Rugged Tablets in der Intralogistik

Die Mobilisierung und Miniaturisierung der IT schreitet rasant voran. Im Businessumfeld werden Smartphones und Wearables schon als Kommunikations- und Planungszentralen eingesetzt. Mit Tablet-PCs lassen sich dedizierte Aufgaben schnell und intuitiv lösen - und das macht sich die Intralogistik in vielen Bereichen zunutze.
 Mit Tablets, die über eine 3D-Kamera verfügen, lassen sich Festkörper vermessen. Auf Basis dieser Daten sind komplexe Berechnungen möglich, um das Volumen und Gewicht von Waren auf Paletten zu berechnen und so optimale Beladungen zu ermitteln.
Mit Tablets, die über eine 3D-Kamera verfügen, lassen sich Festkörper vermessen. Auf Basis dieser Daten sind komplexe Berechnungen möglich, um das Volumen und Gewicht von Waren auf Paletten zu berechnen und so optimale Beladungen zu ermitteln.Bild: DT Research

Der Logistikbereich spiegelt die Mobilisierung von Arbeitsprozessen besonders deutlich wider. Mobile Bediengeräte wie Handhelds gehören hier seit Jahren zum Standard. Jedoch sind Handhelds nach wie vor auf sehr enge, meist spezielle Einsatzgebiete zugeschnitten, etwa die Abwicklung der letzten Meile in der Lieferlogistik, der Paketzustellung an der Haustür. Hier genügt ein Barcodescanner und ein kleines Display, auf dem die wenigen Prozessschritte intuitiv und schnell abgewickelt werden können.

In anderen Teilbereichen der Logistik, auch in der Intralogistik, kommen mehr und mehr Tablets zum Einsatz. Sie lösen speziell entwickelte Bedienterminals an Kommissionierwagen ab, genauso wie fest verbaute Rechnereinheiten an fahrerlosen Fahrzeugen und papierbasierte Prozesse im Gabelstapler.

Das liegt im technologischen Fortschritt begründet. Tablets sind heutzutage keine empfindlichen Gadgets mehr. Es gibt speziell gebaute Geräte für den Ruggedized-Einsatz. Diese Rugged Tablets sind unempfindlich gegen Vibrationen, Stöße, Herunterfallen, Staub und Feuchtigkeit. Hierfür werden die Tablets entsprechend gängiger Industrienormen auf Herz und Nieren geprüft. Zu den wichtigsten Zertifikaten zählen IP65 und IP67 für Wasser- und Staubschutz sowie der Militärstandard MIL-810G für Vibration, Stöße und Fallschutz. Gerade der MIL-810G-Standard ist für intralogistische Einsatzszenarien wichtig, etwa die Nutzung von Tablets auf Kommissionierwagen, ein äußerst vibrationsintensiver Einsatzbereich.

Gründe, warum in der Logistik mehr und mehr auf Tablets gesetzt wird, liegen aber auch bei den Nutzern. Sie kennen Tablets aus dem privaten Bereich und sind vertraut mit Touchscreens. So entsteht der Wunsch, auch beruflich mit zeitgemäßer mobiler IT zu arbeiten.

Hochauflösende Displays lösen papierbasierte Prozesse ab

In puncto Display ermöglichen moderne Fertigungsprozesse wie das so genannte Optical Bonding, bei dem spezielle Klebstoffe den Luftspalt zwischen Touch-Oberfläche und Display füllen, sowie robuste und gleichzeitig hochwertige Kunststoffe Displays, die hoch-berührempfindlich sind, Mehrfinger-Gesten und -Tippen erlauben und gleichzeitig sehr hell leuchten und wenig spiegeln. Darüber hinaus gehören HD-Auflösungen von 1.920×1.080 Pixel und mehr zum Standard. Displays, wie wir sie von Highend-Consumer-Geräten kennen, lassen sich somit auch in Ruggedized-Umgebungen einsetzen.

 Schnittstellen für Mobilfunknetze und stationäre Datennetze, also LTE, Wlan und RJ45-Ethernet, ermöglichen eine nahtlose und gleichzeitig sichere Anbindung von Tablets an die Kernsysteme im Unternehmen.
Schnittstellen für Mobilfunknetze und stationäre Datennetze, also LTE, Wlan und RJ45-Ethernet, ermöglichen eine nahtlose und gleichzeitig sichere Anbindung von Tablets an die Kernsysteme im Unternehmen.Bild: DT Research

Das eröffnet neue Möglichkeiten. Eine feingranulare Auflösung am Display ist die Voraussetzung, um komplexe Arbeitsmasken oder Listen augenschonend auf dem Tablet darstellen zu können. Daten lassen sich so direkt am Lagerort erfassen, ganz einfach, indem der Benutzer in das Feld tippt oder einen dargestellten Schieberegler virtuell bedient. Mehrfinger-Gestik ist die Voraussetzung für das Tippen auf einer Software-Tastatur. Und eine hohe Leuchtkraft, üblich sind heute bis zu 1.000Cd/m², bei gleichzeitig hoher Entspiegelung erlaubt die Lesbarkeit von Daten auch in Außenbereichen und bei Sonneneinstrahlung. Komplexe, bisher papierbasierte Prozesse, etwa die Zollabwicklung, sind nun dank leistungsfähiger Hardware mobil und papierlos, bearbeitbar. Hier ist auch das intuitive Vergrößern eines dargestellten Formulars durch zwei spreizende Finger hilfreich.

Daten empfangen, Waren scannen, Mitarbeiter identifizieren

Ein dritter Bereich, der Tablets für logistische Anwendungen fit macht, ist ihre Konnektivität. Schnittstellen für Mobilfunknetze und stationäre Datennetze, also LTE, Wlan und RJ45-Ethernet, ermöglichen eine nahtlose und gleichzeitig sichere Anbindung an die Kernsysteme eines Unternehmens, etwa das ERP-System, unabhängig vom Standort. So werden Tablets z.B. statt bisher fest verbauter, PC-gestützter Bedienpanels an Kommissionierwagen in Versandzentralen für Webshops eingesetzt.

Peripheriegeräte wie Handscanner für Barcodes lassen sich über Bluetooth oder USB ans Tablet andocken. Eine sichere und gleichzeitig komfortable Nutzerauthentifizierung mittels Werksausweis ermöglichen NFC-Schnittstellen.

Tablets erlauben es Mitarbeitern, sich frei auf Lagerflächen zu bewegen, etwa beim Order-Picking. Lagermitarbeiter können direkt vom Gabelstapler UHF-RFID-Tags über eingebaute Leser scannen. UHF funktioniert aus größeren Entfernungen bis etwa zehn Meter, praktisch beispielsweise in Hochregallagern. Die Mitarbeiter erhalten aus dem RFID-Tag wichtige zusätzliche Informationen, etwa das Herstellungsdatum, was z.B. bei Automobilzulieferern essenziell ist, oder noch vorhandene Stückzahlen. Über das große Display eines Tablets, üblich sind Formfaktoren zwischen acht und 14, haben die Mitarbeiter immer alle relevanten Lieferscheindaten im Auge, darunter die bereits gepickten Artikel, die noch zu pickenden Artikel mit Standort, eine sinnvolle Reihenfolge für das Picking, was Umwege vermeidet, sowie die Adressdaten des Kunden.

Dokumentation und Ladungsberechnung direkt an der Palette

Unterschriften lassen sich mittels Unterschriftenerfassung und Digitizer-Fähigkeit des Displays einfach aufnehmen. Jede Aktion ist mit einem Zeit- und Datumsstempel versehen, der später als Referenz dient, wichtig zum Beispiel in der Kühllogistik. Alle Daten und Dokumentationen sind weniger fehleranfällig und bei Bedarf einfacher zu durchsuchen und abrufbar.

Eingebaute hochauflösende Kameras ermöglichen die Dokumentation von Beschädigungen bei Wareneingang oder falsch gekennzeichneten Waren. Manche Tablets arbeiten mit 3D-Kameras, so genannten Tiefenkameras, mit denen sich Festkörper vermessen lassen. Mittels spezieller Software sind komplexe Berechnungen möglich – sinnvoll, um beispielsweise das Volumen und Gewicht von Waren auf Paletten zu berechnen und so optimale Beladungen zu ermitteln. Essenziell sind für diese Prozesse leistungsstarke Prozessoren. Aktuell werden zum Beispiel in Intel-getriebenen Tablets Core-i CPUs der zehnten Generation verbaut, die hochauflösende Videoaufnahmen, etwa für die Beweisdokumentation, erlauben.

Zum Autor: Werner Drescher ist ein Experte der Tablet-Industrie. Er begleitet die Entwicklung seit ihren Anfängen mit Palm Pilot, Psion und Co. und ist meist hautnah dabei, wenn es um Einsatzmöglichkeiten auf Kundenseite geht. Egal, ob es sich dabei um HMI-Schnittstellen in der Automobil-Fertigung, den Einsatz von Tablets als Kundeninformationsschnittstelle bei Lebensmitteleinzelhändlern oder Nutzungsszenarien bei Rettungskräften handelt.
Zum Autor: Werner Drescher ist ein Experte der Tablet-Industrie. Er begleitet die Entwicklung seit ihren Anfängen mit Palm Pilot, Psion und Co. und ist meist hautnah dabei, wenn es um Einsatzmöglichkeiten auf Kundenseite geht. Egal, ob es sich dabei um HMI-Schnittstellen in der Automobil-Fertigung, den Einsatz von Tablets als Kundeninformationsschnittstelle bei Lebensmitteleinzelhändlern oder Nutzungsszenarien bei Rettungskräften handelt.Bild: Concept International GmbH

Moderne Akkus ermöglichen 24-Stunden-Betrieb

Unerlässlich ist nicht zuletzt der Fortschritt, den die Akku-Technologie in der Vergangenheit genommen hat. Mit Tablets arbeiten heißt: die meiste Zeit ohne feste Verbindung zum Stromnetz zu sein. Rugged Tablets sind dazu mit besonders leistungsfähigen Batterien mit Betriebsdauern von zehn bis 15 Stunden ausgestattet. Sollte der Saft dennoch einmal ausgehen, lassen sich die Akkus in vielen Geräten schnell während des laufenden Betriebs tauschen, um den 24-Stunden-Einsatz zu ermöglichen. Oder aber das Tablet wird in eine Docking-Station oder VESA-Halterung mit zusätzlichem Akku-Pack gestellt, die es ermöglichen, komfortabel weiterzuarbeiten.

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