Home-Run in Sachen Energieeffizienz

Im Durchschnitt waren es zwischen 10.000 und 100.000kW pro Jahr, die der Armaturenhersteller Hawle mit 'grünen Projekten' einsparen konnte durch den vermehrten Einsatz von Frequenzumrichtern, gezielter Wärmerückgewinnung oder einer konsequenten Umstellung auf LED-Beleuchtungsmittel. Den bis dato größten Erfolg zur Energieeffizienz erzielten die Oberösterreicher allerdings mit Powercaps. Hiermit realisierten Hörmann Logistik und SEW-Eurodrive eine Leistungs- und Energiemanagement-Lösung für das neue Hochregallager, die den Leistungsbedarf der Regalbediengeräte um den Faktor 7 bis 10 verringert.

Powercaps an Bord

Insgesamt sind fünf gassengebundene Einmast-RBGs mit Teleskopgabel für eine doppeltiefe Palettenlagerung in der neuen, 29m hohen Logistikhalle der Hawle-Österreich-Gruppe unterwegs. Jedes einzelne davon wiegt ohne Traglast bereits rund 25t und benötigt entsprechend viel Energie, um in die gewünschte Ein- bzw. Auslagerungs-Bewegung gebracht zu werden. „Normalerweise hätten wir hier netzseitig mit einem Spitzenleistungsbedarf von 60 bis 70kW pro Regalbediengerät planen müssen. Dank der Movi-C Power and Energy Solution von SEW-Eurodrive reduzierte sich dieser aber auf einen Bruchteil davon“, spricht Bernd Nebel, Fachprojektleiter Automatisierungstechnik bei Hörmann Logistik einen Punkt an, der sich nicht nur auf die Stromrechnung des Kunden, sondern auch bei der Auslegung der Infrastruktur positiv auswirkt: Die Zuleitungen, Sicherungen, Kabelquerschnitte, der Transformator und weitere Komponenten können kleiner dimensioniert werden. Stattliche 1,8m groß sind dafür die Schaltschränke für die Regalbediengeräte, in denen auch die Powercap-Module verbaut sind. Sie fahren mit den RBG mit und stecken voller Energie. Bis zu 3.300 rückgewonnene Kilowattsekunden warten in diesen Leistungsspeichern auf ihren Einsatz.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

„Die Grundidee ist, die Energie, die ins System eingebracht wurde, applikationsnah für einen bedarfsgerechten Abruf vorzuhalten. Wir können die gesammelten Reserven nutzen, um Lastspitzen abzufangen, die Netzstabilität zu sichern oder um Anlagen bei einem Stromausfall in einen definierten sicheren Zustand zu bringen“, weist Stephan Nick, Vertriebsingenieur bei SEW-Eurodrive in München, auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Leistungs- und Energiemanagements hin. „Überall dort, wo sich etwas bewegt und viel bzw. häufig beschleunigt wird, ist eine solche Lösung sinnvoll“, ergänzt er. Bei der Firma Hawle wird bereits über eine weitere Powercap-Verwendung nachgedacht. Laut Hermann Pichler, Automatisierungs- und Steuerungstechniker am Produktionsstandort Frankenmarkt, biete sich dafür beispielsweise die Schleuderradstrahlanlage an. „Da werden Gussteile in einer schnell rotierenden Einheit mit Stahlkies beworfen, um als Endergebnis saubere, gleichmäßig homogene Oberflächen zu erhalten“, erklärt er.

Grünes Erfolgsprojekt

Bei der Hawle-Österreich-Gruppe, ist es seit jeher der ökologische Gedanke, der zählt. Aber nicht nur. Sämtliche Investitionen des international tätigen Armaturenherstellers in neue Technologien oder Anlagen müssen sich auch innerhalb einer vertretbaren Zeitspanne amortisieren. „Wir überlegen bei jeder Neuanschaffung sehr genau, wie diese maximal effizient zu betreiben ist. Die Entscheidung für die Powercaps kostete zwar rund 25.000 Euro mehr pro Gasse, macht sich aber unseren Berechnungen bereits ab dem fünften Jahr als ‚Reingewinn‘ bezahlt“, freut sich der Energiemanagementbeauftragte Andreas Bamberger über ein weiteres ‚grünes Erfolgsprojekt‘, das perfekt zum unternehmenseigenen Leitmotiv ‚Made for Generations‘ passt. „Ich bin wirklich stolz, dass ich Teil des Umsetzungsteams war“, ergänzt er. Als studierter Ökoenergietechniker erkannte er sofort das Potenzial dieser Technologie, die Energie von generatorischen Betriebszuständen speichert, um sie dann den Hub-, Fahr- oder Gabelantrieben der Regalbediengeräte zukommen zu lassen. „Es ist wie bei einer Photovoltaikanlage: Man muss einmal Geld für die Anschaffung einer entsprechenden Infrastruktur in die Hand nehmen und profitiert dann jahrzehntelang“, spricht sich Andreas Bamberger generell für einen breiteren Einsatz von nachhaltigen Lösungen aus.

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