Perfekt platzsparend

Die Versorgung unserer Gesellschaft mit medizinischen Verbrauchsgütern ist enorm wichtig. Dazu gehören nicht nur Instrumente für den OP-Bedarf, sondern auch u.a. Mullbinden, Pflaster und Desinfektionsmittel. IVF Hartmann verzeichnet aktuell eine Nachfrage und Durchsatzmengen an medizinischem Material in Dimensionen, auf die das Warenlager und die intralogistischen Prozesse nicht ausgelegt worden waren. Zur Steigerung der Effizienz entschieden sich die Verantwortlichen für die Automatisierung von Lager und Kommissionierung mit einer Lösung von Dematic.
Dematic hat das neue Logistikzentrum des Schweizer Healthcare-Spezialisten IVF Hartmann unter anderem mit einem dreigassigen HochgeschwindigkeitsMultishuttle-System im Obergeschoss automatisiert.
Dematic hat das neue Logistikzentrum des Schweizer Healthcare-Spezialisten IVF Hartmann unter anderem mit einem dreigassigen HochgeschwindigkeitsMultishuttle-System im Obergeschoss automatisiert.Bild: Dematic GmbH

Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Themen Hygiene und Desinfektion in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Am Eingang eines Supermarktes oder beim Betreten eines Kinos ist zu lesen: bitte Hände desinfizieren. Mittlerweile gehört das Einreiben der Hände und das Aufsetzen der Maske zum Alltag. In der Medizin sind diese Vorkehrungen überlebensnotwendig und waren schon vor Covid19 üblich. Und das verwendete Verbrauchsmaterial muss klinisch rein sein. Entscheidend ist auch, dass alles in ausreichender Menge verfügbar ist.

IVF Hartmann produziert und vertreibt seit der Unternehmensgründung Instrumente für den OP-Bedarf, Pflaster, Diagnosegeräte, aber auch Produkte zur Babyhygiene sowie Pflegematerial. Zum Kundenstamm zählen etwa Krankenhäuser und Apotheken. Die Lagerung der zahlreichen Artikel und Produktgruppen sowie deren Kommissionierung erfolgten lange Zeit ausschließlich manuell. Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage in den vergangenen Jahren und einer daraus notwendig gewordenen höheren Bearbeitungsgeschwindigkeit der Bestellungen stießen die Mitarbeitenden im Lager und der Versandvorbereitung an ihre Grenzen. Um die Kapazitäten zu erweitern und ihre Kunden schneller zu beliefern, entschieden sich die Verantwortlichen für die Automatisierung der intralogistischen Prozesse am bestehenden Standort in Neuhausen. „Die große Herausforderung dabei war, auf sehr begrenztem Raum eine leistungsfähige Lösung zu präsentieren“, sagt Thomas Mayer, Head of Logistics bei IVF Hartmann. Denn aufgrund der direkten Nähe zum weltbekannten Rheinfall war eine Erweiterung in der Fläche für den Healthcare-Spezialisten nicht möglich.

Logistikzentrum über zwei Etagen

Fündig wurde IVF Hartmann bei Dematic. Überzeugt hat der Anbieter für intelligente Automatisierungslösungen mit einer innovativen und leistungsfähigen Anlage: einem zweigeschossigen Multishuttle-System mit Tablaren. Statt die Kommissionierung in einer eingeschossigen Halle neben dem Tablarlager zu errichten, präsentierte Dematic ein System mit zwei Etagen auf gerade einmal 400m2. Während im Erdgeschoss der neue Kommissionierbereich eingerichtet wurde, findet das Multishuttle-Lager im Obergeschoss Platz. Aufgrund er direkten Anbindung der Etagen über die Lifte wurden dabei nur etwa 290m Behälterfördertechnik verbaut.

Das dreigassige Multishuttle-Tablarlager im Obergeschoss umfasst etwa 10.000 Behälterstellplätze auf 20 Ebenen. Die zuvor noch manuelle Ein- und Auslagerung der auf Tablaren befindlichen Ware übernehmen nun 60 Shuttles. Zwischen Lager und Kommissionierung erfolgt der automatische Transport der Behälter über drei Heber-Paare, die die Ware auf zwei parallelen Pufferbahnen mit einer Geschwindigkeit von bis zu vier Metern pro Sekunde befördern. „Dadurch, dass Lager- und Kommissionierbereich direkt übereinanderliegen, sparen wir Zeit durch kürzere innerbetriebliche Transportwege und optimieren unsere Logistikprozesse. Zudem nutzen wir die vorhandene Fläche jetzt bestmöglich aus – ein echter Gewinn für uns“, sagt Mayer.

Effektive und ergonomische Kommissionierung

Im Erdgeschoss angekommen, wird die angeforderte Ware auf eine von drei Pickstationen verteilt. Mittels Put-to-Light-System wird den Mitarbeitenden dort der Behälter angezeigt, in den der angeforderte Artikel platziert werden soll. „Die Fehleranfälligkeit bei der Kommissionierung sinkt dadurch auf ein Minimum“, freut sich Mayer. An jedem Arbeitsplatz können bis zu acht Aufträge simultan bearbeitet werden. Das hoch performante Multishuttle-System ermöglicht es nämlich, sequenzierte Quelltablare an den Kommissionierplätzen anzudienen. Bei der Auftragszusammenstellung wird zudem auf die Ergonomie der Mitarbeitenden geachtet. So werden leere Behälter seitlich am Pickplatz auf Staubahnen auf einer an die Körpergröße angepassten Höhe angedient, sodass das Personal die zu kommissionierenden medizinischen Verbrauchsmaterialien ergonomisch hineinlegen kann, ohne sich zu bücken.

Die konsolidierte Bereitstellung der gepufferten Mischkartons und der Originalkartons für den Versand ermöglicht eine deutlich effektivere Kommissionierung. Ist ein Auftragsbehältnis voll beziehungsweise der Auftrag abgeschlossen, wird der Behälter per automatischer Zuführung zu den Packplätzen gebracht. Nach dem Verpacken und der Bereitstellung der Ware werden die leeren Kommissionierbehälter wieder auf eine Rückführstrecke aufgegeben und zurückgefördert. Der Prozess beinhaltet die Kommissionierung, Konfektionierung, Verpackung und Bereitstellung der Ware und wird durch innovative Technik wie Put-to-light- oder Proglove-Handschuhen mit integrieren Scannern optimiert.

Vereinfachung der Softwarelandschaft

Im Zuge der Automatisierung und Modernisierung der Anlage hat Dematic auch die Verwaltung des Lagers von IVF Hartmann digitalisiert. So wurde die bestehende SAP Warehouse Management Lösung durch ein State-of-the-Art SAP EWM System mit dem Dematic SAP Materialfluss System ersetzt, um die vorhandenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen und alle Prozesse vom Wareneingang bis zum Warenausgang abzubilden. Dabei wurde Wert daraufgelegt, Prozesse so zu gestalten, dass die Implementierung als Template für zukünftige Rollouts an anderen Standorten genutzt werden kann. Relevante Daten werden in Echtzeit erfasst und in das EWM eingespeist, um einen reibungslosen Warenfluss innerhalb des neuen Logistikzentrums sicherzustellen. Dank der Implementierung bewährter Standards wird eine direkte Anbindung der Steuerungsebene (SPS) an SAP EWM gewährleistet. Auf projektspezifische Implementierungen konnte verzichtet werden, wodurch sich kürzere Implementierungszeiten und ein störungsarmer Betrieb sicherstellen lässt. Mayer resümiert: „Die Zusammenarbeit mit Dematic war von Beginn an vertrauensvoll. Die vorgestellten Lösungen sowie die Prozessbegleitung haben unsere Erwartungen vollkommen erfüllt. Dank unseres neuen Logistikzentrums können wir unsere Kundenanforderungen jetzt noch besser erfüllen.“

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