Testen macht den Unterschied

Bild: Impact Media Projects GmbH

Es ist längst kein Geheimtipp mehr für Experten in der Intralogistik: Das Test Camp Intralogistics hat sich als Event für alle einen Namen gemacht, die sich in entspannter Atmosphäre einen fundierten Überblick über den neuesten Stand der Technik in allen Bereichen der innerbetrieblichen Logistik verschaffen wollen. Am 10. und 11. April 2024 öffnet das Test Camp Intralogistics bereits zum vierten Mal in der Messe Dortmund seine Pforten und präsentiert auf einer Fläche von rund 10.000m² mehr als 100 Innovationen. Warum ‘Testing makes the Difference‘ hier mehr als nur eine Floskel ist und welche Wege die Macher mit dem Test Camp Intralogistics gehen wollen, erklärt der Manager des Events, Thilo Jörgl, im Interview.

‘Testing makes the Difference‘ lautet der Wahlspruch des Test Camp Intralogistics. Was unterscheidet das Event von anderen Veranstaltungen?

Thilo Jörgl: Ein zweiter Wahlspruch lautet: Don´t call it trade fair. Wir haben uns bewusst auf die Fahnen geschrieben, keine Messe zu sein. Messen sind groß und voll. Und jeder Aussteller aus der Branche wird genommen. Intensive Gespräche kommen häufig zu kurz, ausgestellte Produkte zu testen, ist in der Regel nicht möglich. Bitte nicht falsch verstehen: Wir lieben Messen und gehen gerne als Besucher auf die Veranstaltungen im In- und Ausland. Dennoch war es uns ein Anliegen, mit dem Test Camp Intralogistics eine Veranstaltung der etwas anderen Art zu etablieren. Kleiner, persönlicher, direkter, Klasse statt Masse. Ein Event mit Konferenz, auf dem ausschließlich ausgewählte, neue Innovationen und nicht Produkte en masse präsentiert werden – und zwar nicht nur zum Anschauen, sondern zum Ausprobieren. Egal, ob es sich dabei um einen Gabelstapler, um ein Softwareprodukt oder etwas ganz anderes handelt.

Wer darf beim Test Camp Intralogistics seine Innovationen präsentieren? Jedes Unternehmen wie auf einer Messe?

Uns ist eine gute Mischung der gezeigten Produkte und Lösungen wichtig. Aus diesem Grund vergeben wir unsere Plätze gezielt und achten bei der Auswahl der Aussteller nicht nur darauf, dass die gezeigten Exponate innovativ, sondern auch neu und nicht bereits seit zig Jahren auf dem Markt erhältlich sind. Gesetzt sind in jedem Jahr die Finalisten des Ifoy Award, die ihm Rahmen des Test Camp Intralogistics ihr dreistufiges Audit durchlaufen. Darüber hinaus recherchieren wir selbst in unserem Netzwerk und sprechen weltweit die Unternehmen an, die Innovationen und neue Produkte zu bieten haben und zum Event passen. Das Gesamtangebot muss für Besucher attraktiv sein.

Gilt das auch für die Besucher? Nicht jeder darf rein, oder?

Auch hier gilt: Klasse statt Masse. Wir versuchen natürlich jedem, der das Test Camp Intralogistics besuchen möchte, dies zu ermöglichen. Das vorhandene Kartenkontingent ist allerdings begrenzt, weil wir keine überfüllten Stände anstreben, sondern Raum für intensive Gespräche zwischen den Herstellern und Besuchern mit konkretem Kauf- und Investitionsinteresse schaffen möchten. Darüber hinaus laden wir, unsere Kooperationspartner, einige Logistikinitiativen und unsere Aussteller Top-Level B2B-Gäste ein – genau die Entscheider aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung, die in ihrem Unternehmen nicht nur maßgeblich an der Anschaffung neuer Lösungen beteiligt sind, sondern diese auch live sehen, anfassen, selbst fahren, testen wollen. Und das in aller Ruhe. Niemand fühlt sich wohl, wenn vor und hinter ihm schon zehn Leute auf das Testen eines Gerätes warten.

Welche Branchen sind als Besucher vor Ort vertreten? Gibt es hier eine Tendenz?

Am stärksten sind beim Test Camp Intralogistics Logistikdienstleister vertreten und in dieser Gruppe vor allem Kontraktlogistiker. Aufgrund des AGV Mesh-Ups sind auch zahlreiche Experten aus der Automobilbranche und der Industrie vor Ort. E-Commerce und stationärer Handel, aber auch die Konsumgüter- und Getränkeanbieter, Maschinenbau, Chemie und Pharmabranche sind ebenfalls mit zahlreichen Vertretern präsent.

Für das vergangene Jahr vermeldete das Test Camp Intralogistics 1.200 Teilnehmende. Hört man diese Zahl zum ersten Mal, klingt das zunächst nicht besonders viel…

Man darf uns auch bei dieser Kennzahl nicht mit einer Messe vergleichen. 1.200 Teilnehmende an zwei Tagen sind ideal, um allen Ausstellern die Chance zu geben, in Ruhe mit den Besuchern Gespräche zu führen, ihnen ihre Produkte detailliert vorzustellen und für Tests vor Ort zur Verfügung zu stellen. Viele Besucher verantworten Investitionsbudgets bis in den dreistelligen Millionenbereich. Wir bieten ihnen die Möglichkeit, sich am Anfang eines Jahres intensiv mit aktuellen Innovationen zu beschäftigen und legen damit den Grundstein für spätere weiterführende Gespräche und Vertragsabschlüsse. Mittlerweile gibt es schon einige große Deals, deren Ursprung beim Test Camp Intralogistics liegt. Dies ist für die Aussteller von einem deutlich höheren Wert, als mit möglichst vielen Leads nach Hause zu gehen.

Gibt es weitere Punkte, mit denen sich das Test Camp Intralogistics von einer klassischen Messe unterscheidet?

Das Test Camp Intralogistics ist ein ganzheitliches Erlebnisformat, bei dem ausgewählte Innovationen auf investitionswillige Entscheider treffen. Um diesen Entscheidern den Besuch so effizient wie möglich zu gestalten, helfen wir nach. Bei einer Messe bekommt man ein Ausstellerverzeichnis in die Hand gedrückt und muss sich selbst seinen Tag planen. Bei uns ist das nicht nötig – denn wer möchte, kann sich die Neuheiten auf einen Blick im Rahmen von geführten, thematischen Highlight-Touren durch die Halle präsentieren lassen.

Darüber hinaus versuchen wir, unser Angebot so zu gestalten, dass der Besuch möglichst abwechslungsreich ist. Dem tragen wir unter anderem mit Sonderausstellungsbereichen Rechnung. Das AGV Mesh-Up des VDMA ist beispielsweise ein Live-Test der Kommunikationsschnittstelle VDA 5050, der dafür sorgen soll, dass automatisierte Transportroboter im Lager via Plug-and-Play-Technologie herstellerunabhängig miteinander kommunizieren können. Noch dazu haben wir ein attraktives Rahmen-Kongressprogramm mit einem halben Dutzend Podiumsdiskussionen im Angebot und das Get Together am ersten Abend, eine ideale Gelegenheit, um sein Netzwerk in der Community zu erweitern.

Auch die Ifoy Test Days sind Teil des Test Camp Intralogistics. Wie hängen denn Test Camp und Ifoy Award zusammen?

Der Ifoy Award und das Test Camp sind – salopp gesprochen – Geschwister im Geiste. So ist das Test Camp Intralogistics ursprünglich aus dem IFOY Award bzw. den zum Ifoy Award gehörenden Ifoy Test Days entstanden, heute aber eine eigenständige Veranstaltung. Im Rahmen der Ifoy Test Days müssen sich alle Unternehmen mit ihren Innovationen, die es ins Finale im Rennen um den Ifoy Award geschafft haben, einem dreistufigen Ifoy Audit unterziehen. Lange Zeit hatten dazu nur die Finalisten selbst, unsere internationalen Juroren, die Tester und die Ifoy Partner Zutritt. Während der Ifoy Test Days 2018 hatten dann einige Juroren – alle sind Chefredakteurinnen und Chefredakteure führender Logistikmedien weltweit – Kontakte aus ihrer Leserschaft eingeladen – ein paar Logistikdienstleister, Automobilzulieferer, Baumarktleiter. Und alle waren begeistert von der Möglichkeit, die Ifoy Finalisten selber zu testen. So wurde die Idee geboren, immer eine limitierte Zahl von B2B-Gästen zuzulassen – 2020 zunächst 50, 2021 einige mehr – und 2022 waren es schon fast 1000. Mittlerweile ist das Test Camp Intralogistics eine eigenständige Veranstaltung, aber bietet nach wie vor den passenden Rahmen für die Ifoy Test Days.

Eine weitere Besonderheit beim Test Camp Intralogistics ist das Thema Nachhaltigkeit. Wie kann ein Event dieser Größenordnung nachhaltig sein?

Nachhaltigkeit ist viel mehr als nur ein Modebegriff – und gerade, wenn man sich große Messen anschaut, ist es erschreckend, welche Mengen an Müll dort anfallen. Ebenfalls problematisch in puncto Nachhaltigkeit ist der individuelle Standbau – gemäß dem Motto ‘höher, größer, weiter‘ versuchen die Aussteller, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Das belastet nicht nur die Firmenkassen, sondern auch die Umwelt.

Uns ist beim Test Camp wichtig, dass es nicht um Schönheit geht, sondern um Funktionalität. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, keinen individuellen Standbau zuzulassen, sondern die Stände in der Form von Modulen aus Alu-Traversen zentral zu planen, auf- und wieder abzubauen. Auch das Branding ist standardisiert, zusätzliche Deko nicht nötig. ‚Innovation statt unnötiger Dekoration‘ lautet unser Motto. Darüber hinaus sind viele Materialien, die wir beim Aufbau verwenden, wiederverwendbar. Das gilt nicht nur für die Alu-Traversen, sondern auch für die Absperrgitter und die Mietmöbel von Dienstleistern aus der näheren Umgebung der Messe. Der von uns verwendete Teppich wird nach dem Camp geschreddert und zu einem neuen Teppich verarbeitet. Auch das zentrale Catering im Messerestaurant spart Wasser und Ressourcen. Darüber hinaus benutzen wir Ökostrom.

Wie funktioniert das Testen vor Ort?

Wie bereits erwähnt, führen wir die Besucher bei Highlight-Touren zu allen Ausstellern, um ihnen einen ersten Überblick zu verschaffen. Im Anschluss bietet jeder Hersteller individuelle Probefahrten oder Tests an und erklärt seine Innovationen ausführlich im Einzelgespräch. Alle Testflächen sind abgesperrt, Sicherheitsschuhe für alle Teilnehmenden Pflicht. Darüber hinaus geben wir an jeden, der die Halle betritt, Sicherheitswesten aus.

Wird es 2024 neue Highlights geben?

Einer der Schwerpunkte beim Test Camp Intralogistics 2024 wird der Themenbereich ‘Mobile Robotics‘ sein. Nachdem das Thema sowohl bei den 3PL als auch im Bereich der Kontraktlogistik massiv an Bedeutung gewinnt, tragen wir dem nicht nur mit einem rund 2.000 Quadratmeter großen Sondertestbereich Rechnung, sondern veranstalten darüber hinaus im Rahmen des Camps eine eigene Konferenz. Für den zweiten Veranstaltungstag ist die Main Stage ausschließlich für das Thema Mobile Robotics reserviert. Geplant sind neben einer Keynote, Panel Discussions und einer Talkrunde zur Kommunikationsschnittstelle VDA 5050 auch zahlreiche Fachvorträge von Wissenschaftlern, Herstellern und Anwendern. Man muss sich dazu deutlich vor Augen führen, dass die deutsche Robotik- und Automationsbranche für 2023 ein Wachstum von neun Prozent auf 15,7 Milliarden Euro Umsatz prognostiziert – und das trotz Inflation, Energiekrise und Krieg. Das verdeutlicht, welchen Stellenwert dieses Thema aktuell hat, obwohl die Transformation vieler Branchen gerade erst begonnen hat und innovative Automatisierungslösungen der Schlüssel für die Zukunft sind.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Remira Group GmbH
Bild: Remira Group GmbH
Effizientes Bestandsmanagement mit KI

Effizientes Bestandsmanagement mit KI

Als renommierter Großhändler für Reifen, Räder, Felgen und Fahrzeugkomponenten verfügt Bohnenkamp über mehr als 20 Standorte in Mittel- und Osteuropa. Die Disposition der ca. 16.000 Stock Keeping Units (SKU) ist eine komplexe logistische Herausforderung. Vor drei Jahren hat das Unternehmen deshalb die Bestandsmanagementsoftware Logomate von Remira eingeführt. Die KI-basierte Anwendung erkennt Muster in den Warenbewegungen und macht auf deren Grundlage automatisch Bestellvorschläge.
Der Dispositionsaufwand hat sich durch die Einführung deutlich verringert. Gleichzeitig ist die Warenverfügbarkeit gestiegen.

Bild: Knapp/Niederwieser
Bild: Knapp/Niederwieser
Intelligente 
Roboter-Lösungen

Intelligente Roboter-Lösungen

Als langjähriger Partner haben Würth Industrie Service und Knapp bereits zahlreiche Projekte gemeinsam umgesetzt. Im Mittelpunkt stehen intelligente Automatisierungslösungen zur Steigerung der Qualität und Produktivität sowie eine Production Friendly Delivery. Mit dem Pick-it-Easy Robot setzt Würth auf eine intelligente, vollautomatische Kommissionierlösung von Knapp. Die KI-basierte Objekterkennung, das Covariant Brain, in Zusammenspiel mit einer Greifpunktbestimmung ermöglichen die zuverlässige Handhabung eines breiten Artikelspektrums.

Bild: Viastore Systems GmbH
Bild: Viastore Systems GmbH
Unendliche Möglichkeiten?

Unendliche Möglichkeiten?

Laut Definition ist künstliche Intelligenz (KI) eine Art von Intelligenz, die ausschließlich von Maschinen, Robotern oder cyber-physischen Systemen ausgeht. Ihr Ziel ist es, die menschliche Wahrnehmung und menschliches Handeln zu verstehen, nachzuahmen, zu automatisieren – und gegebenenfalls sogar zu verbessern. Die Intralogistik bietet für diese Technologie zahlreiche Einsatzmöglichkeiten.

Bild: PSI Logistics GmbH
Bild: PSI Logistics GmbH
KI-Plattform definiert die Zukunft

KI-Plattform definiert die Zukunft

Die fortschreitende Automatisierung von Lagern und Distributionszentren markiert einen wesentlichen Trend in der Logistikbranche. Angesichts des wachsenden E-Commerce-Volumens und den durch die jüngsten globalen Ereignisse verstärkten Anforderungen, steigt auch der Bedarf nach leistungsfähigeren Warehouse Management Systemen. Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine zentrale Rolle, indem sie nicht nur Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen ermöglicht, sondern auch Betriebskosten reduziert und Lagerprozesse insgesamt verbessert.

Bild: ©Kamonchai Mattakulphon/ístockphoto.com
Bild: ©Kamonchai Mattakulphon/ístockphoto.com
Intelligente 
Slotting-Lösung

Intelligente Slotting-Lösung

Slotting ist eines der effektivsten Instrumente zur Optimierung von Lagerleistung und -kapazität. In nahezu jedem Lager offenbart sie Potenzial zur verbesserten Flächennutzung und Durchsatzsteigerung. Für Unternehmen handelt es sich um ein anspruchsvolles Feld, da sich die Verteilung einer wachsenden Zahl von Artikel auf eine begrenzte Zahl von Slots nur durch intelligente Berechnungsmethoden bewältigen lässt. Für den besonders anspruchsvollen Umgang mit heterogenen, schnelldrehenden Warenbeständen bietet Körber weiterentwickelte Entscheidungshilfen auf Basis von Advanced Analytics und Data Science.

Bild: ©Gerd Knehr/Dematic
Bild: ©Gerd Knehr/Dematic
Plattform für 
integrierte Gesamtlösungen

Plattform für integrierte Gesamtlösungen

In der Intralogistik halten immer mehr Automatisierungstechnologien Einzug. Verschiedenste Fördersysteme, Lager-, Transport- oder Pick-Roboter versprechen Effizienzsteigerungen, verbesserte Ergonomie und eine schnellere Auftragsabwicklung. Doch nur wenn alle Prozesse und Gewerke nahtlos integriert und aufeinander abgestimmt sind, ergibt sich ein reibungsloser Ablauf im Gesamtsystem.