Präzise Bestandszahlen mit Full Pallet Inventory

ID Logistics treibt die Digitalisierung seiner Logistikzentren mit der von Zetes entwickelten Full-Pallet-Inventory-Technologie weiter voran. Das System, Teil der Logistics-Execution-Lösung ZetesMedea, ermöglicht die schnelle Zählung von Beständen auf Paletten durch Bildverarbeitung. Markus Scholten, Business Development Manager bei Zetes, steht dhf Intralogistik zur neuen Inventarisierungslösung Rede und Antwort.
Markus Scholten, Business Development Manager bei Zetes.
Markus Scholten, Business Development Manager bei Zetes.Bild: Zetes GmbH

Bei der Full-Pallet-Inventory-Lösung fährt ein speziell entwickeltes mobiles ImageID-Lesegerät auf einem Gabelstapler befestigt mit bis zu 10km/Std. durch die Gänge des Lagers und führt eine vollständige Paletteninventur durch. Das System passt sich dabei kontinuierlich an die Fahrgeschwindigkeit des Gabelstaplers an. Der Zeitaufwand für die Bestandszählung im Lager wird dadurch auf die Hälfte reduziert. Bevor Full Pallet Inventory die Inventur durchführen kann, müssen zuerst die Regalhöhen zugeordnet werden, um die Arbeit mit dem Barcode-Scanner möglichst zu reduzieren. Die verschiedenen Höhen und Palettenstandorte im Logistikzentrum werden zu gruppierten Standorten zusammengefasst, um die Zählwege zu vereinfachen. Das System liest den Data-Matrix-Code und dekodiert die Tags für Palette und Standort. Dann übersetzt es diese Tags in die Sprache des Warehouse Management Systems (WMS).

Mit welchem Zeitrahmen ist für die Implementierung der Full-Pallet-Inventory-Lösung in einem Logistikzentrum zu rechnen?

Markus Scholten: Das hängt immer davon ab, wie weit wir von unseren Standard-Schnittstellen abweichen. In der Regel ist aber die Lieferung eines Systems (Hardware und Software) nach Bestellung innerhalb von sechs bis acht Wochen realisierbar. Außerdem kann das System Standalone genutzt werden. Hierdurch reduziert sich die Inbetriebnahme auf wenige Tage. Den größtmöglichen Nutzen erzielt der Anwender natürlich mit einer vollständigen Implementierung in die bestehende Systeminfrastruktur.

Erlaubt die Full-Pallet-Inventory-Technologie auch Kommissionierprozesse bei gleichzeitiger Paletteninventur – sind Stopps und Wiederanfahren mit dem Trägerfahrzeug des ImageID-Lesegeräts möglich?

Scholten: Das ist einer der entscheidenden Vorteile des Systems: Der Datenaustausch mit einem übergeordneten Host-System kann in Echtzeit erfolgen. Demnach könnte unmittelbar nach Passieren einer Palette diese für den Regelbetrieb wieder freigegeben werden. Stopps und erneutes Anfahren, genau wie Unterbrechungen der Fahrt sind jederzeit ohne weiteres möglich. Einmal erfasste Positionen sind gespeichert und ein Wiederaufnehmen des Inventurprozesses erfolgt automatisch mit Erfassung der nächsten offenen Position.

Wie wird die Anbindung an die Lagerverwaltungssoftware realisiert?

Scholten: Mittels ZetesMedea Server Interface. Die Architektur der Softwarelösung ist so aufgebaut, dass auch mehrere Full Pallet Inventory Systeme in unterschiedlichen Lägern eines Kunden mit dem gleichen oder auch unterschiedlichen WMS oder anderen Hostsystemen kommunizieren können.

Lässt sich die Paletteninventur mit der Full-Pallet-Inventory-Lösung auch von Drohnen durchführen, anstatt mit Gabelstaplern?

Scholten: Wir haben auch Proof-of-Concepts und diverse Tests mit Drohnen durchgeführt. Die Drohne stellt, genau wie der Stapler lediglich ein Transportmittel für eine Kamera dar, das entweder mittels Piloten oder durch einen Staplerfahrer gesteuert wird. Es gibt mittlerweile sicherlich sehr gute auch autonom fliegende Drohnen. Die entscheidenden Vorteile des Transportmittels ‚Gabelstapler‘ sind, dass eine deutlich höhere Last bewegt werden kann und die Batterielaufzeit erheblich länger ist. Außerdem können wir mit der staplergeführten Variante bis zu vier Palettenstellplätze gleichzeitig erfassen. Wir sind mit der staplergeführten Variante bislang in jedem Testszenario mindestens um das 10-fache schneller gewesen als mit der Drohne.

Von welchem Zeitraum müssen Betreiber von Logistikzentren ausgehen, bis die Nutzung von Full Pallet Inventory einen positiven ROI verzeichnet?

Scholten: Das ist immer sehr stark abhängig von den eingelagerten Gütern und der Art und Weise, wie die Inventur durchgeführt wird. Das Einfrieren eines Lagers über einen Zeitraum von ggf. mehreren Tagen zur manuellen Zählung mit mehreren Mitarbeitern und die Notwendigkeit, für diese Zählung entsprechende Hebebühnen auszuleihen oder vorzuhalten sind alles Faktoren, die uns sehr günstig in die Karten spielen. Aufgrund der möglichen Echtzeitkommunikation unseres Systems können Lagerbereiche für den Regelbetrieb unmittelbar nach Erfassung freigegeben werden, was ein Einfrieren des Lagers nur kurzzeitig oder sogar gar nicht notwendig macht.

Unser Best Case hat sich bereits während der ersten Inventur amortisiert. Kurzum, das System rechnet sich mit der ersten oder zweiten Inventur je nach Inventurhäufigkeit und Lagergegebenheiten schneller oder langsamer.

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