Horizontale Warentransporte mit Routenzügen spielen vor allem dort ihre Vorteile aus, wo große Mengen an unterschiedlichen Teilen und Komponenten über eine lange Distanz zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitgestellt werden müssen. Wie beispielsweise in der Automobilindustrie, wo jedes Fahrzeug aus vielen tausend Bauteilen besteht, die Stück für Stück montiert werden, bis am Ende der fertige Pkw vom Band läuft. „Gebündelte Transporte mit Hilfe von Routenzügen machen in diesem Fall ökonomisch und ökologisch mehr Sinn als Einzeltransporte und folgen der Lean-Philosophie“, erklärt Mal Rexhepi, Product Manager Automation & Load Train Solutions bei Linde MH. Mit den Routenzügen lassen sich Kleinladungsträger, Baugruppen und verschiedene Behälter an unterschiedliche Montageorte transportieren und flexibel be- und entladen. „Die organisatorische Umstellung „from fork to flow“ ist zugegebenermaßen mit einem gewissen Aufwand verbunden. Ist das aber erst einmal geschafft, lassen sich die Transportprozesse wesentlich effizienter organisieren“, so der Produktexperte. Weitere Vorteile der Produktionsversorgung mittels Routenzug sind die Reduzierung des innerbetrieblichen Verkehrsaufkommens und ein damit einhergehendes geringeres Unfallpotenzial verbunden mit planbaren Abläufen.
Mehr Flexibilität durch neue Rahmenfeatures
Ausgangsort für die gebündelte Materialverteilung zur Montagelinie ist in vielen Fällen ein zentraler „Supermarkt“. Hier wird der Routenzug, bestehend aus Zugmaschine und Anhängern, beladen. Ab September 2021 bringt Linde MH neue Anhängermodelle der Baureihe 8970-01 für den Linde Logistic Train auf den Markt – bestehend aus dem LT-C mit C-Rahmen, dem LT-B mit Bügelrahmen sowie dem LT-BM mit Bügelrahmen und beweglichem Mittelsteg. Die verbesserten Funktionen der Rahmen bieten noch mehr Sicherheit und Flexibilität.
Neu ist der innovative und patentierte Hubprofilmechanismus für Bügelrahmen. Er ermöglicht nicht nur den Transport unterschiedlichster Rollgestelle, sondern bei entsprechender Auslegung auch das Anheben von Paletten ohne Ladungsträger, wenn diese beispielsweise mit einem Hubwagen im Anhänger platziert wurden. Dazu sind die Hubprofile zu Beginn des Ladevorgangs zunächst im Anhängerrahmen verborgen, der Bediener kann die Trolleys ungehindert einschieben. Leitet er den Hebevorgang ein, bewegen sich die Profile aus dem Rahmen heraus, fixieren die Trolleys bzw. Paletten und heben diese anschließend an. Der entgegen der Fahrtrichtung frei verschiebbare, optionale Mittelsteg erlaubt den Einsatz mehrerer und unterschiedlicher Gebindegrößen in demselben Anhänger ohne signifikante Zunahme der Zuglänge.
Highlight bei den C-Rahmen ist das System zur Stabilisierung der Gabelzinken. Die patentierte Lösung verhindert ein Durchhängen der Zinken auch bei höchstmöglichen Traglasten und gewährleistet damit einen sicheren Transport der Last. Hilfreich ist zudem der ergonomische Auswurfmechanismus: Löst der Bediener die Verriegelung per Fußschalter, wird die Last vom Gabelrücken weggedrückt und erleichtert das Herausziehen der Ladungsträger aus dem Anhänger.
Standardmäßig ist in allen Anhänger-Modellen von Linde MH eine mechanische Lastverriegelung verbaut: Sobald ein Gebinde im Rahmen platziert ist, schließt sich automatisch die Verriegelung. Steigt der Bediener in den Schlepper ein, werden die Anhänger automatisch angehoben. Verlässt er seinen Fahrerplatz, wird die Last abgesetzt. Während der Fahrt ist ein Absenken der Trolleys technisch ausgeschlossen. Umgekehrt kann der Bediener den Routenzug bei abgesenkten Anhängern nicht in Bewegung setzen.
Die neuen Anhängertypen sind jeweils in der Version „Light“ für eine Tonne Traglast sowie in der Version „Heavy“ für bis zu zwei Tonnen Traglast verfügbar. Für den Outdooreinsatz lassen sich die Rahmen mit einem Wetterschutz ausstatten, um die Ladung zu schützen. Weitere Optionen sind beispielsweise größere, robustere Räder für mehr Bodenfreiheit und Beleuchtungsoptionen wie Rundum- oder Rückleuchten. Für eine hohe Richtungsstabilität der Routenzüge sorgt die mechanische Allrad-Lenkung: Egal, wie viele Anhänger verwendet werden – der komplette Zug bleibt spurttreu. Dank standardisierter Schnittstelle sind die Anhänger zudem für den halb- oder vollautomatisierten Betrieb vorbereitet. Auch Trolleys gehören neuerdings zum Lieferumfang. Sie sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich und lassen sich weiter ausstatten, zum Beispiel mit modularen Regalaufbauten.
Mit dem Routenzug-Leitsystem immer auf dem richtigen Weg
Die Umstellung von Einzel- auf gebündelte Materialtransporte bringt viele Vorteile – für die Mitarbeitenden im Lager steigt jedoch gleichzeitig die Komplexität. „Es geht darum, Fahrtrouten und Ladungsträgerwechsel so effizient wie möglich zu gestalten, um Zeitverluste und Fehler zu vermeiden. Dazu muss der Kreislauf von der vorgelagerten Fertigung bis zur Endmontage geplant und aufeinander abgestimmt sein,“ erläutert Oldrik Wagner, Product Manager Software Solutions bei Linde MH. „Mit unserem Routenzug-Leitsystem geben wir den Bedienern jetzt eine Schritt-für-Schritt-Aufgabenunterstützung an die Hand.“
Die betreffenden Informationen zu den Materialtransporten erhält das Routenzug-Leitsystem ohne Medienbruch aus dem ERP bzw. WMS-System. Daraus generiert es die einzelnen Fahraufträge und zeigt sie über ein großes Touch-Display im Cockpit an. Die Fahrer werden Auftrag für Auftrag auf dem berechneten, optimalen Weg zu den Montagestationen dirigiert.
Vorher werden die Routenzüge, Anhänger, Stops, Routen und Berichte in der mehrsprachigen Software konfiguriert. Über das Dashboard haben die Lagerverantwortlichen die gesamte Anwendung im Blick und können Kennzahlen und Berichte anstoßen, um den Einsatz weiter zu optimieren.