Zukunftsmärkten auf der Spur

Die 2016 von erfahrenen Ingenieuren gegründete Firma Losyco hat sich in kürzester Zeit als weltweit gefragter Anbieter schienenbasierter Lösungen für die Intra- und Produktionslogistik etabliert. dhf Intralogistik spricht mit dem LosycoGeschäftsführer Manuel Granz über die Unternehmensentwicklung und neue Einsatzfelder des LOXrail-Schienensystems.
Auch unterflur: Auf Basis des LOXrail-Schienensystems entwirft und installiert Losyco kundenspezifische Lösungen für die Produktionslogistik u.a. im Maschinen- und Anlagenbau.
Auch unterflur: Auf Basis des LOXrail-Schienensystems entwirft und installiert Losyco kundenspezifische Lösungen für die Produktionslogistik u.a. im Maschinen- und Anlagenbau.Bild: Walter Maschinenbau GmbH

dhf Intralogistik – Herr Granz, vor gut zwei Jahren haben Christoph Münter und Sie den Unternehmensgründer Derek P. Clark in der Geschäftsführung von Losyco abgelöst. Welche Schwerpunkte und Zielsetzungen verbinden sich mit dem Generationswechsel in der Geschäftsführung?

Manuel Granz: Wir setzen auf eine kontinuierliche Unternehmensentwicklung und den sukzessiven Ausbau unserer Geschäftsfelder. Auch nach dem Generationswechsel bleibt Herr Clark unserem Unternehmen als Gesellschafter und in der Vertriebsunterstützung eng verbunden. Als Unternehmensgründer hat er entscheidende Weichenstellungen vorgenommen, um unser neu entwickeltes LOXrail-System am Markt als wirtschaftliche Alternative zu konventionellen Förderkonzepten zu positionieren. Damit waren wir von Anfang an sehr erfolgreich, weil es kaum vergleichbare Lösungen gibt und wir den ganzen Service von der Planung über die Konstruktion und Installation bis zur Inbetriebnahme aus einer Hand bieten. Auf Wunsch unterstützen wir unsere Kunden bei der kompletten Umstellung ihrer Produktionsprozesse auf Taktfertigung und der Implementierung von Lean-Manufacturing-Verfahren. Um den aktuellen Forschungsstand zur Produktionslogistik in die Fertigungspraxis einfließen zu lassen, kooperieren wir mit Forschungseinrichtungen wie dem Institut für wirtschaftliche und technologische Unternehmensführung (IWT). Der Erfolg unserer Unternehmensstrategie spiegelt sich in den Bilanzen wider. Im Geschäftsjahr 2021 haben wir mit einem Zuwachs von rund 30 Prozent einen neuen Rekordumsatz erzielt. Und auch in 2022 setzt sich der positive Trend fort. Ausschlaggebend dafür sind unter anderem Großaufträge von internationalen Industrieunternehmen, aber auch neu erschlossene Geschäftsbereiche sowie LOXrail-Systeminnovationen zur Prozesssteuerung, Präzisionspositionierung und Energieversorgung.

Flache Montageplattformen für die getaktete Produktion von Lötanlagen.
Flache Montageplattformen für die getaktete Produktion von Lötanlagen.Bild: Ersa GmbH

dhf Intralogistik – Welche Vorteile bietet das schienenbasierte Transportsystem gegenüber anderen Förderkonzepten und welche Branchen profitieren davon?

Bei der Markteinführung unseres Schienensystems hatten wir vor allem den Maschinen- und Anlagenbau im Fokus. Viele Maschinen- und Werkzeugbauer zögern bei der Umstrukturierung ihrer Fertigungsabläufe, weil sie hohe Investitions- und Betriebskosten befürchten. Dabei bewirken Investitionen in die Produktions- und Intralogistik schnell erhebliche Effizienzgewinne durch reduzierte Kosten, kürzere Durchlaufzeiten, erhöhten Durchsatz und eine verbesserte Prozess- und Materialplanung. Mit unserem LOXrail-System bieten wir eine effiziente und sehr wartungsarme Alternative zu aufwändigen und kostenträchtigen Transportlösungen wie Hallenkränen, Luftgleitkissen oder bereiften FTS-Fahrzeugen. Auf den bodenbündig verlegten Schienen lassen sich auch tonnenschwere oder sperrige Baugruppen problemlos von einer Arbeitsstation zur nächsten bewegen. Damit erleichtert unser Fördersystem selbst bei massiven Werkstücken und langen Taktzeiten den Umstieg von der Standplatzmontage auf effizientere Methoden der Fließ- oder Taktfertigung. Diese Vorteile der LOXrail sind nicht auf einzelne Sparten beschränkt. Wir realisieren weltweit Projekte für verschiedenste Branchen vom Werkzeug- und Landmaschinenbau über Baumaschinen- und Windkraftanlagen-Hersteller bis zur Automobil- und Flugzeugindustrie.

Manuel Granz, Geschäftsführer bei Losyco.
Manuel Granz, Geschäftsführer bei Losyco.Bild: LOSYCO GmbH

dhf Intralogistik – Wie können Sie all diese Anforderungen mit einem System bedienen?

Ein großer Pluspunkt ist, dass wir unser System extrem variabel an verschiedene kundenspezifische Anforderungen adaptieren können. Mit Weichen, Kreuzungen oder Drehtellern passen wir die Trassenführung auch bei abzweigenden Montagelinien an den Fertigungsfluss an oder vereinfachen das Ausschleusen von Bauteilen aus dem Montageprozess. Hinzu kommen zahlreiche Ausbauoptionen wie Hebe- und Senkbühnen, Lenkplattformen mit mechanischer oder halbautomatischer Steuerung, Transportwagen mit sensorgesteuerter Bremsautomatik oder Schwerlast-Wiegestationen. Außerdem erweitern wir die Funktionalität unseres Fördersystems ständig durch Innovationen etwa bei der Steuerungs-, Positionier- und Antriebstechnik. Zum Beispiel haben wir für einen Maschinenbauer ein spezielles Antriebskonzept aus Taktstangenzug und Kettenförderer mit besonders niedriger Bauhöhe entwickelt. Das System konnte komplett unterflur installiert werden, um eine ungehinderte bodenbündige Taktfertigung zu realisieren. In mehreren Werken eines großen Holzwerkstoffproduzenten haben wir neue Transportlinien mit unterflur installierter Positionserkennung und induktiver Stromversorgung verlegt. Bei Bedarf implementieren wir auch Systeme zur intelligenten Prozessteuerung wie kürzlich bei einem Hersteller von mobilen Baumaschinen. Dort wurden alle Stationen von uns mit vernetzten Bedienterminals ausgerüstet und eine zentrale Steuerungs- und Auswerteeinheit mit Visualisierung und MES-Schnittstelle eingerichtet.

dhf Intralogistik – Ist Losyco vor allem auf die Produktions- und Intralogistik spezialisiert oder auch in anderen Fertigungsbereichen aktiv?

Wir arbeiten ständig daran, neue Anwendungsfelder zu erschließen. Mittlerweile entwickeln und installieren wir auch Präzisionslösungen für die schienenbasierte Materialbeschickung. Durch die exakte Positionierung und eine hohe Wiederholgenauigkeit von unter 0,2mm eignen sich unsere LOXrail-Beschickungssysteme beispielsweise ideal für Roboter-Schweißanlagen, Laserschneidanlagen und Messportale. Doppelspuren, Richtungswechsel, Längs- und Querfahrwerke ermöglichen ein flexibles Handling bei optimaler Flächennutzung. Im Bedarfsfall können wir die Zugänglichkeit zu den Bauteilen durch integrierte Drehfunktionen vereinfachen. Für das hauptzeitparallele Rüsten bieten wir neben der Beschickung von einer Seite viele weitere Zuführungsvarianten. Auch beim Ausbau- und Automatisierungsgrad haben unsere Kunden viele Optionen. Das Spektrum reicht von rein mechanischen Varianten mit manuell bewegten Plattformen bis zur Vollautomatisierung und Komplettanbindung an die zentrale Anlagensteuerung. So eine vollautomatische Lösung haben wir unter anderem für die Zu- und Abführung übergroßer Blechtafeln an eine XXL-Laserschneidanlage entwickelt. Dort besteht das Beschickungssystem aus zwei doppelspurigen LOXrail-Schienensträngen mit speziellen Ober- und Unterwagen in unterschiedlichen Spurweiten. Die Transportwagen sind durch ein netzwerkfähiges Steuerungskonzept an die Anlagensteuerung angebunden und übermitteln beim Erreichen der Endlage das Signal zum Be- oder Entladen an die Steuereinheit. Die erforderliche hohe Positioniergenauigkeit der Wagen wird durch eine integrierte Sensorik sichergestellt.

dhf Intralogistik – Wo sehen Sie die größten Wachstumsperspektiven?

Trotz der aktuellen Krisen sind unsere Auftragsbücher gut gefüllt. Wir sind in wichtigen Zukunftsmärkten wie den erneuerbaren Energien stark positioniert und rüsten führende Hersteller von Windkraftanlagen aus. Bei dem bedeutenden Anteil der Windkraft für die Energiewende sehen wir hier ein großes Wachstumspotenzial. Ein anderer, für uns sehr zukunftsträchtiger Bereich ist der Hausbau in Modulbauweise. Immer mehr Bauunternehmer setzen auf die modulare Werksvorfertigung für Häuser und Zweckbauten. Weil sich dabei der Großteil der Arbeiten von der Baustelle in die Werkshalle verlagert, stellt die Produktionslogistik einen entscheidenden Faktor für die Effizienz und Wirtschaftlichkeit dar. Dafür haben wir Systeme mit besonders flach dimensionierten Plattformen konstruiert, die als mobile Arbeitsstationen den zuständigen Gewerken von allen Seiten ungehinderten Zugang verschaffen. Die Vorteile der Modulbauweise werden diesen Markt weiterwachsen lassen. Da fast das gesamte Bauvorhaben auf der Montagelinie erfolgt, können die einzelnen Fertigungsschritte bei konstant hohen Qualitätsstandards nahtlos ineinandergreifen. Damit entfallen kostenträchtige Verzögerungen, die ansonsten bei der Abstimmung der verschiedenen Gewerke, durch Lieferfristen oder witterungsbedingte Beeinträchtigungen entstehen.

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