Die Digitalisierung der Intralogistik

Bis vor kurzem wurden PC-Terminals an neuralgischen Prozesspunkten wie Produktion, Warenein- und -ausgang und Qualitätsprüfung aufgebaut, um Informationen abzurufen und Aufgaben zurückzumelden. Mit dem Einzug von drahtlosen Devices mit hoher Rechenleistung werden die Terminals überflüssig.
 Inventurübersicht und Inventuraufnahme auf mobilen Geräten mit SAP UI5.
Inventurübersicht und Inventuraufnahme auf mobilen Geräten mit SAP UI5.Bild: Leogistics GmbH

Als Trend in der Intralogistik gilt die Verlagerung komplexer digitaler Prozesse von klassischen PC-Terminals auf mobile Endgeräte, mit einfach zu bedienenden App-Anwendungen. Verständlich, da die Terminals nicht nur festinstalliert, sondern die Eingabemasken auch in vielen Fällen kompliziert aufgebaut und nur selten selbsterklärend sind. Trotz des Plattformwechsels bleiben Anwendungen im SAP-Umfeld jedoch oft auf einem technologisch veralteten Stand.

Der Wareneingang

Die Gestaltung des Wareneingangs ist relevant für die Leistungsfähigkeit eines Lagers. Falsche Planungen führenl zu Störungen im Betriebsablauf. Mithilfe einer einfachen mobilen App können Mitarbeiter alle typischen Wareneingangsprozesse direkt an der Ware in der App vergleichen, ändern und buchen. Zur Optimierung der Arbeitsabläufe können beliebte Features ergänzt werden. Mögliche Beispiele sind:

Einfache Identifizierung von Materialien mittels Bilderkennung (Picture-Verification). Dank der Bilderkennung kann der Mitarbeiter im Wareneingang, ohne Vorkenntnisse über die ankommende Ware, die avisierten Materialen identifizieren.

Schadensdokumentation

Ein weiterer Teilschritt des Wareneingangsprozesses ist die Schadensdokumentation. Fotos können sehr einfach über das mobile Endgerät direkt an der Ware gemacht und angehängt werden. Unnötige Wege werden vermieden. Alle relevanten Daten befinden sich so ausschließlich an einem Ort, ohne dass der Mitarbeiter Papier ausfüllen oder seinen Arbeitsplatz verlassen muss.

Stichprobenentnahme

In der Statusbearbeitung erfolgt eine weitere Verfeinerung der Warenbeschreibung am Wareneingang, zum Beispiel nach Auswertung einer Stichprobe. Eine Qualitätsfreigabe und damit die Integration des Qualitätsmanagements, ist ebenfalls direkt an der Ware möglich. Durch diese Datenbündelung greifen die Prozesse der einzelnen Bereiche nahtlos ineinander. Die höchsten Ziele einer erfolgreichen Wareneingangs-Phase sind es, kurze Durchlaufzeiten zu schaffen, den Platzbedarf und die Mitarbeiterbindung so gering wie möglich zu halten und eine hohe Prozessqualität zu erreichen. Dies kann durch den Einsatz von Fiori Apps (oder mobilen Apps) im Wareneingang signifikant verbessert werden.

Produktionsver- und -entsorgung

Für eine erfolgreiche Produktionsversorgung sind eine effiziente Lagerhaltung und optimal aufeinander abgestimmte Prozesse unverzichtbar. Um den Erfolg zu gewährleisten, ist eine „just-in-time“- oder die „just-in-sequence“-Warenbereitstellung immens wichtig. Die unterschiedlichen Arten der Bereitstellungen werden durch verschiedene Applikationen unterstützt. Leogistics passt die entsprechenden Apps an die Lagerverwaltungssoftware von Unternehmen an und berücksichtigt die Infrastruktur. Dazu zählt:

  • Unterstützung verschiedener Bereitstellungsarten, wie z.B. Bereitstellung zum Fertigungs-/Prozessauftrag, anonyme Bereitstellung oder Kanban.
  • Individuelle Bedarfskalkulation für die Bereitstellung durch Berücksichtigung von Beständen in der Produktion, Berücksichtigung von Sonderbeständen, bereits getätigten Abrufen sowie Integration in die ATP-Verprobung (Verfügbarkeitsprüfung).
  • Eigene Kanban App (Leer-Scan/Voll-Scan), integriert in SAP Kanban-Board, inklusive Verifizierung bei Entnahme und Verbringung.
  • Eigene App für manuelle Produktionsversorgung, um Bedarfe gezielt durch einen einfachen geführten Bestellprozess auslösen zu können.

Die Kommissionierung

Wie die einzelnen Prozessschritte der jeweiligen Kommissionierzone gestaltet werden, hängt grundsätzlich vom Aufbau und der Ablauforganisation des Lagers ab. Einheitlich bei allen Kommissionierprozessen ist die Entnahme (Quelle) und die Verbringung (Ziel) der Ware.

Mobile Kommissionierung

Mithilfe einer systemgesteuerten, mobilen App erhalten die Mitarbeiter aktuelle Kommissionieraufträge über die Arbeitsvorräte direkt auf ihr mobiles Endgerät.

Unabhängig von einstufiger oder mehrstufiger Kommissionierung ist die Vorgehensweise immer dieselbe. Die Quelle wird angesteuert, die Ware entnommen und verifiziert. Danach wird das Ziel angesteuert und die Verbringung verifiziert.

Je nach Komplexität der Auftragsabarbeitung sind unterschiedliche mobile Lösungen empfehlenswert. Ein Staplerleitsystem unterstützt dabei, mehrstufige Transportketten abzubilden und die Übergabevorgänge optimal zu Takten. Durch die Option „Fahren auf Sicht“ hat der Staplerfahrer die Möglichkeit, eigenständig Ladungsträger aufzunehmen und die Abgabe zu quittieren. Auch in Kombination von gedruckten Picklisten und Scannerunterstützung können Kommissioniervorgänge effektiv gesteuert werden.

Durch die Digitalisierung der Lager ist es möglich geworden, die Informationen aus dem Staplerleitsystem an die Steuerung des Staplers zu senden. Staplerleitsysteme und die Lagerverwaltungsumgebung arbeiten immer verzahnter und integrativer zusammen. Die Fahrauftrags-App ist in der Lage, Informationen in Echtzeit aus dem Lager direkt an die Stapler-Steuerung zu senden. Technisch kommt einfache Telegrammversendung via ABAP Push-Channel zum Einsatz.

Inventur Management App

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Mobile Apps sorgen überall, wo es um die Warenbestandsaufnahme geht, für klare Verhältnisse. Detailtreue und exakte Ergebnisse werden durch die Digitalisierung der Inventur garantiert. Die Inventur dient der Übersicht. Zählisten werden erstellt, Inventurbelege gedruckt, Differenzen geprüft und wieder ausgebucht. Egal, für welches Inventurverfahren sich einmal entschieden wurde, die Inventur Management App funktioniert auf Basis des Inventurbelegs.

Die Inventurergebnisse und Korrekturen können direkt in der App abgerufen und angepasst werden. Unternehmen erhalten so die Kontrolle darüber, wer was zählt und wieviel bereits gezählt wurde und überwachen den Fortschritt der Zählung ganz einfach in Echtzeit. Unterstützung beim Zählen der Waren bietet die Inventur-Zähl App, die den Zählenden zu den entsprechenden Lagerplätzen führt. Durch Verifizierung der einzelnen Lagerplätze wird die Verknüpfung zum Inventurbeleg hergestellt. Der Zählende scannt Material, ggf. die Charge und gibt die gezählte Menge ein. Anschließend wird er zum nächsten Lagerplatz geführt. Um die Inventur noch effizienter zu gestalten, ist es möglich, diese mittels Anbindung an eine RTLS (Real-Time Locating System) Plattform automatisiert durchzuführen. Hierbei werden die zuvor mit einem Tag versehenen Materialien durch den RTLS Service lokalisiert und automatisiert erfasst.

Ad-hoc Reporting

Die Bestandsinfo App unterstützt bei allen Fragen rund um die Lagerbestände. Das automatisierte Reporting ist zu jeder Zeit einsehbar. Ad-Hoc Bestandszahlen, Lagerplätze und Lagerorte sind abrufbar. Dargestellt wird die Rückmeldung in der so genannten Drill-down Funktion von Werk-, Lagerort bis Lagerplatz.

Auch Statusmeldungen von Kanban-Behältern sind möglich. In Echtzeit können die Stände der Behältnisse abgerufen und gegebenenfalls sofort eingegriffen und Füllstände optimiert werden.

Lager wird zum Smart-Warehouse

Der nächste Schritt zum Lager in Zeiten von Industrie 4.0 ist die Anbindung von RTLS. Durch das Tracken von Materialien und deren Positionen können Aktionen automatisiert ausgelöst werden, wie beispielsweise eine Materialumbuchung – komplett ohne Benutzer-Interaktion.

Bereit für Cloud und On-Premise

Leogistics arbeitet mit der neuen Standard UI-Technologie der SAP. Alle Apps sind SAP Fiori Apps (basierend auf SAPUI5). Datenbeschaffungs- und Verbuchungsroutinen basieren auf SAP Standard APIs aus dem ERP und sind ECC und S/4HANA ready. Außerdem können alle Apps sowohl über die SAP Cloud Plattform als auch On-Premise bereitgestellt und betrieben werden und sind zukunfts- und investitionssicher.

Empfehlung: Think big, start small

Bei Unternehmen, die vor der Entscheidung stehen, ihr Lager zu digitalisieren kann die Verbesserung ihrer Kennzahlen in kleinen Prozessschritten angestoßen werden. Viele Microprozesse führen zu raschen Erfolgen und somit zu einem schnellen Return on Investment. Leogistics unterstützt den Gedanken eines MVP (Minimum Viable Product) und entwickeln schnell einsatzfähige Apps, die sich kontinuierlich verbessern und schrittweise neue Funktionalitäten erlernen. Nach eigener Erfahrung ist es am sinnvollsten, prozessual bei neuer Softwareentwicklung eine agile Projektmethodik anzuwenden. Der Schlüssel des Erfolgs liegt bei der User Centricity – also der frühen Einbindung und Orientierung an den Bedürfnissen der Endanwender.

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