Mehr Leistung im KI-gestützten Automatiklager

Für das neue Produktionslager von Danfoss Power Electronics A/S lieferte Still eine exakt aufeinander abgestimmte Kombination aus jeweils drei automatisierten Serien-Flurförderzeugen (MX-X und EXV). Durch das innovative Sicherheitssystem ELOshield sind Passanten vor herannahenden Fahrzeugen optimal geschützt.
 Die EXV navigieren mit 
rotierenden Laserscannern.
Die EXV navigieren mit rotierenden Laserscannern.Bild: Still GmbH / Gerd Knehr

Mit der Zunahme des Sortiments von Frequenzumrichtern für Elektromotorsteuerungen erreichten die manuellen Produktionsläger in Gråsten und Klipleff das Ende ihrer Kapazität. Danfoss Production Supervisor im neuen Lager in Tinglev, Martin Rosengreen Jessen: „Eine Kapazitätserweiterung durch Zusammenlegung der Läger mit einer automatischen Lagerhaltung war das Ziel. Damit wir auch für die Zukunft flexibel gerüstet sind, haben wir uns für das iGo System von Still mit automatisierten Flurförderzeugen entschieden. Dabei behalten wir durch das Full-Service-Leasing für die nächsten fünf Jahre die Lagerhaltungskosten immer im Blick.“

Im Automatiklager sind Schnittstellen der Palettenfördersysteme zu den AGVs (Automated Guided Vehicles) sowohl im Wareneingang als auch im Warenausgang. Ca. 2.000 verschiedene Artikel sind nach der ABC-Analyse auf etwa 8.800 Paletten untergebracht. Das Lager ist gegenwärtig in zwei Bereiche aufgeteilt: Zum einen in ein Schmalganglager für den voll automatisierten Betrieb und zum anderen in einen halb automatischen Lagerbereich. Dort wechseln schmale Gassen für die MX-X mit breiteren Gängen für die manuelle Kommissionierung aus den beiden unteren Zeilen der sieben Meter hohen Regale.

Effizientes Warehousing

Durch das neue Automatiklager sind an fünf Tagen in der Woche die täglichen Lkw-Lieferungen zur Produktion im nahe gelegenen Gråsten alle drei Stunden sichergestellt. „Die Zeitersparnis ist enorm. Zum einen durch die zentrale Lagerhaltung, jedoch vor allem zum anderen durch die Automatisierung unseres Produktionslagers, das wir jetzt rund um die Uhr betreiben“, hebt Martin Jessen hervor.

Durch die Umstellung der Fertigung auf neue Produktserien werden sich auch zukünftig die Anforderungen im Lager Tinglev ändern. Denn dann werden die Artikel auf Vollpaletten so angeliefert, wie sie auch später wieder ausgeliefert werden. Warehouse & Distribution Consultant von Danfoss Distribution Services in Gråsten, Henrik Rosendahl Laursen folgert daraus: „In naher Zukunft werden wir also weniger manuell und mehr automatisiert kommissionieren. Unser neues Lager Tinglev ist darauf bereits vorbereitet. Bei der Planung haben wir auf die Skalierbarkeit des Lagers geachtet. So können in den breiten Gängen, wo jetzt noch manuell kommissioniert wird, weitere Regale installiert werden.“

Für spezielle Einsätze lassen sich die automatisierten Serienfahrzeuge MX-X und EXV auch manuell bedienen. Still Projektleiter von Still Danmark in Kolding, Ole Lambrecht unterstreicht die Skalierbarkeit des Lagers: „Auf die zukünftig größeren Kapazitätsanforderungen können wir einfach mit weiteren AGVs schnell und flexibel reagieren.“

Bedarfsgerechte Automatisierung

Für die durchgängige Automatisierung des Materialflusses werden Still Serien-Flurförderzeuge mit dem iGo systems Automatisierungskit ausgestattet. Durch identische Komponenten, Steuerungen und Interfaces entsteht in kürzester Zeit ein leistungsfähiges AGV. Folgende Komponenten werden dabei installiert:

  • Laserscanner für die Navigation des Fahrzeugs
  • Automatisierungsbox für die Steuerungseinheit, welche die Fahraufträge aus dem Leitsystem empfängt
  • Kontrollleuchten für die Anzeige von Fahrzeugbewegungen
  • Sicherheitslaserscanner zur 360-Grad-Fahrzeugüberwachung und Personenschutz
  • Benutzerschnittstelle mit Bildschirm bzw. Touchscreen
  • Not-Aus-Taster am Hub-Mast und Bildschirm

Zur präzisen Palettenerkennung wurde zudem eine passende Sensorik jeweils an den Gabeln der AGVs verbaut.

Für das sichere und selbständige Bewegen der Fahrzeuge wurden verschiedene Navigationstechnologien aufeinander abgestimmt. So sind die MX-X in den Gassen induktiv geführt. Außerhalb navigieren alle AGVs mit Laserscannern, die ständig die Abstände zu installierten Reflektoren vermessen.

Sorgfältige Planung und Konzeption

Ein durchgängig automatisierter Materialfluss mit einem Sortiment automatischer Serienfahrzeugen zeichnen die iGo Systeme von Still aus. „Durch die Auswahl optimal aufeinander abgestimmter Technologien haben wir die Automatisierung bei Danfoss bedarfsgerecht analysiert, geplant und umgesetzt. Dabei war unter anderem bei der Auftragsvergabe an Still gegenüber den Marktbegleitern die kurzen Reaktionszeiten sowohl bei der Konzeptions- und Angebotserstellung als auch bei der Implementierung der Automatisierung entscheidend“, betont Ole Lambrecht. Nach ersten Gesprächen im September 2018 und der Auftragsvergabe im Februar 2019 erfolgte die Installation von Januar bis Mai 2020.“ Henrik Laursen fügt an, dass im Grundriss des ersten Lagerentwurfs noch 50 Kreuzungen zwischen AGVs und Passanten eingeplant worden seien. Dank den Optimierungen in der sorgfältigen Planungsphase wären diese auf fünf Kreuzungen minimiert worden.

Smartes Tool iGo Insights

Gesteuert und überwacht werden die AGVs vom einem Transport- und Verkehrsleitsystem. Transportaufträge werden vom Warehouse Management System im SAP-Host erzeugt und an das Leitsystem übergeben. Rund um die Uhr erzeugt dieses dabei eine riesige Menge wertvoller Daten, mit denen eine gründliche Analyse des Automatiklagers sowie der Prozesse aus einem übergeordneten Blickwinkel in der Mikrosoft Cloud durchgeführt wird.

Mit iGo Insights bietet Still für die Auswertung ein Tool, das aus der Fülle der gesammelten Prozessinformationen in der Cloud Zusammenhänge filtert und konkrete Handlungsempfehlungen ableitet. Warehouse Consultant, Henrik Laursen: „Damit können wir die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit unseres Systems weiter optimieren.“

Das smarte Tool nutzt das Prinzip des maschinellen Lernens, um die Performance des Systems zu verbessern. Alle Daten, die das Leitsystem über einen langen Zeitraum gesammelt hat, werden zur Auswertung in die Cloud geladen und sind über das verschlüsselte Webportal online jederzeit abrufbar. Eine lokale Infrastruktur oder Hardware wird also nicht benötigt.

Die KI gestützte Software erkennt im Datenverlauf Strukturen, berechnet Wahrscheinlichkeiten und ermöglicht damit proaktiv handeln zu können, wie zum Beispiel bei der Terminierung von Wartungen oder Reparaturen. Zur Kontrolle dienen auch die Kennzahlen zu Reaktionszeiten, Verkehrsdichte, Auslastung und Ausfallzeiten. Vorausschauend sind auch die täglichen Informationen zu Trends und Normabweichungen. Abrufbar ist iGo insights auf allen Weboberflächen für Desktops und mobilen Endgeräten. Damit ist auch ein Zugriff auf mehrere Standorte möglich.

Kluges Servicekonzept

Alle Fahrzeugbewegungen werden von iGo insights zur Identifizierung und Optimierung von Leistungsengpässen in Heatmaps aufgezeichnet. Eine Playback-Funktion ermöglicht dabei eine exakte Fehlerbestimmung durch Rückschau auf das Fahrzeug- und Systemverhalten. Ole Lambrecht erläutert: „Per Fernwartung können Systemfehler unmittelbar behoben werden. Bei Störungen an den AGVs reagiert unser Still Service innerhalb einer Stunde. Fehlercodes der Störungen werden auf den Displays der AGVs angezeigt, vom Service ausgelesen und unmittelbar behoben. Eine Werkstatt ist damit vor Ort nicht notwendig. Effektiv werden so weitere Kosten eingespart.“

Sicherheitssystem ELOshield

Das ELOshield System umfasst mehrere Komponenten, die funkbasiert miteinander kommunizieren und gemeinsam das All-in-One Warnsystem bilden. Begegnet ein Fahrzeug einem Fußgänger, so erkennt das stationäre Modul das sich nähernde Fahrzeug. Es erfolgt ein optisches und akustisches Signal. Im Gefahrenfall wird das Fahrzeug sogar verlangsamt.

Automatisiert wird jedem Stapler eine Tempoanpassung beim Rein- und Rausfahren in den Gängen zugewiesen. Die Gänge, wo kommissioniert wird, sind für die AGVs gesperrt. Das Stationär-Modul bietet somit zusätzlichen Personen- und Kollisionsschutz. So ist auch eine Geschwindigkeitsregulierung für spezielle Bereiche möglich. Während der Kommissionierung an den Regalen wird ein herannahendes AGV auf der anderen Seite des Regals unmittelbar gestoppt. Damit wird effektiv die Gefahr eines Unfalls beim Kommissionieren im Regal verhindert.

Fazit

Mittels der Skalierbarkeit reagiert das Still iGo Automatiklager Tinglev auf Umschlagsspitzen äußerst flexibel. Martin Jessen resümiert zufrieden: „Unser neues Lager hat sich bereits bestens bewährt. Während des laufenden Lagerbetriebs konnten wir mit manuell geführten MX-X die Regale, Gasse für Gasse, für den automatischen Betrieb einrichten. Eine erste Analyse ergab bereits eine Kosteneinsparung von zirka 20 Prozent.“

Das Lager im dänischen Tinglev ist ein echtes Benchmark Projekt: In Rødekro erbaut Danfoss gegenwärtig ein modernes Distributionszentrum mit derselben Technologie von Still. Es ist für den automatisierten Betrieb von 15 MX-X und 5 EXV ausgelegt.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Ferag AG
Bild: Ferag AG
Unified-Control-System 
für das Lager der Zukunft

Unified-Control-System für das Lager der Zukunft

Lagerverwaltungssoftware revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Lagerbestände organisieren, verfolgen und optimieren, indem sie effiziente Prozesse, Echtzeit-Daten und automatisierte Funktionen bereitstellt. Letztendlich ermöglicht eine effektive Lagerverwaltungssoftware Unternehmen, flexibler zu sein, sich schneller an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen und somit rentabel und wettbewerbsfähig zu bleiben und nachhaltig zu wachsen. Trotz Vorteilen, die auf der Hand liegen, sind die mit der Implementierung verbundenen Kosten und Prozessumstellungen nicht selten eine Hemmschwelle, die Unternehmen überwinden müssen. Ferag.doWarehouse ist eine innovative Software, welche die Standards für die Lagerverwaltung neu definiert. Sie bietet eine ebenso unkomplizierte wie maßgeschneiderte Lösung für Unternehmen jeder Größe und Komplexität.

Bild: GIS AG
Bild: GIS AG
Rigging-System 
für Multifunktionsarena

Rigging-System für Multifunktionsarena

Im Oktober 2022 konnten die ZSC Lions ihr neues Heimstadion einweihen. Die Swiss Life Arena ist nicht nur eines der größten Eishockeystadien der Schweiz, sondern vor allem auch eine Multifunktionsarena mit modernster Infrastruktur für die unterschiedlichsten Events und Anlässe. Zur Ausstattung gehört ein Rigging-System an der Hallendecke, das in Zusammenarbeit mit den Firmen B+T Bild+Ton und GIS realisiert wurde. Es besteht aus sechs Traversen und insgesamt 30 Elektrokettenzügen, die bequem über einen Touch-Controller gesteuert werden können.

Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH
Bild: MHP Management- und IT-Beratung GmbH
Sportwagenhersteller setzt 
auf zentrale Leitsteuerung

Sportwagenhersteller setzt auf zentrale Leitsteuerung

Porsche bindet in der Intralogistik Automated Guided Vehicles (AGVs) ein, die ab sofort über den MHP FleetExecuter gesteuert werden. Damit setzt der Autobauer erstmals in der Unternehmensgeschichte auf eine zentrale Flottenleitsteuerung. Die in die bestehende IT-Infrastruktur integrierte Cloud-Lösung ist in den Stammwerken in Zuffenhausen im Einsatz. Dort dient sie als funktionaler Core der Automatisierung des Logistikprozesses. In Kürze sollen weitere Roll-outs folgen, etwa beim Bau des Taycan. Geplant sind zahlreiche Projekte, bei denen insgesamt mehrere hundert Fahrzeuge in unterschiedlichen AGV-Flotten mit über 300 Funktionen im Einsatz sind. Die Tochtergesellschaft von Porsche ist dabei für Beratung, Implementierung, Produktentwicklung sowie Service und Support verantwortlich.

Bild: MiR Mobile Industrial Robots ApS
Bild: MiR Mobile Industrial Robots ApS
Kollaborative Sicherheit

Kollaborative Sicherheit

Die fortschreitende industrielle Automatisierung hat ein neues Stadium erreicht: Autonome mobile Roboter (AMR) sind mittlerweile aus Produktionshallen und Logistikzentren weltweit nicht mehr wegzudenken. Diese Technologie ermöglicht es Unternehmen, eine breite Palette von Aufgaben und Prozessen zu automatisieren, was zu einer signifikanten Steigerung der Produktivität und wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit führt. Doch gleichzeitig müssen wir uns den neuen Sicherheitsherausforderungen stellen, die mit der Integration dieser Systeme einhergehen. In diesem Zusammenhang stellt sich die zentrale Frage, wie AMR dazu beitragen können, die physischen Sicherheitsstandards in der Industrie zu erhöhen und gleichzeitig die Resilienz gegenüber Cyberangriffen zu stärken.