KI-basiertes Bin Picking

Durch die Kombination von Robotik und künstlicher Intelligenz entwickelt Cambrian Robotics ein produktives Werkzeug, das bei der Herstellung von Produkten menschliche Hände ersetzt. Mithilfe intelligenter Automatisierung sollen so Kosten gesenkt und den Menschen mehr Zeit für sinnvolle Aufgaben gegeben werden. Cambrian Vision ist eine vollständig KI-basierte Lösung für Robotik-Anwendungen in der Fertigung wie beispielsweise Bin Picking, Montage, Feature-Erkennung und -Lokalisierung, Pick and Place, Bestückung, Kabelbaum- und Kabelmontage.
3D-Bildverarbeitungslösung 
mit 2D-Kameras, KI und Robotik optimiert die Fertigungslandschaft.
3D-Bildverarbeitungslösung mit 2D-Kameras, KI und Robotik optimiert die Fertigungslandschaft.Bild: Cambrian Robotics Ltd.

Die Fertigungsbranche steht aktuell vor einer Reihe von Herausforderungen. Technologiewandel, drängende Umweltthemen und Globalisierung erfordern eine Reihe von Anpassungen, wie die Investition in neue Technologien, Ressourcenschonung und die Optimierung und Absicherung von Lieferketten. Global agierende Unternehmen müssen sich gegenüber einem sich wandelnden Umfeld behaupten und gleichzeitig Probleme in Lieferketten bewältigen. Die Zurückverlagerung der Produktion ins Inland ist dabei zunehmend eine Option. Dies erfordert nicht nur eine gewisse Resilienz, sondern auch die Einhaltung strenger Umweltvorschriften sowie kosteneffiziente Strategien, um die Fertigung im Inland konkurrenzfähig zu gestalten. Wer die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produktion sichern will, muss darüber hinaus Personalengpässe überwinden.

Automatisierung durch Robotik ist hierbei längst zur treibenden Kraft geworden, künstliche Intelligenz (KI) nimmt mehr und mehr eine Schlüsselrolle ein. Diese Technologie entwickelt sich ebenso rasant, wie der Automatisierungsdruck steigt. Um Produktionsprozesse im eigenen Unternehmen mit KI abzubilden, sind eine möglichst einfache KI-Integration sowie die Verkürzung der Trainingsphasen bereits jetzt entscheidende Faktoren.

Mehr Effizienz durch KI-basiertes Bin Picking oder Pick-and-Place

Genau hier setzt das Britische Startup Cambrian Robotics Limited mit einer vollständig KI-basierten Lösung für diverse Robotik Anwendungen in der Fertigung an. Es übernimmt schnelles Bin Picking oder Pick-and-Place, die exakte Zuführung von Teilen für Maschinen sowie unterschiedliche Arbeitsschritte im Materialhandling – zugunsten von mehr Effizienz bei Montageaufgaben oder in der Lagerlogistik.

Das leicht integrierbare System besteht aus einem Modul für Roboterarme, einer Recheneinheit mit vorinstallierter, intelligenter Software sowie einem Kameramodul, das mit je zwei uEye+ XCP-Kameras von IDS ausgestattet ist. „Die Aufgabe der Kameras besteht darin, ein Bild des Bereichs mit den zu handhabenden Objekten aufzunehmen. Anhand der Aufnahmen kann die Software die Szene analysieren und erkennen, wo sich die Objekte genau befinden“, erklärt Miika Satori, Gründer und Geschäftsführer von Cambrian Robotics.

KI-Modelle zur Teileerkennung

Die Weiterverarbeitung der Bilder erfolgt mit Hilfe des Herzstücks von Cambrian Vision – einer eigens entwickelten, selbst lernenden Software zur Vorhersage der Teileposition sowie deren Pick-Punkte. Diese sorgt für den Bildabgleich auf KI-Basis, sodass keine klassische 3D-Punktewolke benötigt wird. Anhand von simulierten Daten lernt die KI selbständig und lokalisiert die Entnahmepunkte und Teile äußerst präzise. Die KI-Modelle zur Teileerkennung und Kommunikation mit dem Roboter werden von einer leistungsstarken GPU (Graphics Processing Unit) gesteuert. Und die Software lernt schnell dazu: „Mit dem Cambrian-Softwarepaket können Pickpunkte für neue Teile innerhalb von nur zwei bis fünf Minuten definiert und die Anwendung konfiguriert werden“, betont Startup-Gründer Satori.

Genauigkeit von unter einem Millimeter

Das zugehörige Kameramodul ist bestückt mit je zwei platzsparenden XCP Industriekameras. „Die beiden IDS Kameras liefern nach dem Stereovision-Prinzip Bilder der Objektszene aus unterschiedlichen Betrachtungswinkeln. Die Herausforderung besteht darin, die Position des zu greifenden Teils so genau wie möglich aus diesen Bildern zu bestimmen. Dies ist wiederum die Aufgabe der KI“, so Miika Satori. Die Kombination von Bildaufnahme, KI-Modellen und spezieller Bildverarbeitung ermöglicht es, Aufnahmepunkte und Positionen besonders präzise zu bestimmen. Standard-CAD-Anwendungen für 3D-Bin-Picking verwenden dafür häufig strukturiertes Licht oder Sensoren, die etwas auf die Umgebung projizieren, eine Punktwolke erzeugen und dann versuchen, das Teil darin zu finden. Cambrian verwendet dafür statt einer 3D-Kamera lediglich zwei handelsübliche IDS Industriekameras. Mit einer Genauigkeit von unter einem Millimeter ist Cambrian-Vision zudem wesentlich exakter als konkurrierende Systeme. „Das System erkennt zuverlässig eine große Bandbreite von Teilen, einschließlich glänzender, reflektierender oder transparenter Komponenten, bei denen herkömmliche Bildverarbeitungssysteme oft an Grenzen stoßen. Dabei bleibt es robust gegenüber äußeren Lichtverhältnissen“, beschreibt Miika Satori die besonderen Anforderungen an die Kameras, die elementarer Bestandteil der Lösung sind. „Außerdem ist das System superschnell, da die Inferenzgeschwindigkeit weniger als 170ms beträgt, während sie bei vergleichbaren Lösungen oft mehr als 1000ms dauert.“ Die schnelle Berechnungszeit ermöglicht Zykluszeiten von zwei bis drei Sekunden in einer Bin-Picking-Einstellung. „Dies stellt eine effiziente, präzise und genaue Ausführung in einem einzigen Durchgang sicher“, unterstreicht Miika Satori. Das One-Shot System ist damit derzeit eines der schnellsten AI-Bilderkennungssysteme auf dem Markt.

Ein Roboterarm lokalisiert und greift Teile mithilfe zweier IDS-Kameras und intelligenter Cambrian-Software.
Ein Roboterarm lokalisiert und greift Teile mithilfe zweier IDS-Kameras und intelligenter Cambrian-Software.Bild: Cambrian Robotics Ltd.

Ermöglicht wird dies nicht zuletzt durch die SuperSpeed USB 5 Gbps-Kameras, die in jeder Umgebung zuverlässig hochauflösende Daten für detaillierte Bildauswertungen liefern, explizit in Anwendungen mit geringem Umgebungslicht oder wechselnden Lichtverhältnissen. Dank BSI-Pixeltechnologie (‘Back Side Illumination‘) bietet der integrierte Sensor (1/2,5″ 5,04MP Rolling Shutter CMOS-Sensor Onsemi AR0521) eine stabile Low-Light-Performance sowie eine hohe Empfindlichkeit im NIR (nahes Infrarot)-Bereich, sodass die uEye XCPs in nahezu jeder Lichtsituation hochwertige Bilder liefern – bei gleichzeitig geringem Pixelrauschen. Mit ihrem baukleinen, leichten Vollgehäuse (29x29x17mm, 61g) und verschraubbarem USB Micro-B Connector ist die USB3 XCP für den Einsatz in Kombination mit Robotern und Cobots im Bereich der Automatisierung besonders geeignet.

Einfache Integration

Dank USB3 und Vision Standard-Kompatibilität (U3V/GenICam) lassen sich die XCP Kameras leicht in jedes Bildverarbeitungssystem integrieren und können grundsätzlich mit jeder geeigneten Software verwendet werden. Die einfache Integration über das Standard-Interface ist für Miika Satori besonders vorteilhaft: „Je nach Kundenanforderung verwenden wir in unserem System andere IDS Kameras. Die standardisierte Schnittstelle ermöglicht einen schnellen Einsatz unterschiedlichster uEye-Modelle.“ Durch ihre Kompatibilität mit gängigen Objektiven eignet sich eine Vielzahl an Kameras aus dem IDS-Portfolio als Augen für kundenspezifische Cambrian Vision-Lösungen und tragen so entscheidend zur Maximierung der Produktionsleistung bei.

Die Spitzengeschwindigkeit, die besonders hohe Lichtunempfindlichkeit und die große Bauteilbandbreite, die das System dank der leistungsstarken IDS Kameras und intelligenter Software erreicht, machen es für Automatisierungsaufgaben im Produktionsumfeld besonders interessant.

Ein weiterer Schlüssel zur Effizienz liegt in der unkomplizierten Integration von Cambrian Vision. Das intelligente 3D-Vision-System ist ohne reales Robotertraining sofort einsatzbereit – eine bemerkenswerte Beschleunigung im Vergleich zu herkömmlichen Methoden.

Ausblick

„Der Einsatz von KI in der Robotik steht erst am Anfang und steckt noch in den Kinderschuhen“, konstatiert Miika Satori. Durch den wachsenden Bedarf wird die Entwicklung im Bereich Bildverarbeitung mit KI weiter vorangetrieben, Kameras mit höheren Datenraten sowie schnelleren und größeren Sensoren werden auf den Markt kommen, ebenso wie weiter preisoptimierte Modelle mit verlässlichen Basisfunktionen. „Industriekameras werden immer kleiner und erschwinglicher. Unsere Vision ist es, Robotern Fähigkeiten auf dem gleichen Niveau wie Menschen zu verschaffen.“

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Ferag AG
Bild: Ferag AG
Unified-Control-System 
für das Lager der Zukunft

Unified-Control-System für das Lager der Zukunft

Lagerverwaltungssoftware revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Lagerbestände organisieren, verfolgen und optimieren, indem sie effiziente Prozesse, Echtzeit-Daten und automatisierte Funktionen bereitstellt. Letztendlich ermöglicht eine effektive Lagerverwaltungssoftware Unternehmen, flexibler zu sein, sich schneller an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen und somit rentabel und wettbewerbsfähig zu bleiben und nachhaltig zu wachsen. Trotz Vorteilen, die auf der Hand liegen, sind die mit der Implementierung verbundenen Kosten und Prozessumstellungen nicht selten eine Hemmschwelle, die Unternehmen überwinden müssen. Ferag.doWarehouse ist eine innovative Software, welche die Standards für die Lagerverwaltung neu definiert. Sie bietet eine ebenso unkomplizierte wie maßgeschneiderte Lösung für Unternehmen jeder Größe und Komplexität.

Bild: GIS AG
Bild: GIS AG
Rigging-System 
für Multifunktionsarena

Rigging-System für Multifunktionsarena

Im Oktober 2022 konnten die ZSC Lions ihr neues Heimstadion einweihen. Die Swiss Life Arena ist nicht nur eines der größten Eishockeystadien der Schweiz, sondern vor allem auch eine Multifunktionsarena mit modernster Infrastruktur für die unterschiedlichsten Events und Anlässe. Zur Ausstattung gehört ein Rigging-System an der Hallendecke, das in Zusammenarbeit mit den Firmen B+T Bild+Ton und GIS realisiert wurde. Es besteht aus sechs Traversen und insgesamt 30 Elektrokettenzügen, die bequem über einen Touch-Controller gesteuert werden können.