„Der Begriff AMR ist irreführend“

Gemessen am Grad der Aufmerksamkeit scheinen autonome mobile Roboter (AMR) die Zukunftstechnologie für die Automatisierung intralogistischer Transportaufgaben zu sein. Die autonome Navigation gilt häufig als State of the Art und die spurgeführten fahrerlosen Transportsysteme (FTS) als unflexible Relikte aus den Anfängen der Automation. Damit verbunden sind überhöhte Erwartungen daran, wozu AMR in der Lage sind. Das meint zumindest Mathias Behounek, Geschäftsführer von Safelog.
Mathias Behounek ist Geschäftsführer von Safelog, einem der größten Hersteller mobiler Transportroboter in Europa.
Mathias Behounek ist Geschäftsführer von Safelog, einem der größten Hersteller mobiler Transportroboter in Europa.Bild: Safelog GmbH

– Herr Behounek, lassen Sie uns gleich zu Beginn Farbe bekennen. Produzieren Sie bei Safelog AMR oder FTS?

Mathias Behounek: Ihre Frage suggeriert, dass es einen großen technologischen Unterschied zwischen beiden Ansätzen gäbe. Von daher lautet meine Antwort: weder noch.

– Wie meinen Sie das?

Behounek: Der Begriff AMR ist irreführend. Im Grunde sind FTS und AMR je nach Setup aus technologischer Sicht nahezu identisch. Beides sind fahrerlose Fahrzeuge, die über mehr oder weniger autonome Funktionen verfügen. Unsere Geräte fahren überwiegend spurgeführt, sind aber auch in der Lage, frei zu navigieren. Die Klassifizierung in FTS und AMR macht hier überhaupt keinen Sinn. Wir sprechen bewusst von mobilen Transportrobotern, um die medial aufgebaute Grenze zwischen den Systemen aufzubrechen. Denn die Entscheidung, ob eine autonome oder spurgeführte Navigation eingesetzt wird, sollte nicht aufgrund von Begrifflichkeiten getroffen werden. Es zählt allein, welcher Grad an Autonomie zum jeweiligen Anwendungsfall passt.

– Geben Sie uns bitte ein Beispiel.

Behounek: Die Aufgabe definiert, wie viel Freiheit man hat, und daraufhin muss man das System auswählen. Das autonomste System ist nicht zwangsläufig das Beste. Nehmen wir die Automobilindustrie: Hier ist die Taktfertigung auf die Sekunde genau geplant. Die Transportroboter liefern Komponenten und Bauteile nach dem Perlenketten-Prinzip in einer fest definierten Reihenfolge an das Band. Diese darf unter keinen Umständen verändert werden, da alle Bauteile unabänderlich einem bestimmten Montageprozess zugeordnet sind. Ja, deshalb möchte man keine unberechenbaren Faktoren, die den Prozess stören können, wenn z.B. ein Transportroboter eigenständig ein Ausweichmanöver ausführt und damit den Linienverkehr durcheinanderbringt. Systemstabilität und Verfügbarkeit stehen immer an erster Stelle. Dabei geht es immer um die exakte Vorhersage, wann ein Fahrzeug ankommt. Selbst wenn man das autonomste System der Welt nimmt, ist der Output des Prozesses immer noch der gleiche. Und das System muss sicherstellen, dass es beispielsweise alle 72 Sekunden ein Produktionsmittel abliefert. Die verlässliche und planbare Versorgung ist aber auch in anderen Applikationen wie in Logistikzentren, in der Serienfertigung und in der Lebensmittelindustrie unerlässlich.

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