FTS oder Fördersystem – welche Lösung ist die beste?

Die Materiallogistik spielt in Fertigungsprozessen und Warenlagern eine entscheidende Rolle. Aber ist ein autonomes Fahrerloses Transportsystem (FTS) oder ein Fördersystem die bessere Wahl? Experten führender Anbieter von Intralogistiklösungen diskutieren, wann und warum die jeweilige Technologie sinnvoll ist.
Bernd Krebs, Produktverantwortlicher FTF/FTS bei Stöcklin, erklärt: "Ein FTS ist prinzipbedingt schneller geplant, eingerichtet und einsatzbereit als ein Fördersystem."
Bernd Krebs, Produktverantwortlicher FTF/FTS bei Stöcklin, erklärt: "Ein FTS ist prinzipbedingt schneller geplant, eingerichtet und einsatzbereit als ein Fördersystem."Bild: BlueBotics SA

Die Entscheidung zwischen FTS und Fördersystem wird von mehreren Faktoren geleitet. Zu den Kernfragen, die es zu klären gilt, gehören: Welcher Materialdurchsatz ist gefordert? Wie sieht der Grundriss des Standorts aus? Befinden sich Maschinen und Personen im selben Bereich? Welcher Grad an allgemeiner Flexibilität ist gewünscht?

Eine Frage der Menge

Ein fest installiertes Fördersystem bietet eine deutlich höhere Kapazität für den schnellen Transport einzelner Teile. Wenn es also darum geht, Material in großen Mengen zwischen zwei festen Punkten zu transportieren, ist es die perfekte Lösung. Demgegenüber bieten FTS erheblich mehr Flexibilität und lassen sich einfacher an wechselnde Produktionsanforderungen anpassen.

„Einer der wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung zwischen FTS und Fördersystem ist die Frage, ob der Kunde den Platz mit einem Förderband blockieren oder die Flexibilität eines FTS nutzen möchte“, erklärt Bernd Krebs, Produktverantwortlicher FTF/FTS bei Stöcklin. „Allerdings bestimmen die zu transportierenden Mengen, ob ein FTS eine sinnvolle Lösung darstellt. Beispielsweise waren bei einem unserer Kunden an einem Flughafen rund 200 Paletten pro Stunde zu bewegen, die unverzüglich aufgenommen werden mussten. Mit einem FTS war das schlichtweg nicht realisierbar.“

Wenn es auf Flexibilität ankommt

FTS spielen immer dann ihre Stärken aus, wenn eine größere Flexibilität erforderlich ist oder wenn ein Bereich für Menschen und andere Fahrzeuge zugänglich bleiben muss. Niels Buylinckx, Business Development Manager bei F3-Design, erläutert: „Produktionsprozesse sind immer wieder Änderungen unterworfen. Der Nipper-FTS bietet unseren Kunden ein Höchstmaß an Flexibilität. Unsere Kunden erhalten grundsätzlich eine Schulung, wie sie selbst Palettenpositionen erstellen oder ändern, sodass sie von einer echten Flexibilität profitieren.“

Eine flexible Fahrzeuglösung zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich einfach modifizieren lässt – zum Beispiel, wenn ein Standort oder ein Betriebsablauf umgestaltet wird. Im einfachsten Fall genügt eine simple Umkonfigurierung in der Software, um Fahrstrecken entsprechend der geänderten Anforderung anzupassen oder hinzuzufügen. Darüber hinaus fügen sich FTS nahtlos in gemeinsam genutzte Bereiche ein, während Fördersysteme ganze Bereiche abtrennen, viel Platz beanspruchen und Verkehrsflüsse blockieren.

„Kompakte und flexible FTS eignen sich perfekt für Bereiche, in denen sich Personen aufhalten“, ergänzt Buylinckx. Diese Einschätzung teilt Tim Mark, Projektleiter und technischer Betriebswirt bei Creform Technik, der hinzufügt: „In Produktionsumgebungen wird das FTS bevorzugt, da es sich problemlos in das Umfeld integrieren und ohne Aufwand flexibel anpassen lässt.“

Bernd Krebs fasst diesen Bedarf an Flexibilität so zusammen: „Wir beobachten einen stetig wachsenden Trend zu mehr Automatisierung und Flexibilität. FTS sind erheblich flexibler, lassen sich in der Regel schneller und einfacher implementieren und sind je nach Größe des Systems auch kostengünstiger. Änderungen an einem Fördersystem bedeuten dagegen einen deutlich höheren Aufwand.“

Modernisierung von Warenlagern

Ändern sich die Vor- und Nachteile von FTS bzw. Fördersystemen möglicherweise, wenn Betreiber von Warenlagern die Modernisierung vorhandener Einrichtungen planen? Die Experten verneinen die Frage, wenngleich FTS-Lösungen sich besser an Bereiche anpassen, die bereits von anderen Maschinen belegt sind.

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