Symbiose aus Holz und Stahl

Kein alltägliches Projekt, insbesondere was den Standort der Lösungen anbetrifft. Hubert Schmid Bauunternehmen, Kranbaupartner von Stahl Cranesystems, erhielt den Auftrag zur Konstruktion und Montage von insgesamt vier Krananlagen, die in den Stationen der Nebelhornbahn in den Allgäuer Alpen für Wartungseinsätze vorgesehen sind. Neben den zeitlichen, logistischen und konstruktionsbedingten Herausforderungen waren vor allem architektonische Besonderheiten zu berücksichtigen.
 Das Dach der Bergstation wird von Holzleimbindern getragen. Der Einschienenhängekran mit einer Traglast von 1,6t musste daran bei Dachneigung horizontal abgehängt montiert werden.
Das Dach der Bergstation wird von Holzleimbindern getragen. Der Einschienenhängekran mit einer Traglast von 1,6t musste daran bei Dachneigung horizontal abgehängt montiert werden. – Bild: Stahl CraneSystems GmbH

Das Nebelhorn gehört zur Daumengruppe der Allgäuer Alpen. Touristen können den 2224m hohen Berg per pedes erreichen, oder aber weitaus schneller und bequemer mit der Nebelhornbahn. Sie trat vor mehr als 90 Jahren ihre Jungfernfahrt an und wurde 2019 grundlegend modernisiert, um für eine neue 10er Kabinenbahn Platz zu schaffen.

Die Bauarbeiten am Nebelhorn in Oberstdorf begannen im Sommer 2019. Die Modernisierung beinhaltete u.a. eine neue Tal- und Mittelstation sowie die Erweiterung der Bergstation.

Seilbahntechnik vom Experten

Die gesamte Seilbahntechnik inklusive der Kabinen lieferte Leitner mit Sitz in Sterzing (Südtirol), der als Gesamtprojektplaner u.a. auch die Montage und elektrischen Installationen übernahm. „Die gesamte Krantechnik für die Stationen musste zum Teil in Bereichen mit sehr beengten Platzverhältnissen integriert werden und sich an bereits vorhandene bauliche Gegebenheiten anpassen. Wir haben uns letztendlich für Hubert Schmid entschieden, weil das Unternehmen über das Know-how für die Implementierung der gewünschten Krantechnik verfügte und zudem Lösungen für die mitunter speziellen Schnittstellen, die hierbei zu berücksichtigen waren, bot. Als regionales Unternehmen kann Hubert Schmid überdies einen lokalen Service für die Krananlagen sicherstellen“, sagt Jan Sorg, Projektingenieur bei Leitner.

Projektbeginn für Hubert Schmid war Mitte 2020, wobei sich die Montagezeiten der Krane am Baufortschritt der einzelnen Bahnstationen orientierte. „Wir hatten demnach im Schnitt immer nur wenige Tage Zeit zur Montage und Installation“, erklärt Rainer Haase, Projektleiter bei Hubert Schmid Bauunternehmen.

Viel Maßarbeit nicht nur beim Transport

Die Bergstation der Nebelhornbahn (1932m ü. NN) erwies sich schon rein logistisch als echte Herausforderung, denn die Krane und Komponenten mussten über enge, steile Bergstraßen mit viel Geschick und Erfahrungen der Lkw-Fahrer zum Einsatzort transportiert werden. Aber auch bei der Installation der Krane selbst gab es aus Sicht von Jan Sorg einige Herausforderungen, denn der Einschienenhängekran mit einer Traglast von 1,6t musste an Holzleimbindern bei Dachneigung horizontal abgehängt montiert werden. „Jede einzelne Aufhängung der Einschienenlaufbahn ist somit eine Sonderkonstruktion“, betont Sorg.

Kettenspeicher nach Kundenwunsch

Die Länge der Einschienenlaufbahn des Krans (maximale Fahrgeschwindigkeit 40m/min) beträgt 13,42m. Installiert wurde außerdem ein Hubwerk mit einer Hubhöhe von 8,5m, einer Hubgeschwindigkeit von max. 8m/min und einer maximalen Katzfahrgeschwindigkeit von 20m/min. Der Kettenzug ST30 erhielt auf Kundenwunsch einen verkürzten Sonderkettenspeicher aus Stahlblech, um zu den beweglichen Teilen der Seilbahntechnik in der Bergstation einen Sicherheitsabstand von mindestens 500mm einhalten zu können.

Wenn jeder Millimeter zählt

Die Mittelstation erhielt zwei Krane, davon einen Einträgerhängekran mit einer Traglast von 2t und einer max. Fahrgeschwindigkeit von 20m/min. Auch dieser Kran mit einer Kranbahnlänge von 28,92m wurde an Leimbinder befestigt.

Das Hubwerk (max. Hubhöhe 19m) sollte möglichst viel Platz zu den Wartungsbereichen haben. Aus diesem Grunde wurde ein Kettenzug STK50 mit Superkurzer Katze und integriertem Sonderkettenspeicher gewählt.

Die Superkurze Katze erreicht mit einer um 60 Prozent reduzierten Bauhöhe maximale Hakenwege, was vor allem bei beengten Platzverhältnissen wie in der Mittelstation vorteilhaft ist. Die senkrecht montierten Kettenzüge basieren auf den Standardkomponenten des Kettenzugprogramms ST mit patentierter Kettenführung von Stahl Cranesystems.

Die Mittelstation verfügt überdies über einen Wartungstand für die Seilbahngondeln, der mit einem Einträgerlaufkran (Traglast 1,6t, Hubhöhe 8,5m) ausgestattet wurde. „Hier zählte wirklich jeder Millimeter. Daher entschieden wir uns ebenfalls für einen Kettenzug STK50 mit Superkurzer Katze“, so Haase.

Optimale Integration in die Architektur

Die Talstation der Nebelhornbahn besteht aus einer besonders eindrucksvollen Architektur aus Holz und Glas. Insgesamt 39 Holzleimbinder überspannen eine 10m hohe und komplett verglaste Halle. Der Einträgerhängekran mit einer Traglast von 2t sowie einer Hubhöhe von 8,5m und die Kranbahn, die sich über die gesamte Länge der Halle von 36,6m erstreckt, sollten sich möglichst optimal in das Bauwerk einfügen und durften daher keinesfalls die anspruchsvolle Architektur stören.

Anstelle von Flachstählen, wurde für die Aufhängung der Kranbahn eigens eine besonders filigrane Lösung entwickelt, die im Befestigungsbereich an den Leimbindern und an der Kranbahn einen größeren Querschnitt aufweist, während sie sich in der Mitte verjüngt. „Hierdurch fügt sich die Kranbahnaufhängung optisch optimal in die Gesamtarchitektur der Talstation ein. Für Kranträger und Kranbahn wählten wir außerdem einen Farbton, der den feuerverzinkten Kranbahnaufhängungen sehr nahekommt“, erklärt Rainer Haase.

Start in die Saison mit positivem Fazit

Das Kranbauprojekt wurde im März 2021 nach rund 10 Monaten abgeschlossen, sodass die Nebelhornbahn zum geplanten Eröffnungstermin fertiggestellt werden und im Mai 2021 den Betrieb aufnehmen konnte. „Wir sind mit den Leistungen und Ergebnissen von Hubert Schmid überaus zufrieden. Die Kommunikation und die Organisation auf den Baustellen haben während des gesamten Projektes wirklich hervorragend funktioniert“, so das positive Fazit von Jan Sorg.

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