Die smarte Fabrik schützen

Die Industrie wird immer digitaler und vernetzter, doch die Versicherungspolicen stammen zum Teil noch aus dem letzten Jahrhundert. Ein zeitgemäßer Versicherungsschutz setzt verstärkt auf Prävention und nutzt dabei modernste Technik.
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Der Automationsgrad in der Intralogistik ist hoch. Lager und Fertigung sind vernetzt, der Materialfluss wird digital gesteuert. Im hochautomatisierten Logistikzentrum kommunizieren die Maschinen und Geräte miteinander und steuern sich selbst. „Hier ist der störungsfreie Betriebsablauf von größter Bedeutung zur Sicherstellung effizienter Prozesse“, sagt Dr. Verena Brenner, Geschäftsführerin der HDI TH!NX GmbH, einer Tochtergesellschaft der HDI-Versicherungsgruppe. „Viel stärker steht dadurch die Schadensprävention im Vordergrund.“

Gefahr digitaler Kettenreaktionen

Denn die Schäden, wenn die smarte Fabrik oder das intelligente Logistikzentrum stillsteht, können immens sein – weil alles vernetzt ist und durch digitale Kettenreaktionen Großschäden ausgelöst werden können. Ein Cyber-Angriff, der die IT und das EWM lahmlegt, stellt ein deutlich gefährlicheres Szenario dar als ein Schmorbrand an einer überhitzten Verpackungsmaschine. „Durch die Digitalisierung der Fabrik, aber auch der Produkte, wachsen Hardware und Software immer stärker zusammen. Dadurch ergeben sich ganz neue Schadenszenarien und -ursachen, und die Risikobeurteilung fällt schwerer“, gibt Geschäftsführerin Brenner zu bedenken. Die Rolle des Versicherers im digitalen Zeitalter muss sich daher wandeln hin zu einem Präventionsberater und -partner der Versicherten – ähnlich wie jener sympathische Herr Kaiser, der allzeit ansprechbare und vertrauenserweckende Versicherungsfachmann, mit dem die Hamburg-Mannheimer seit 1972 jahrzehntelang im Fernsehen warb.

Smarte Technik zur Schadensverhütung

Ein zentraler Baustein smarter Versicherungslösungen ist dabei der Einsatz moderner Technik zur Erkennung von Risiken und Vermeidung von Schäden. „Durch die Einbindung von Sensorik in digitale Risikomanagement-Tools ist es z.B. möglich, potenzielle Störungen frühzeitig zu erkennen und zu beheben“, erläutert Verena Brenner. „Versicherer können mit ihrer Expertise solche Tools entwickeln und dem Kunden damit ganz neue Services anbieten.“ Konkret können etwa Brandschutzsysteme, Einbruchmeldetechnik, Stromversorgungsdetektoren und Temperaturmesser digital in ein umfassendes Schutzkonzept eingebunden werden. „Kombiniert mit automatisierten Meldeketten sowie mit datenbasierten Analysen wird das Risikomanagement damit optimiert“, so Brenner.

Zeitgemäße Absicherung

So alt wie Herr Kaiser ist zum Teil noch der Versicherungsschutz mancher Unternehmen. „Ältere Versicherungsverträge könnten auf der einen Seite vorteilhaft sein, weil sie bestimmte Szenarien vielleicht noch nicht ausschließen. Sie können aber auch nachteilhaft sein, weil sie bestimmte Szenarien nicht einschließen“, resümiert Expertin Brenner.

Klar ist, dass die starre Abgrenzung zwischen Industrie-, Haftpflicht- und Cyberversicherung kein Zukunftsmodell ist. Durch die Vernetzung in der smarten Fabrik – und nicht nur dort, sondern weltweit, etwa bei globalen Lieferketten – verweben und verwirren sich mögliche Schadensursachen, zumal viele digitalen Systeme heute noch gar nicht ausgereift sind. Die Versicherer werden ganzheitliche Konzepte entwickeln und anbieten müssen, jenseits des bisherigen Spartendenkens und dem Versicherungsfall vorgelagert. Vielleicht wird Herr Kaiser damit noch viel enger an seine Kunden (und deren Daten) rücken.

Anja Falkenstein ist als Rechtsanwältin in Karlsruhe tätig und schreibt zu Themen an der Schnittstelle Logistik/Recht.

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