Ein automatisierter Material- und Warenfluss dank Transportrobotik unterstützt Unternehmen dabei, Kosten zu senken und ihre Produktivität zu steigern. Was sich im Indoor-Bereich längst etabliert hat, lässt sich auch für den Außenbereich realisieren. Die EK Robotics entwickelt auch FTS-Lösungen für den Outdoor-Bereich. Doch wo liegen die Besonderheiten und was ist bei einem FTS für Anwendungen im Außenbereich zu beachten?
Der klassische Einsatzzweck von Transportautomation im Freien ist die Bereichsverknüpfung, beispielsweise die Bewegung von Gütern aus dem Produktionsbereich in die Lagerhalle. Dabei gelten die gleichen Sicherheitsanforderungen wie in geschlossenen Hallen. Hinzu kommen wechselnde Rahmenbedingungen: Laub, Nässe, Schnee und Eis auf dem Fahrweg wirken sich beispielsweise auf die Haftreibung der Räder aus. Dazu kann Nebel die Sicherheitssysteme beeinträchtigen. Das Transportgut muss zudem in der Regel vor Wind und Wetter geschützt werden. Damit Steuerungen, Sensoren und Antriebe der Transportroboter anstandslos arbeiten und insgesamt ein effizient funktionierendes System entsteht, sind abgestimmte räumliche Bedingungen und eine angepasste technische Ausführung der Fahrzeuge erforderlich.
Voraussetzungen für FTSAnwendungen im Outdoor-Bereich
Die Experten von EK Robotics haben bereits eine Reihe von Transportsystemen für den Außenbereich realisiert. Ronald Kretschmer, Leiter für Vertrieb & Marketing bei EK Robotics, erklärt: „Das Fahrerlose Transportsystem benötigt einen rauen, festen Untergrundbelag, frei von Eis und Schnee, um eine optimale Bodenhaftung der Fahrzeuge und damit einen definierten Bremsweg sicherzustellen.“ Da das FTF immer wieder haargenau an dieselbe Stelle fährt und stoppt, würden sich bei einem weichen, verformbaren Asphaltuntergrund Spurrillen bilden.
Im Außenbereich werden speziell auf die jeweiligen Kundenanforderungen abgestimmte Sonderfahrzeuge eingesetzt. Ronald Kretschmer erklärt: „Die hochbelastbaren FTF unserer Produktfamilie Custom Move sind EK-Konstruktionen auf Basis bewährter Einzelkomponenten.“ Für den Outdoor-Betrieb erhalten diese Fahrzeuge beispielsweise Aufbauten mit Rolltoren zum Schutz des Transportgutes vor Regen, Schnee und Sturm. Darüber hinaus realisiert EK Robotics auch Fahrzeuge mit Aufbauten, die eine vorgegebene Temperatur – ganz gleich ob Wärme oder Kälte – für empfindliches Transportgut garantieren.
Technisch angepasste Ausrüstung für jede Herausforderung
Bei Indoor-FTS sind Personenschutz-Laserscanner der Standard. Doch noch bis vor Kurzem waren keine zugelassenen Geräte für den Außenbereich verfügbar. Stattdessen wurde für Fahrzeuge im Freien ein taktiler Aufprallschutz eingesetzt, der das Fahrzeug bei Berührung stoppte. Diese Ausstattung verlängerte die FTF deutlich und limitierte ihre Geschwindigkeit. Seit 2019 ist das anders: „Mit dem Sick outdoorScan3 können wir die Outdoor-FTF jetzt mit einer berührungslosen Sicherheitstechnik ausstatten. Das erlaubt den Transportrobotern, auch im Freien mit höherer Geschwindigkeit unterwegs zu sein“, so Ronald Kretschmer. Die neue Technik kam bereits in einem EK-Projekt in einer Anlage bei Gerolsteiner Brunnen zum Einsatz. Hier transportieren fünf große EK-Fahrzeuge Getränkepaletten von den Produktionslinien zu einem externen Lager. Aufgrund der häufigen Nebelbildung in Gerolstein wurden die Fahrzeuge zusätzlich mit mechanischen Bumpern ergänzt. Bei extremen Wetterlagen wird das System einfach umgeschaltet und die Fahrzeuge können mit reduzierter Geschwindigkeit sicher weiter transportieren.
Freie Navigation und einfache Fahrkursänderungen dank hochmoderner Technik
Viele FTS im Indoor-Bereich arbeiten mit Lasernavigation. Dazu werden die Fahrzeuge mit Scannern ausgestattet, die sich an Umgebungskonturen oder an in der Betriebshalle angebrachten Reflektoren orientieren. Da dies im Freien nicht möglich ist, kommen hier andere Navigationstechniken zum Einsatz. Bei der induktiven Spurführung orientieren sich die Sensoren des FTF an einer am Boden verlegten Route, die vom Fahrzeug verfolgt wird. Mehr Flexibilität erreichen die Betreiber von Outdoor-Anlagen mit einer RFID-Navigation. Bei dieser werden am Boden im Abstand von ca. 2,50m RFID-Tags installiert. Das Fahrzeug liest während der Fahrt den Code aus und korrigiert seine Fahrtrichtung.
Sonderfall: Betrieb im öffentlichen Raum
Bei den von Ronald Kretschmer geschilderten Einsatzfällen handelt es sich um geschlossene Betriebsgelände. Aber auch Sonderfälle im öffentlichen Raum sind möglich: „In Holland durchqueren in einer unserer Anlagen Transportroboter das Gelände der Niederländischen Staatsbahn. Solche Anwendungsfälle lassen sich realisieren, hier liegt es aber in der Verantwortung unserer Kunden, die erforderlichen Genehmigungen einzuholen.“