dhf Intralogistik – Herr Eiten, für Unternehmen in Deutschland sind die Zeiten aktuell sehr anspruchsvoll – wie würden Sie die wirtschaftliche Situation von Clark Europe in der zweiten Jahreshälfte 2023 beschreiben?
Rolf Eiten: Unsere Branche befindet sich derzeit in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Wir erleben im Jahr 2023 einen deutlichen Rückgang der Nachfrage. Das merken wir bei Clark Europe auch. Allerdings profitieren wir im 2. Halbjahr 2023 immer noch von hohen Auftragsbeständen aus früheren Zeiträumen und können dadurch recht ordentliche Umsatzergebnisse erzielen. Es bleibt abzuwarten, wie sich zukünftige neue Auftragseingänge entwickeln. Derweil begegnen wir der Situation mit guten Verfügbarkeiten bei unseren Flurförderzeugen sowie der Einführung neuer Produkte in den Markt, die einen hohen Kundennutzen haben.
dhf Intralogistik – Mit welchen strategischen Maßnahmen und Investitionen halten Sie Ihr Unternehmen auf Linie, um die Ziele 2024 zu erreichen?
Bei Clark Europe setzen wir weiterhin auf Kundennähe. Wir verfolgen daher konsequent den Ansatz, unser Händlernetz in der Vertriebsregion EMEA immer weiter auszubauen und mehr Händler für die Zusammenarbeit mit Clark zu gewinnen. Insbesondere im Jahr 2023 haben wir hier deutliche Fortschritte erzielt und wir werden diesen Weg auch im Jahr 2024 fortsetzen. Daneben betreiben wir mit Nachdruck den Ausbau unseres Angebotes an elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Das gilt sowohl für die Erweiterung unserer Produktpalette, wie etwa die Komplettierung der Baureihen mit der Lithium-Ionen-Technologie als auch für die Erneuerung einzelner Baureihen im Elektrosegment.
dhf Intralogistik – Welche Gabelstapler-Modelle sind Clarks Top-Seller im verbrennungsmotorischen Bereich – und was machen Sie hier besser als die Mitbewerber?
Wie Sie wissen, müssen alle Anbieter in dieser Region und dieser Branche mit einer fortlaufenden ‚Elektrifizierung‘ der angebotenen Produktereihen rechnen. Dennoch wird der Markt weiter und zwar auch in Europa, aber insbesondere in den Non-EU-Märkten, nach Verbrennern verlangen. Insofern wird Clark Europe alle seine verbrennungsmotorischen Gegengewichtsstapler nicht nur weiter anbieten, sondern auch weiterhin im Detail verbessern, um einen größtmöglichen Kundennutzen zu erzielen. Insbesondere die neuen Fahrzeuge aus der S-Series verkaufen sich sehr gut.
dhf Intralogistik – Werden Ihre Verbrenner auch immer ‚grüner‘ – mit welchen technischen Verbesserungen wird die Optimierung der Fahrzeug-Nachhaltigkeit weiter vorangetrieben?
Wir setzen bei unseren verbrennungsmotorischen Staplern der S-Series mit Tragfähigkeiten von 2 bis 3,5t auf umweltfreundliche Kubota Industriemotoren. Dadurch haben die Fahrzeuge einen optimierten Drehmomentverlauf und somit einen sparsameren Betrieb. Zudem verfügt der Kubota Dieselmotor ebenso wie der Treibgasmotor über die strengen Abgasnormen der EU-Stufe 5. Unsere S-Series zeichnet sich generell durch niedrige Betriebs- und Wartungskosten aus, da sie zum Beispiel mit wartungsfreien Lamellenbremsen mit Ölkühlung ausgerüstet ist. Weitere Vorteile der Stapler sind u.a. das elektronisch geschützte Getriebe, robuste Hubgerüste mit 6-Rollen Gabelträger, die sehr stabile Lenkachse sowie die von Clark gewohnten vollverschweißten Rahmen. Der Kunde kann zur Einsparung von Kraftstoff und zur Erhöhung der Sicherheit das Fahrzeug derart programmieren, dass sich der Motor automatisch im Leerlauf abschaltet, sobald der Fahrer den Staplersitz verlässt.
dhf Intralogistik – Elektrisch angetriebene Gabelstapler, vor allem auf Basis von Li-Ionen-Technologie, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Welche Fahrzeugtypen bietet Clark hier an und mit welchen Weiterentwicklungen ist hier zu rechnen?
Clark bietet im 48V-Segment mit den Baureihen GEX und GTX seit Anfang letzten Jahres Drei- und Vierradelektrostapler mit Tragfähigkeiten von 1,6 bis 2t mit Lithium-Ionen-Technologie an. Unsere Kunden können bei diesen Fahrzeugen zwischen Blei-Säure- und Lithium-Ionen-Batterie wählen. In diesem Jahr haben wir die 80V Vierradelektrostapler der Baureihen GEX20-30L und GEX40-50 mit Tragfähigkeiten von 2 bis 5t auf den Markt gebracht. Auch diese Baureihen bieten wir wahlweise mit Lithium-Ionen- oder Blei-Säure-Batterie an. Somit haben wir seit 2023 eine komplette Elektrostaplerflotte mit Tragfähigkeiten von 1,6 bis 5,0t mit 48 und 80V in Lithium-Ionen-Technologie in unserer Produktpalette. Im neuen Jahr erweitern wir dann unsere Elektrostaplerpalette um eine S-Series mit 2,5 bis 3t. Die Elektrostapler SE25-35 sind ähnlich wie ihre verbrennungsmotorischen Pendants mit aktiven Sicherheitssystemen, einem smarten Informationssystem sowie mit umfangreicher Zusatzausstattung ausgestattet und sprechen mit ihrem ergonomischen und sehr hochwertigen Fahrerarbeitsplatz Kunden im Premiumsegment an.
dhf Intralogistik – Mit welchen technischen Raffinessen stattet Clark seine Lagertechnikgeräte aus, um in diesem Bereich die Nase vorn zu haben?
Wir haben unsere Produktpalette im Bereich der Lagertechnikfahrzeuge in den letzten drei Jahren sukzessive mit Lithium-Ionen-Technologie ausgebaut. Mittlerweile sind alle unsere Nieder- und Hochhubwagen entweder serienmäßig oder optional mit Lithium-Ionen-Batterie erhältlich. Zudem haben wir unsere Fahrzeuge im Bereich der Ergonomie, Bedienerfreundlichkeit und Sicherheit weiter optimiert. Unser Elektro-Niederhubwagen PPFXS20 mit integrierter Fahrerstandplattform wurde beispielsweise in diesem Jahr einem Face-lift unterzogen, bei dem nicht nur die Ergonomie und Bedienerfreundlichkeit des Fahrzeugs verbessert wurde. Für höhere Sicherheit bei Kurvenfahrt sorgt jetzt beispielsweise die automatische Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit proportional zum Lenkwinkel. Diese reduziert auch die auf den Bediener einwirkenden Fliehkräfte. Unser neuer Hochhubwagen SWX16 mit Lithium-Ionen-Technologie verfügt über das serienmäßige Clark SpeedControl (CSC). Das CSC erhöht die Sicherheit während des Einsatzes, indem es die Fahrgeschwindigkeit automatisch an die Position der Deichsel anpasst. Das heißt, je geringer der Abstand zwischen Bediener und Fahrzeug ist, umso mehr wird die Geschwindigkeit des handgeführten Fahrzeugs reduziert. Lässt der Fahrer die Deichsel los, bremst das Fahrzeug automatisch ab. Alle Parameter des CSC kann der Kunde individuell einstellen. Zudem stellt die ebenfalls serienmäßige proportionale Hydrauliksteuerung ein sicheres und präzises Ein- und Auslagern von empfindlichen Lasten sicher.
dhf Intralogistik – Einige Flurförderzeughersteller erweitern Ihre Produktportfolios um fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF). Sind autonome Transporter auch von Clark zu erwarten?
Bei Clark in Korea läuft seit einiger Zeit der Testbetrieb von Clark Automated Guided Vehicles (AGVs). Im Logistics Center der Firma Ottogi Samnam in Ulsan, Korea laufen derzeit fünf Clark Schubmaststapler der Baureihe SRX mit einer Tragfähigkeit von 1,6t im fahrerlosen Einsatz. Clark und Russell Robotics haben im Jahr 2022 eine Absichtserklärung unterzeichnet, um zukünftig gemeinsam fahrerlose Transportsysteme (FTS) zu entwickeln. Für Kunden wie Ottogi Samnam war der Einsatz von fahrerlosen Schubmaststaplern entscheidend, da das Unternehmen hiermit die Effizienz der Logistikprozesse steigern und gleichzeitig das Unfallrisiko reduzieren konnte.
dhf Intralogistik – Auf welche Neuheiten und Innovationen können sich Ihre Kunden im Jahr 2024 freuen?
Im Jahr 2024 liegt unser Fokus auf der Auslieferung und weiteren Vermarktung unserer neuen Verbrenner-Baureihe S40. Zudem steht unsere neue Elektrostapler Baureihe SE25-35 in den Startlöchern. Und zur Mitte des Jahres 2024 führen wir eine neue Elektrostaplergeneration mit 1,6 bis 2,0t Tragfähigkeit und 48V in den Markt ein. Daneben planen wir im kommenden Jahr noch die Markteinführung weiterer neuer Lagertechnikgeräte. Es bleibt also spannend.
