehälter an, wird dem Kommissionierer über die Pick-to-Light-Funktion die Entnahmemenge, die Artikelnummer und der Zielplatz angezeigt, in der er das Material legen und verbuchen soll. Handelt es sich um einen mehrfach unterteilten Behälter, so zeigt die StoreWare die Unterteilung an, aus der das Material entnommen werden muss.

Das MLS-Lager dient als Zwischenlager für Produktionsbehälter. Hier werden Behälter eingelagert, bis der komplette Produktionsauftrag abgeschlossen ist und dem Verpacken bereitgestellt werden kann. Behälter, die zu einem Auftrag gehören, werden im MLS-Lager zwischengelagert. Um Umlagerungen zu vermeiden werden, Behälter eines Auftrages gemeinsam in ein Fach eingelagert.

Verpackung und Versand

Direkt am MLS ist ein Verpackungsbereich angeschlossen, der aus vier Verpackungsplätzen besteht. Die eingelagerten Aufträge werden nach dem FiFo-Prinzip (First in/First out-Prinzip) ausgelagert und auf die angemeldeten Verpackungsplätze verteilt, wo sie in einen oder mehrere Kartons umgepackt werden. Leerbehälter werden über die Leerbehälterrückführung wieder ins AKL eingelagert.

Die Zusammenführung der Artikel mit dem Karton erfolgt auf der ERP-Seite. Nach dem Abschluss des Verpackungsvorgangs und der Buchung im ERP-System schiebt der Kommissionierer den Behälter auf die Fördertechnik und das ERP-System übermittelt an die StoreWare einen Versand-Transportauftrag.

Mit diesem Transportauftrag wird festgelegt, zu welcher Versandbahn der Karton geroutet werden soll. Wenn das ERP die Versandbahn vorgibt, wird der Versandkarton zu diesem Platz gefahren. Anderenfalls entscheidet der MFR, an welcher Versandbahn der Karton ausgeschleust wird. Dabei werden die Verfügbarkeit und die vorhandenen Ressourcen berücksichtigt.

„Die Zusammenarbeit mit Gehardt war sehr gut. Man hat auf jeden Wunsch professionell und schnell reagiert. Dank der Gebhardt-Lösung sind wir deutlich prozesssicherer und schneller und können heute schon einen sehr guten Return on Invest sehen“, zieht Klaus Wohlfarth ein positives Fazit.

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