Mit Puffer ganz auf Nummer sicher

Durch ein automatisches Hochregallager und umfangreicher Fördertechnik von Kardex Mlog hat die Molkereigenossenschaft Kärntnermilch auf minimaler Fläche rund 3.000 Palettenstellplätze hinzugewonnen. Diese fügt sich nahtlos in den Materialfluss zwischen Wareneingang, Produktion und Versand ein.
 Die Molkereigenossenschaft Kärntnermilch hat mit einem Hochregallager und umfangreicher Fördertechnik von Kardex Mlog Teilbereiche der Logistik automatisiert.
Die Molkereigenossenschaft Kärntnermilch hat mit einem Hochregallager und umfangreicher Fördertechnik von Kardex Mlog Teilbereiche der Logistik automatisiert.Bild: Kardex Mlog

Für die Kärntnermilch war es eine Premiere. Nie zuvor hatte die traditionsreiche Molkereigenossenschaft Teilbereiche ihrer Logistik automatisiert. Lieber vertraute das österreichische Unternehmen auf manuelle Prozesse. Das änderte sich erst im Jahr 2015, als der zunehmende Platzbedarf am Standort Spittal/Drau ein Erweitern der Lager- und Versandkapazitäten erforderte. Die rund 3.000 zusätzlichen Paletten-Stellplätze ließen sich auf der verfügbaren Fläche nur mit einem vollautomatischen gekühlten Hochregallager (HRL) realisieren, zumal direkt nebenan auch noch ein neues Kommissionier- und Versandgebäude errichtet werden sollte.

Sicher gegen Ausfälle

Im Rahmen der Ausschreibung für das zweigassige HRL mit umfangreicher Fördertechnik, einem Palettenwickler und Lagerverwaltungssystem konnte sich Kardex Mlog gegen zwei Mitbewerber als Generalunternehmer durchsetzen. Neben dem Preis-Leistungsverhältnis und der Produktqualität spielte dabei auch das Vertrauen in die Zuverlässigkeit, Erfahrung und Kompetenz des Lieferanten eine wichtige Rolle. Denn anfangs gab es noch Bedenken, dass ein vollautomatisches Hochregallager eine zu große Abhängigkeit schaffen könnte. Ein technischer Defekt im HRL könnte schließlich die gesamte Produktion zum Erliegen bringen, so die Befürchtung. Kärntnermilch produziert von Montag bis Freitag von 6.00 bis 22.00 Uhr und sonntags von 3.00 bis 22.00 Uhr. Die Bereiche Versand, Konfektionierung und Kommissionierung arbeiten von Sonntag bis Freitag zwischen 6.00 und 17.00 Uhr.

 Das rund 48m lange und 16m breite Hochregallager von Kardex Mlog bietet insgesamt 2.922 Stellplätze.
Das rund 48m lange und 16m breite Hochregallager von Kardex Mlog bietet insgesamt 2.922 Stellplätze.Bild: Kardex Mlog

Beim Konzipieren der Anlage stand deshalb eine möglichst hohe Absicherung gegen technische Ausfälle im Vordergrund. Das äußert sich zum Beispiel in einer sehr langen Stauförderstrecke, auf der bis zu 70 Paletten gepuffert werden können. „Das entspricht einem Produktionspuffer von einer Stunde, falls das HRL tatsächlich mal ausfallen sollte“, erklärt Andreas Koch, der bei Kardex Mlog im Vertrieb arbeitet und das gesamte Projekt begleitet hat. Dieser Fall ist jedoch seit Inbetriebnahme im Mai 2016 nicht eingetreten, wodurch das Vertrauen in die deutsche Technik von Jahr zu Jahr gewachsen ist.

Staplerdurchfahrt nach Bedarf

Die Stauförderstrecke verbindet das HRL mit Wareneingang und Produktion. Um hier möglichst viele Euro-Paletten zur gleichen Zeit puffern zu können, entschied man sich für 2-Strang-Kettenförderer. Im Gegensatz zu Rollenförderern können die Paletten damit quer statt längs transportiert werden. Die rund 100 frequenzgeregelten Antriebe erlauben dabei eine Fördergeschwindigkeit von 0,3m/s. Zu den Besonderheiten der Förderstrecke gehört ein nach oben schwenkbares Element, das im Bereich der Produktionshalle bei Bedarf die Durchfahrt eines Gabelstaplers ermöglicht. Dieses funktionale Detail wird ein bis zweimal am Tag für den Transport von Verpackungsmaterial genutzt.

Das rund 48m lange und 16m breite Hochregallager bietet insgesamt 2.922 Stellplätze. Die von Kocher Regalbau zugelieferte Regalanlage ist als dach- und wandtragende Stahlkonstruktion in der Silobauweise ausgeführt. Die Wandpaneele wurden vom Projektpartner Brucha horizontal auf den Regalstützen montiert. In seinen auf +2 bis +6°C temperierten Gassen bewegen sich zwei Regalbediengeräte (RBG) vom Typ MSingle-A. Die 21m hohen Maschinen verfügen über eine Traglast von je 1.000kg und Teleskopgabeln für eine 2-fachtiefe Aufnahme der Paletten. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 100m/min und einer Beschleunigung von rund 0,4m/s² sind pro RBG etwa 37 Doppelspiele oder 62 Einzelspiele pro Stunde möglich.

Zum Konfektionieren ins Obergeschoss

Ausgelagerte Paletten fahren aus dem HRL automatisch in das unmittelbar benachbarte Kommissionier- und Versandgebäude. C-Artikel werden hier zu einem Ware-zum-Mann-Kommissionierplatz befördert, während Vollpaletten über die Stretchanlage beziehungsweise Wickler direkt in die Versandzone bewegt werden. Ein weiterer Teil der Paletten muss zunächst zum Konfektionieren ins Obergeschoss, wobei die Höhendifferenz von rund 6 Metern durch zwei ebenfalls von Kardex Mlog gelieferten Vertikalumsetzern überwunden wird.

Die Befehle zum Ein- und Auslagern empfangen die Maschinen von einem Lagerverwaltungsrechner, der vom Partnerunternehmen N-Gin stammt. Die Visualisierung der Anlage übernimmt hingegen die von Kardex Mlog entwickelte MLOG Control Center – kurz MCC. Das modular aufgebaute Warehouse Management-System bildet die komplette Supply-Chain im Unternehmen ab. Über die Anlagenvisualisierung MVisu als integrales Modul des MCC wird die automatische Fördertechnik inklusive Vertikalumsetzern, Drehtischen, Verschiebewagen und dem Palettenprüfplatz grafisch dargestellt. Gleiches gilt für die beiden Regalbediengeräte und deren Betriebszustände. Die Visualisierung ermöglicht den interaktiven Umgang mit dem Materialflusssystem – von der kontextbezogenen Platzdatenbearbeitung bis zur Information im Falle einer Anlagenstörung. Über eine standardisierte Schnittstelle ist das Visualisierungssystem mit den Automatisierungsgeräten der Steuerungen verbunden, so dass permanent ein Datenaustausch zwischen den Systemen stattfindet.

Minimale Fläche

Fazit: Durch den Bau eines vollautomatischen Hochregallagers hat die Kärntnermilch auf minimaler Fläche rund 3.000 neue Palettenstellplätze gewonnen, die nahtlos in den Materialfluss zwischen Wareneingang, Produktion, Kommissionierung und Versand integriert wurden. Nach rund fünf Einsatzjahren hat sich die Standorterweiterung bei Kärntnermilch längst bewährt und die ursprünglichen Vorbehalte gegenüber einer Vollautomatisierung im Lager sind verflogen. Auch mit der Projektabwicklung ist man bei der Molkereigenossenschaft sehr zufrieden.

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