Smartes Behältermanagement

Etwa jeder fünfte Mehrwegbehälter geht in der Logistik verloren - eine der vielen Herausforderungen, vor denen Unternehmen im Bereich Ladungsträger stehen. Simon Helmle, Manager myleo/dsc & Management Consultant bei Leogistics, erklärt wie Firmen dafür sorgen können, dass Leer- und Leihgüter immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitstehen.
 Simon Helmle, 
Manager myleo/dsc & Management 
Consultant bei 
Leogistics.
Simon Helmle, Manager myleo/dsc & Management Consultant bei Leogistics.Bild: Leogistics GmbH

– Herr Helmle, welche Mehrwerte schafft smartes Behältermanagement für Unternehmen?

Simon Helmle: Das Behältermanagement unserer Logistikplattform myleo/dsc sorgt dafür, dass Leer- und Leihgüter immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitstehen und seltener verloren gehen. Es bietet die Möglichkeit, die täglichen Ein- und Ausgänge von sämtlichen Behältern im Kreislauf zentral zu überwachen und Bestände zu kontrollieren. Die Schaffung von Transparenz darüber, welcher Geschäftspartner welche und wie viele Behälter besitzt, ist ebenfalls ein zentraler Informationsgewinn. Dadurch entfallen Suchaufwände und unsere Kunden sparen Kosten durch die Vermeidung unnötiger Transporte sowie die klare Zuordenbarkeit von Schwund. Supply-Chain-Partner können auf die cloudbasierte myleo/dsc zugreifen und gemeinsam eine optimierte Auslastung und Verteilung der Klein- und Großladungsträger gewährleisten. So werden Unstimmigkeiten wie Überbestände im Prozess schnell aufgedeckt und lassen sich dementsprechend leicht beheben.

– Wie funktioniert Ihr Behältermanagement unter technischen Gesichtspunkten?

Das myleo/dsc Behältermanagement bietet funktionsorientierte Apps, welche browserbasiert oder über Progressive Web-Apps verwendet werden können. Diese Apps bilden einzelne Kernbereiche des Behältermanagements ab. Beispiele sind Konfigurationen von Behältern und Lademitteln, Bestands- und Buchungsübersichten und natürlich die jeweiligen Abstimmungen zwischen den Partnern. Daneben bieten wir ready-to-use Progressive-Web-Apps, mit welchen beispielsweise die Warenein- und -ausgangsbuchungen für Lademittel mobil über Tablet oder Smartphone abgewickelt werden können. Damit bietet die myleo/dsc ein vollumfängliches Behältermanagementsystem mit einer zentralen Kontenverwaltung einschließlich automatischer Saldenabgleiche per Web-Synchronisation. Sollen Behälter in Echtzeit verfolgt werden, ist es möglich, diese mit Bluetooth LE Tags zu versehen. Dafür arbeiten wir mit unserem Technologiepartner Quuppa zusammen, der den technischen Tracking-Part mittels Tags und Lokatoren bereitstellt.

– Behälter, ein Asset mit ungeahntem Einsparpotenzial! Was heißt das in konkreten Zahlen – lässt sich auch die Kosteneinsparung beziffern?

Die Verheiratung von Ladungsträger und Ware ermöglicht die automatisierte Umbuchung von Behälterbeständen als Teil der Wareneingangs- und -ausgangsprozesse. In vielen Fällen übernimmt unser Behältermanagement durch Kopplung an Vorsysteme damit die Buchung vollautomatisch im Hintergrund. Darüber hinaus kann jeder Mitarbeiter Zu- und Abgänge über eine App in Sekundenschnelle erfassen. So werden sich die operativen Kosten für das Behältermanagement schnell gegen Null bewegen. Die sonst zeitaufwendigen Saldenabgleiche in Tabellenform und per E-Mail werden durch eine gemeinsame Betrachtung der Salden in der Cloud überflüssig – Stichworte Transparenz und digitale Kollaboration. Darüber hinaus ermöglicht ein intelligentes Behältermanagement, Ladungsträger besser im Blick zu behalten, notwendige Behälterbestände effizienter zu antizipieren sowie teure Verluste zu vermeiden. Extrakosten durch Nachbestellung von verlorenen Behältern oder große Kapitalbindung durch zu hohe Sicherheitsbestände im Netzwerk werden dadurch vermieden.

– Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen, um Ihre Behältermanagement-Lösung sinnvoll zu nutzen?

Voraussetzung ist lediglich die Registrierung als Kunde der myleo/dsc. Wir verfolgen mit der myleo/dsc einen Easy-to-use-, Easy-to-implement-Ansatz und unterstützten dabei unterschiedlichste Einsatzszenarien. Sowohl die Verwendung unseres Behältermanagements als alleinstehende Komponente wie auch die vollumfängliche Integration in Vorsysteme sind möglich. Auch die Verwendung weiterer myleo/dsc-Module bringt zahlreiche Vorteile, insbesondere im Bereich Yard- oder Transportmanagement mit sich. Dazu zählen u.a. die ganzheitliche Betrachtung sämtlicher Supply-Chain-Prozesse, die Integration von Geschäftspartnern wie Transportdienstleistern in die eigenen Prozesse, erhöhte Transparenz und größere Prozessstabilität.

– Wie lange dauert die Planung, Realisierung und Inbetriebnahme Ihres Behältermanagements?

Die myleo/dsc ist explizit als schnell und einfach zu integrierende Logistikplattform konzipiert. Je nach Anforderungen und Integrationsgrad ist eine Implementierung innerhalb von vier Wochen möglich. Hierfür bieten wir unseren myleo/rapid-Prozess, mit dem wir in dedizierten Terminen die Anforderungen klären, darauf basierend das System konfigurieren und mit Schulungen den operativen Start mit der myleo/dsc abrunden. Aufgrund unserer sehr intuitiven Nutzeroberflächen ist kaum Schulungsaufwand nötig, die meisten Schritte sind selbsterklärend. Oft erfolgt die Implementierung im Rahmen eines Yard- oder TMS-Projekts. Die prozessualen Besonderheiten werden dann in dedizierten Workshops besprochen und gemeinsam im Rahmen eines Projektes umgesetzt. Der Anpassungsaufwand der auf Best Practices beruhenden Prozesse erfolgt sehr schnell. Die größte Hürde für Verlader ist aus unserer Sicht das Onboarding und der Wissenstransfer für ihre Dienstleister, die in das System eingebunden werden sollen. Auch hierfür bieten wir zukünftig geführte Onboarding-Prozesse für Geschäftspartner unserer Kunden, welche je nach Rolle transparent und verständlich in die Kollaborationsprozesse der myleo/dsc eingeführt werden. Insgesamt haben wir hier bislang sehr gute Erfahrungen gemacht, da die myleo/dsc die Prozesse für alle Beteiligten vereinfacht und beschleunigt.

– Können auch „Fremdbehälter“ ins Managementsystem integriert und damit verwaltet werden?

Die myleo/dsc von Leogistics bietet hierbei maximale Flexibilität. Neben bereits vorhandenen und vordefinierten Lademittelkatalogen für alle gängigen wie auch industriespezifischen Klein- und Großladungsträgern können auch kundenindividuelle Ladungsträger konfiguriert und bestehenden oder neu erstellten Lademittelkatalogen zugeordnet werden. Pro konfiguriertem Lademittel kann zudem individuell entschieden werden, ob dieses beispielsweise abstimmungsrelevant, bestandsgeführt oder serialisierbar geführt werden soll. Ebenso können den Lademitteln eigene Bilder zugeordnet werden, um Mitarbeiter die operative Arbeit auch visuell zu vereinfachen.

– Mit welchen WMS-Lösungen arbeitet Ihr Behältermanagement-System zusammen oder ist es eine proprietäre Lösung?

Die myleo/dsc setzt auf offene Schnittstellen und kann praktisch mit allen Systemen integriert werden. Hierfür stellen wir unseren Connectivity Service zur Verfügung. Dies ist eine App zur einfachen Konfiguration von Systemverbindungen von der myleo/dsc zu anderen vor- oder nachgelagerten Systemen. Dies können ERP, WMS, TMS oder sonstige Systeme sein, welche bereits in bestehenden Systemverbünden zum Einsatz kommen. Damit lassen sich Standard-APIs für die Übermittlung von Behälterbuchungen konfigurieren und verwenden. Viele Potenziale im Behältermanagement werden durch automatisiertes Erfassen von Bestandsveränderungen gehoben, die meist durch die Kopplung von Vorsystemen entstehen.

– Kommuniziert Ihr Behältermanagement-System auch mit Behältermanagement-Systemen des Mitbewerbers – ist eine durchgängige Datenübergabe stets gewährleistet?

Dank der offenen Schnittstellen der myleo/dsc ist grundsätzlich eine durchgängige Datenübergabe zu allen externen Systemen gewährleistet. Hierfür stehen eine Vielzahl an standardisierten, web-basierten APIs zu Verfügung, über welche externe Systeme Daten an die myleo/dsc übergeben oder von dort abrufen können.

– Wer trägt die Verantwortung, wenn dennoch Behälter verloren gehen oder fehlgeleitet werden?

Transparenz schafft Vertrauen. Es gilt derselbe Leitspruch wie in der Buchhaltung: keine Buchung ohne Beleg. Das bedeutet für das Behältermanagement: keine Entnahme und kein Zugang ohne Erfassung über einen Beleg oder die App. Dabei sind Pflichtfelder vorhanden, die Besitz- und Eigentumsverhältnisse eindeutig wiedergeben. Kommt es trotzdem zu Schwund oder Fehlleitungen, kann der Verursacher einfach festgestellt werden. Insbesondere durch die Möglichkeit, periodische Abstimmungen direkt in der myleo/dsc anzulegen und diese per Direkt-Link-Zugriff mit den Partnern regelmäßig abzustimmen, wird die Kommunikation und Interaktion sowie dadurch die Transparenz und Übersicht über fehlgeleitete oder verschwundene Behälter verbessert. Daraus lassen sich im Fall der Fälle rasch Folgeaktivitäten ableiten, um Sachverhalte zu klären. Dank der mit der myleo/dsc hergestellten Prozesssicherheit sind dies aber nur noch Ausnahmen.

– Wie sehen die nächsten Entwicklungsschritte aus – auf welche zukünftigen Features können sich Ihre Kunden freuen?

Derzeit verstärken wir mithilfe unseres Partnernetzwerk unser Engagement im Bereich RTLS, um unseren Kunden künftig noch mehr Möglichkeiten in puncto Automatisierung zu bieten. Hier setzen wir vor allem auf die Lokalisierung und Erkennung durch BLE und RFID. Weiterentwicklungen gibt es zudem im Bereich OCR für die automatische Erfassung von Behältertypen und Mengen über Kameras. Unterm Strich entwickelt sich die myleo/dsc mehr und mehr zu einem umfassenden Ökosystem, das mit seinen Schnittstellen offen für unterschiedlichste Integrations- und IoT-Szenarien ist und Technologiepartnern zahlreiche Möglichkeiten bietet, Synergien zu erzeugen und die digitalen Supply-Chain-Prozesse von morgen zu realisieren.

– Herr Helmle, ich bedanke mich für das interessante Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Das könnte Sie auch Interessieren

-Anzeige-
-Anzeige-
dhf auf der Logimat zu Besuch bei ONK

dhf auf der Logimat zu Besuch bei ONK

dhf TV war auf der Logimat am Stand von ONK und hat mit Rüdiger Zens, CEO, über das Produktangebot von Regalkennzeichnung, Blocklagerkennzeichnung, Bodenmarkierungen bis hin zu Organisationsmittel und E-Shelf Labels gesprochen.

Bild: Linde Material Handling GmbH
Bild: Linde Material Handling GmbH
Neue Automatisierungslösungen

Neue Automatisierungslösungen

Unternehmen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit durch eine stärker automatisierte Intralogistik verbessern wollen, finden bei Linde Material Handling (MH) alles aus einer Hand: ein breites Portfolio an fahrerlosen Transportsystemen und mobilen Robotern (AMR) von klein bis groß für einfache bis hin zu komplexen Projekten sowie eine in den letzten Jahren stark gewachsene Zahl an Experten, die eine professionelle Planung und Umsetzung sicherstellen.